Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
daran ersticken zu müssen.
Er konnte die Identität seines Konkurrenten nicht erkennen. Aber es war eindeutig, dass sie ihn erst seit kurzem kannte. Der junge Mann gehörte nicht zu ihrem normalen Freundeskreis. Das zumindest war beruhigend.
Er durfte nur nichts mehr wie bisher dem Zufall überlassen. Er musste sein planmäßiges Vorgehen konsequent in die Tat umsetzen.
Er musste einem möglichen Konkurrenten zuvorkommen.
Kapitel 4 - Verfestigt
1
Ich war meinem Vorsatz treu geblieben und hatte es in die Schule geschafft. Die ersten zwei Stunden verplemperte ich damit, dass ich eine Matheabituraufgabe aus dem Jahr 1998 durchrechnete. Der Sinn der Übung blieb mir zwar schleierhaft, denn entweder man konnte die Aufgaben lösen, oder eben nicht, aber sie vertrieb mir recht angenehm die Zeit.
Im Hinausgehen gab unser Lehrer jedem ein Lösungsblatt und die dringende Mahnung mit auf den Weg, die verbliebene Zeit bis zur Prüfung mit intensivsten mathematischen Studien zu verbringen. Ich bedankte mich höflich für die Kopie und den guten Rat. Das Blatt schmiss ich in den nächsten Abfalleimer um die Ecke und ging in die Pause.
Kaum hatte mir Vanessa das Begrüßungsbussi auf die Backe gedrückt, wurde sie misstrauisch und sah mich prüfend an.
„Was ist denn mit unserer süßen Kleinen heute los?“
Katharina wurde ebenfalls hellhörig und musterte mich eingehend. „Sie strahlt heute …. Wir hatten gerade Mathe, das macht ihr immer viel Freude“, mutmaßte sie mit leichtem Zweifel in der Stimme.
„Nein, nein das ist es nicht, das muss etwas anderes sein“, erwiderte Vanessa, während sie mir von Nahem ganz tief in die Augen blickte. Sie runzelte die Stirn. „Wenn ich’s nicht genau wüsste, würde ich sagen...“
„Aber doch nicht unsere Lilith“, meinte Katharina.
„Ihr seid unmöglich“, regte ich mich auf. „Und überhaupt stimmt das gar nicht, was ihr wieder denkt.“
„Was denken wir denn?“, fragten Vanessa und Katharina synchron. Sie sahen dabei aus wie zwei kleine Elfen auf einer Weihnachtspostkarte.
„Na was wohl“, antwortete ich. „Ihr habt doch nur Männer im Kopf, vor allem du, Vanessa.“
„Habe ich mich mit diesem Asmodeo nach zehn Minuten von der Grillfete am Weiher verdrückt oder warst du Unschuldsengel das, hm?“
„Mit Asmodeo hat das überhaupt nichts zu tun“, stellte ich klar.
„Oh mein Gott, jetzt hat sie schon wieder einen Neuen. Das glaub ich jetzt nicht!“ Vanessa hielt sich die Hände vors Gesicht. Zwischen ihren Fingern hindurch grinste sie mir zu.
„Vanessa, du musst aufpassen, sie wird noch deinen Männerrekord brechen“, setzte Katharina eins drauf.
„Ihr seid so was von fies“, protestierte ich lachend.
„Wir hören sofort damit auf, wenn du uns versprichst, alles haarklein zu erzählen. Und wenn ich alles sage, meine ich auch alles.“ Vanessa blickte auf die Uhr. „Jetzt ist gleich Religion, da fällt es nicht auf, wenn wir abwesend sind. Ich schlage vor, wir setzen uns ab und trinken einen schönen heißen Cappuccino. Ich lade dich auch ein, Lilith.“ Vanessa hakte sich bei mir und bei Katharina unter - mir blieb gar keine andere Wahl, als mitzugehen.
Keine hundert Meter von unserer Schule entfernt war ein wunderschönes altes Café, in dem wir schon manche Unterrichtsstunde verbracht hatten. Die Sonne schien und wir setzten uns an unseren Stammplatz in der Ecke des kleinen Hinterhofes, der zu dem Lokal gehörte. Bald standen drei duftende Cappuccinos vor uns. Vorsichtig trank ich den ersten Schluck, der Kaffee war sehr heiß und ich leckte mir genüsslich den Milchschaum von den Lippen.
Vanessa wurde unruhig. Sie wippte auf ihrem Stuhl hin und her. „Na, schmeckt dein Cappuccino?“
Ich versuchte, Zeit zu schinden. „Ja, danke, vorzüglich. Diese neue Schokonote…“
„Schluss mit dem Unfug. Wir wollen jetzt Fakten, Tatsachen, du weißt genau, was ich meine!“ Vanessa schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, dass die Löffel in unseren Tassen klirrten.
„Wir erzählen dir doch auch immer alles. Und dir müssen wir jede Einzelheit aus der Nase ziehen. Wir haben nur eine halbe Stunde Zeit, also leg los“, sagte Katharina.
„Hm, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“ Es kam mir vor, als würde ich einen Vertrauensbruch an Johannes begehen, wenn ich mit meinen Freundinnen über ihn sprechen würde.
„Sag uns einfach seinen Namen, vielleicht kennen wir ihn“, meinte Katharina. „Vielleicht kennt ihn
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