Fuer eine Nacht und fuer immer
viel später schlief er schließlich ein.
8. KAPITEL
Am folgenden Morgen inspizierte Charlotte ihre Reisegarderobe. Heute wollte sie sich so anziehen, wie sie sich fühlte: sonnig und glücklich. Sie wollte zu den Fidschi-Inseln passen. Und sie wollte, dass es Nic auffiel.
Eine Stunde, bevor sie mit Nic verabredet war, ging sie einkaufen. Sie wählte ein Dutzend Bilderbücher und Stifte für Kasanitas Klasse aus. Dann probierte sie ein paar Kleider an und entschied sich schließlich für eines mit exotischem Druck in Gelbgrün und Pink. Dabei dachte sie daran, wie Nics Blick gestern Abend fast ihren Sarong in Brand gesetzt hatte, bevor er ihn ihr ausgezogen hatte.
Als sie sich im Spiegel ihres Bungalows betrachtete, fand sie, dass sie eine recht untypische Wahl getroffen hatte. Aber es gefiel ihr, einmal eine Andere zu sein. Und hier auf Fidschi brauchte sie sich keine Sorgen zu machen, dass jemand sie erkannte. Also konnte sie ganz sie selbst sein. Angenehm unbeschwert griff sie nach ihrem Sonnenhut.
Als sie zum Empfang ging, wo sie Nic treffen wollte, sah sie ihn auf dem Rasen weiter unten mit ein paar weiblichen Angestellten reden und blieb einen Moment stehen. Er trug khakifarbene Shorts und ein weißes T-Shirt mit schwarzem Schildkrötenmotiv, sein Haar wurde vom Wind gezaust und sein Lächeln war selbst aus der Ferne blendend.
Wie Flynn war er ein geselliger Mensch. Aber anders als Flynn setzte Nic seinen Charme nicht ein, um irgendwie voranzukommen. Er ließ sich Zeit für andere Menschen, weil sie ihm wirklich etwas bedeuteten. Und das machte ihn so attraktiv.
Ihr Herz zog sich zusammen und schien sich von ihrem Körper lösen zu wollen, um sich alleine auf den Weg zu machen. Doch es kam nicht infrage, dass sie sich in Nic verliebte. Das hier war nichts weiter als eine Ferienromanze.
Schließlich ging sie weiter zum Empfang; sie ließ sich Zeit, damit sich ihr Puls beruhigen würde.
Auf dem Weg blieb sie bei den Frauen aus dem Dorf stehen, die täglich die Anlage besuchten und handgefertigte Waren verkauften. Nachdem sie ein Armband aus kleinen gelbgrünen Steinen ausgewählt hatte, ging sie auf Nic zu. Sie fühlte sich ebenso begehrenswert wie am Abend zuvor.
„Bula, Charlotte.“ Er musterte sie. „Du siehst aber fröhlich und leuchtend aus heute!“
„Danke.“ Sie lächelte. „Genauso fühle ich mich auch.“
Auf der Fahrt ins Inselinnere wollte sie von Nic mehr über die Schule wissen.
„Sie wird von Kindern im Alter von fünf bis zwölf besucht. Es gibt zwei Klassenräume und zwei Lehrer für sechzig Schüler – und kaum Geld für die Schulausstattung.“
„Aber wie können sie sich dann Computer leisten?“
„Sie können sich keine Computer leisten.“
„Aber …“ Ach so. „Du hast sie gespendet.“
„Es ist ja für einen guten Zweck.“
„Wie oft fährst du hin?“
„Wenn ich auf der Insel bin, versuche ich, alle paar Wochen vorbeizuschauen. Meistens bin ich in Kasanitas Klasse; sie hat die jüngeren Schüler. Ich halte es für wichtig, dass man früh lernt, mit dem Computer umzugehen. Aber wir haben bis jetzt kaum über dich gesprochen.“ Er warf ihr, oder besser gesagt, ihren Brüsten, einen kurzen Seitenblick zu. „Ich nehme an, du bist Modedesignern.“
Sie versuchte, das Verlangen, das sein Blick in ihr ausgelöst hatte, zu ignorieren und nicht an die Unterwäsche zu denken, die sie in der Hoffnung, dass er sie irgendwann später ausziehen würde, angezogen hatte. „Nein. Das ist nur ein Hobby.“
„Ein Hobby“, antwortete er und klang dabei, als würde er denken, dass sie vom Geld ihrer Eltern lebte. „Und was machst du beruflich?“
„Ich habe im Büro des Weinguts meiner Eltern gearbeitet.“
„Habe? Jetzt nicht mehr?“
„Ich habe die Firma vor drei Wochen verkauft. Also bin ich momentan quasi arbeitslos.“
Als er nicht antwortete, fürchtete sie, dass er denken könnte, dass sie ganz zufrieden damit war, keine beruflichen Verpflichtungen zu haben. Hastig versuchte sie ihm klarzumachen, dass sie keine reiche dumme Gans war, die nichts anderes zu tun hatte, als teure Reisen zu unternehmen. „Mein Ex und ich hatten vor, ein Wein- und Käselokal zu eröffnen, bevor er es sich anders überlegt hat und in die Politik gegangen ist. Und jetzt …“
Sie wandte sich ab, sah zu den grünen Bergen hinüber und dachte daran, wie fern ihre Probleme ihr in diesem Inselparadies erschienen. Und was sie alles noch zu erledigen hätte, wenn sie
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