Fuer eine Nacht und fuer immer
hatte.
Außerdem brauchte sie keine bezahlte Arbeit aufzunehmen, da sie geerbt hatte. Aber sie musste etwas tun. Die Wohltätigkeitsveranstaltungen, die sie früher gemeinsam mit ihrer Mutter organisiert hatte, reichten ihr nicht.
Bis sie herausgefunden hätte, was sie tun wollte, würde sie weiter Dessous entwerfen. Das machte sie nun schon seit ein paar Jahren. Es war zwar nur ein Hobby, aber sie liebte es, die Stücke zu entwerfen, liebte es, sie anzufertigen und vor allem liebte sie es, sie zu tragen.
Unter ihrer unauffälligen Oberbekleidung konnte sie ihre geheime Leidenschaft für Aufregendes ausleben und die sinnliche Frau sein, die sie gern gewesen wäre. Die sie gewesen war, mit Nic …
Hör auf, ständig daran zu denken!
Als sie sich der Baumgruppe näherte, sah sie eine prachtvoll blühende Bougainvillea, die eine hohe, helle Mauer überwucherte. Sie erspähte eine Lücke im Blattwerk und ging hindurch. Ein großer Sonnenschirm versorgte den darunterstehenden Tisch und die Stühle mit Schatten. Für die Sonnenhungrigen gab es ein paar Liegestühle, auf denen gestreifte Polster lagen. Doch momentan schienen alle mehr Interesse am Strand zu haben, denn weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Perfekt.
Sie klappte ihren Zeichenblock auf und legte ihn auf den Tisch, dann holte sie ihre Stifte heraus und fing an zu skizzieren.
Lebendige Farben und klare Formen. Verspielte, aufregende Modelle, die das Gefühl von Freude und Sommer vermittelten. Aber da sie noch so sehr mit sinnlicher Energie aufgeladen war, fielen ihr nur erotische Sachen ein. Zum Beispiel Slips, die im Schritt offen waren. Hmm … vor ein paar Tagen wäre ihr so etwas ganz gelegen gekommen …
Während sich in ihrem Kopf die Ideen formten, huschte ihre Hand schneller über das Papier. Gerade, als sie einen Entwurf für einen BH fertiggezeichnet hatte, bei dem ein Strahlenkranz von einem kleinen Loch in der Mitte der Körbchen ausging, hörte sie jemanden mit schweren Schritten näherkommen.
„Hallo, Sie da.“ Eine tiefe Männerstimme durchbrach die Stille. Eine strenge, verärgerte Stimme. Und sie kannte die Stimme. Charlotte zog den Hut tiefer ins Gesicht, rückte die Sonnenbrille zurecht und lugte vorsichtig unter der Hutkrempe hervor.
Mit großen Schritten kam Nic auf sie zu. Er trug weiße Shorts und war ansonsten nackt, sodass der größte Teil seines durchtrainierten Körpers in der Sonne glitzerte. Er war wohl schwimmen gewesen oder hatte trainiert. Wohl eher Ersteres, wenn man seine an den Oberschenkeln klebenden Shorts betrachtete. Sie hielt den Atem an, und ihr Puls begann zu rasen.
„Verfolgst du mich etwa? Weil …“
„Ich? Sie? Verfolgen?“, bellte er. „Sie befinden sich auf einem Privatgrundstück.“ Ein paar Meter vor ihr blieb er abrupt stehen und hielt sich die Hand über die Augen, um im Gegenlicht sehen zu können. „Charlotte?“
Mit zitternden Händen klappte sie den Zeichenblock zu und stand auf. „Ich …“
„Was machst du hier?“
„Ich kann hier im Resort hingehen, wo ich will. Und was meinst du mit Privatgrundstück?“ Plötzlich beschlich sie eine weniger erfreuliche Ahnung. Er hatte nicht gemeinsam mit ihr ins Hotel eingecheckt … „Nichts deutet darauf hin, dass das hier ein Privatgrundstück sein könnte. Was machst du …“
„Und was ist mit dem Schild am Tor?“
„Welches Tor?“ Sie drehte sich nach der Stelle um, an der sie hineingekommen war. „Oh. Das Tor.“ Das große zweiflügelige Tor, an dem mit dicken schwarzen Lettern ‚Privatgrundstück – Betreten verboten‘ stand. Sie drehte sich wieder zu Nic um. „Wenn du es so weit offen lässt, dass man es gar nicht sieht, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn jemand hereinkommt.“
„Wahrscheinlich haben die Möbelpacker vergessen, es wieder zuzumachen.“
Tausende von Fragen gingen ihr durch den Kopf. „Wohnst du etwa hier?“
Den Blick neugierig auf ihren Skizzenblock geheftet kam er näher. „Was machst du da?“
„Nichts.“ Rasch nahm sie den Block vom Tisch. „Ich zeichne nur ein bisschen. Blumen. Blätter. Formen. Nichts Besonderes.“
„Und das soll ich dir glauben?“ Er sah ihr fest in die Augen. „Woher soll ich wissen, dass du nicht mich verfolgst? Eigentlich weiß ich ja überhaupt nichts über dich, Charlotte, stimmt’s? Vielleicht bist du ja hier, um mich …“
„Wer bist du?“
„Nic Russo. Und ich wohne hier. Zeig mir jetzt, woran du gerade gearbeitet hast.“
Skizzen von
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