Fuer eine Nacht und fuer immer
respektiere die Privatsphäre von anderen. Aber ich hätte nichts dagegen, wenn du mir ein bisschen über dich erzählen würdest.“ Mit dem Kinn wies er auf den Laptop auf dem Tisch. „In irgendwelchen sozialen Netzwerken wirst du mich nicht finden.“
Sie errötete. „Ich habe gar nicht … nicht sehr.“ Rasch ging sie zum Tisch und schaltete den Computer aus. „Du hast gesagt, dass du Computerspiele entwickelst. Und da dachte ich, dass es bestimmt irgendwelche Seiten gibt, über die deine Fans dich kontaktieren können.“
„Ich verwende ein Pseudonym.“
„Wie praktisch.“ Ihr Blick war ebenso skeptisch wie ihr Tonfall.
„Nicht wahr?“ Er ging zu ihr, zog sein Portemonnaie aus der Hosentasche und zeigte ihr seinen Führerschein. „Hier, lies. Laut.“
„Dominic T. Russo.“ Sie nickte. „Okay.“
„Und …“, er zog ihre Zeichnung hervor, faltete sie auf und hielt sie ihr hin, „… ich nehme an, dass du dich schon gefragt hast, wo die geblieben ist.“
Sie warf einen Blick darauf, schloss die Augen, faltete das Blatt zusammen und murmelte etwas unerwartet Derbes.
„Charlotte, du überraschst mich immer wieder.“ Er liebte es, wie sie errötete, liebte ihre Empfindlichkeit, die sie nicht zu verbergen vermochte. Das – wie ein paar andere Dinge – sprach seinen Beschützerinstinkt an. „Bei mir sind deine Geheimnisse sicher.“
Als sich ihr Blick verfinsterte und gleichzeitig zu sprühen begann, wusste Nic, dass sie an die gemeinsam verbrachte Nacht dachte. Sie sah auf das zusammengefaltete Blatt hinunter. „Ich habe gar nicht nachgesehen, ob ich alle dabei hatte. Du hast mich heute Morgen zu sehr durcheinandergebracht.“ Sie fächelte sich mit dem Papier Luft zu. „Du bringst mich immer noch durcheinander.“
„Tue ich das?“, fragte er und setzte eine besorgte Miene auf. „Kann ich irgendetwas dagegen tun?“
„Das kann ich dir leider nicht sagen, weil ich fürchte, dass ich sonst hektische Flecken bekomme.“
„Wie wäre es, wenn du antwortest, und wir uns anschließend gemeinsam um die Flecken kümmern?“
„Hmm …“ Doch dann schob sie die Seite in ihren Zeichenblock und sagte: „Danke, dass du sie mir hergebracht hast.“
„Ich habe mir gedacht, dass es dir sicher nicht gefällt, wenn das irgendwo herumfliegt. Es sieht wichtig aus.“
„Kann sein“, antwortete sie, ohne näher darauf einzugehen, und verstaute ihren Laptop. „Ich wollte mich gerade umziehen und runtergehen, um mir den Tanz anzuschauen.“
„Das trifft sich gut, denn ich bin hergekommen, um dich zu fragen, ob wir zusammen hingehen und danach vielleicht etwas essen wollen. Aber du brauchst dich nicht umzuziehen. Lass den Sarong an. Bitte.“
„Na gut. Aber ich brauche ein Paar Minuten, um mich frisch zu machen“, sagte sie und verschwand ins Badezimmer.
Er setzte sich auf einen der Bambussessel und wartete. Ihr Koffer stand offen auf der Gepäckablage. Er ließ seinen Blick über den Inhalt wandern. Unterwäsche. In allen Farben und Formen, alles, was man sich vorstellen konnte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wollte er lieber ihr beim Tanzen zusehen. Und sie würde dabei das tragen, was er aussuchen würde. Anschließend würde er es ihr genüsslich und langsam ausziehen.
Doch er zwang sich, nicht weiter daran zu denken. Heute wollte er erfahren, wie sie war, wenn man mit ihr unter die Leute ging. Er wollte sie als Person kennenlernen.
Erst mal, zumindest.
Er ging zum Fenster und betrachtete die sich im Meer spiegelnde untergehende Sonne. Sie würden einander ein bisschen besser kennenlernen und ein paar Nächte mehr miteinander verbringen, bevor Charlotte abreiste. Er würde sich nicht einmal einen Vorwand einfallen lassen müssen, um das Ganze zu beenden und zu verschwinden.
Perfekt.
Mit zitternden Händen kämmte sich Charlotte die Haare. Nic zu sehen hatte sie nervös gemacht. Abgesehen davon, dass ihr lustvolle Schauer über die Innenseiten ihrer Schenkel liefen, seitdem er ihren Flur betreten hatte, lag das vor allem daran, dass er eine ihrer gewagten Zeichnungen zu Gesicht bekommen hatte. Sie zog den Knoten ihres Sarongs zwischen den Brüsten nach. Ihr Haar ließ sie offen und strich es auf einer Seite hinters Ohr.
Soviel also zu ihrer Bitte, Nic möge sich von ihr fernhalten. Sie wusste genau, wie dieser Abend enden würde, wenn es nach ihm ging. Und genauso gut wusste sie, dass sie nicht dagegen ankämpfen würde.
Tatsächlich freute sie sich auch darauf, den
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