Fuer eine Nacht und fuer immer
ein ersticktes Geräusch von sich und sog an ihrem Trinkhalm. Nie hatte er so schöne Augen gesehen. Selbst im Halbdunkel ging dieses Leuchten, von dem er sich so sehr angezogen fühlte, von ihnen aus. Wie eine Motte vom Licht.
Er beugte sich vor. „Frag mich etwas.“
„Gut, ich habe eine Frage. Kasanita hat angedeutet, dass du länger weg warst, aber du hattest doch gesagt, dass du hier lebst. Wie passt das zusammen?“
„Ich habe noch eine Wohnung in Adelaide. Und ich wohne mal hier, mal dort.“
Sie blinzelte. „Du kommst auch aus Adelaide?“
„Ursprünglich aus Victoria. Aber ich bin vor mehr als zehn Jahren nach Südaustralien gezogen. Also kann es schon sein, dass wir uns in Adelaide in der Rundle Mall über den Weg laufen.“
„Ja. Ich lebe zwar im Barossa Valley, aber ich bummele gern in der Rundle Mall.“
„Du bist nicht zufällig mit Lance Dumont verwandt, oder?“
Lance Dumont war eine große Nummer in der gehobenen Gesellschaft Südaustraliens. Er war der Besitzer des Weinguts „Three Cockatoos“, dessen Weine immer wieder ausgezeichnet wurden. Und steinreich.
Nickend senkte sie den Blick. „Er war mein Vater.“
„Also bist du tatsächlich eine Prinzessin.“ Doch dann fiel Nic ein, dass Lance und seine Frau bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen waren. „Oh, nein, Charlotte! Es tut mir leid … ich wollte keine traurigen Erinnerungen wecken.“
„Schon in Ordnung“, sagte sie mit bemüht unbekümmerter Stimme, als sie mit schwimmenden Augen zu ihm aufsah. „Es ist ja schon ein paar Jahre her. Aber ich vermisse sie immer noch. Und Travers, natürlich.“
„Travers?“ Ein Freund? Oder gar ein Ehemann ?
„Mein Bruder. Ich habe an diesem schrecklichen Nachmittag meine gesamte Familie verloren. Seitdem ist mein Leben nicht mehr wie vorher.“
„Das ist hart“, sagte Nic leise. Obwohl er keine Ahnung hatte, wie es war, eine Familie zu haben – oder, besser, wie es war, eine Familie zu haben, in der man einander liebte und füreinander sorgte – konnte er ihren Schmerz nachfühlen. „Weiß man, wie es passiert ist?“
„Dad ist geflogen und hatte einen Herzinfarkt. Wir hatten keine Ahnung, dass etwas mit seinem Herz nicht stimmt; er war immer so fit und voller Leben.“ Sie lächelte ein trauriges Lächeln, das ihm sehr nahe ging.
Ihre Spezialitätenplatte wurde gebracht und sie begannen zu essen.
„Nach dem Vorfall bist du sicher den Umgang mit der Presse gewohnt, oder?“, fragte Nic und nahm eine Melonenkugel mit Kokosüberzug.
„Ich habe die Medien soweit wie möglich gemieden.“
„Was wollte der Idiot am Flughafen von dir?“
„Ich …“ Sie seufzte und starrte ihr Weinglas an, das sie zwischen den Fingern drehte.
„Du solltest es mir sagen. Falls es noch einmal passiert …“
„Wenn es noch einmal passiert, wirst du nicht da sein, um mir zu helfen“, antworte sie, und er wusste, dass sie recht hatte. Sie würde in zwei Wochen abreisen – er nicht.
„Vor sechs Wochen haben ich und mein Verlobter uns getrennt. Er ist eine Person des öffentlichen Lebens. Der Reporter hat eine Story dahinter vermutet. Naiverweise habe ich angenommen, dass er mich in Ruhe lassen würde, wenn ich meine Identität leugne.
„Hast du ihn geliebt? Den Verlobten?“ Seine Frage überraschte ihn. Noch mehr aber überraschte ihn der Grund für seine Frage, und dass sich sein Herz ein wenig zusammenzog.
Natürlich hatte sie den Mann geliebt. Eines war Nic mittlerweile klar geworden: Wenn sich Charlotte an jemanden band, dann auf Dauer – egal, ob es um ihre Familie oder einen Mann ging. Wahrscheinlich hatte nicht sie, sondern er die Verlobung gelöst.
Auf jeden Fall wich sie seiner Frage aus, indem sie selbst eine stellte. „Wie steht es mit deiner Familie, Nic?“
Er sprach nie über seinen familiären Hintergrund. Und dann auch noch mit Charlotte Dumont, einer Prinzessin der gehobenen Gesellschaft? Er stammte aus einem anderen Universum. Sie wollte heiraten und eine Familie gründen, während er ein überzeugter Junggeselle war, der ausschließlich für die Arbeit lebte. Sie hatten nichts gemeinsam.
Außer im Bett.
Und war das nicht gerade das Einzige, was zählte? „Ich habe keine Geschwister“, antwortete er. „Meinen Vater habe ich nie kennengelernt, und meine Mutter ist vor zwölf Jahren gestorben.“ Er nahm sein Glas. „Und das war’s auch schon.“
„Nein.“ Mit mitleidvollem Blick ergriff sie nach kurzem Zögern seine Hand. „Das ist
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