Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für ein Lied und hundert Lieder

Für ein Lied und hundert Lieder

Titel: Für ein Lied und hundert Lieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
Vom Netzwerk:
unweigerlich auch auf Geister treffen, für unseren geschätzten Genossen Wang Er wurde auf der berühmten Chengyu-Fernstraße das entscheidende Netz aufgespannt, er wurde von Agenten in Zivil eingekreist, mit zahlreichen Kugeln im Körper kämpfte er bis zum Äußersten, bis zum heldenhaften Opfertod.
    Der Bergfluss weint, das ganze Land trägt Trauer. Heute nehmen wir Abschied von unserem lieben Genossen Wang Er, im Namen des Zentralkomitees, des Staatsrates und des Nationalen Volkskongresses bestätigen wir ihn posthum als Vorsitzenden des Diebesverbandes Chongqing und als Ehrenvorsitzenden des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas. Wir hoffen, dass wir alle aus unserer Trauer Kraft schöpfen, sein revolutionäres Vermächtnis anzutreten und auf dem Weg, den Genosse Wang Er uns gebahnt hat, mit großer Kühnheit weiter voranzuschreiten!
     
    Genosse Wang Er wird unsterblich sein!«
     
    Nach Abschluss dieser Ansprache stimmte das Nasal-Musikkorps die Nationalhymne an, Ji Hua, als Moderator, verlas die Beileidstelegramme der wichtigsten politischen Führer aus aller Welt. Das Telegramm der früheren englischen Premierministerin Thatcher lautete: »Schockiert von der Todesnachricht, die ganze Welt trauert.«
    Der frühere amerikanische Präsident Reagan schrieb: »Ein großer Stern ist untergegangen, die Diebe des Westens betrauern über den Ozean hinweg den Tod des chinesischen Kollegen.«
    Li Denghui, der Präsident der Republik Taiwan, hielt eine Rede: »Voller Schmerz betrauern wir den Tod des Vorsitzenden Wang, dieses Diebesbabys aus Chongqing, er wagte sich hinaus in den heftigsten Kugelregen, Bahnhof und Kais waren sein zweites Zuhause, lange hatte er zu tun mit der Polizei der chinesischen Kommunisten, dass er ein Volksheld wurde, hat er verdient, er war eine Stütze von Staat und Partei.«
    George W. Bush, der gegenwärtige Präsident der USA , seufzte bewundernd: »Oh weh! Warum haben wir dieses Genie, das so viele Kämpfe bestanden hat, nicht in den Irak geschickt, um Saddams Schädel zu stehlen?«
    Das Musikkorps variierte die Trauermusik und stellte sich summend am Kang an, um sich am Hinterteil von Jiang Zemin, Li Peng, Qiao Shi und Qian Qichen einzureihen, sich um die sterblichen Überreste des Helden zu scharen und der Witwe des Diebes Wang, die in einer Ecke fröstelte, ihr Beileid auszusprechen.
    Ji Huas Jiang Zemin war charmant und naiv angelegt, nach dem Händeschütteln tätschelte er noch die schmutzigen Gesichter der Diebeskönige; der Li Peng, zu dem man den Großen Drachen geschminkt hatte, war ein richtiger Galgenstrick, er weinte und hat doch tatsächlich gleichzeitig der Witwe zwischen den Beinen herumgefummelt; die Beileidsworte des Außenministers Xian Qichen bestanden lediglich aus zwei Worten: »Fick dich.«
    Die Trauerkundgebung ging zu den Klängen der großartigen »Internationalen« zu Ende, alle stiegen vom Kang herunter und verbeugten sich dreimal vor dem Toten. Unerwartet meldete sich auch der Wachsoldat vom ersten Stock zu Wort: »Zum Auftakt hättet ihr euch auch dreimal verneigen müssen. Außerdem müsste das Bild über dem Kopf des Toten stehen.«
    »Warum hast du das nicht früher gesagt?«, schrie der Tote und setzte sich auf.
    »Ich hatte damit zu tun, für Euch Ehrenwache zu stehen, Herr Vorsitzender.« Der Wachsoldat hatte das Gewehr quer um den Hals hängen und stand bei seiner Antwort stramm. Dann fuhr er lässig mit seiner Kritik fort: »Insgesamt kam das gut rüber, nur die Fahne der Partei sah von oben ein bisschen schief aus.«
     
    Mitte Juli wurde Wang Er als Anführer einer Bande von Räubern und Dieben in erster Instanz zum Tode verurteilt.
    »Konterrevolution, unser gemeinsamer Weg ist bald zu Ende«, lachte er traurig und zog an seiner Fußfessel. »Wenn ich mich hier und da unmenschlich gezeigt habe, dann hast du was an den Augen.«
    »Sei vorsichtig, wer die Zelle wechselt, leidet«, warnte ich, »deinen Revisionsantrag habe ich geschrieben, und wie auch immer, wir müssen darum kämpfen, dass wir diesen Weg bis zu Ende gemeinsam gehen.«
    »Wir überlassen das dem Schicksal, Konterrevolution. Manchmal werde ich nervös und halte es nicht mehr aus, dann suche ich Streit.«
    »Die meisten hier in diesem Raum sind von dir geschurigelt worden. Wenn ich draußen bin, dann besuche ich deine Tochter, wie soll ich ihr dich beschreiben?«
    »Ganz wie du willst.«
    »Von wirklichen Verrückten einmal abgesehen, glaube ich nicht, dass auf dieser

Weitere Kostenlose Bücher