Fuer eine Nacht und fuer immer
zurückkommen würde. Und dass sie noch immer das Gefühl hatte, nicht bereit dafür zu sein. „Alleine schaffe ich das nicht.“
Sie fuhren an einer Bananenplantage vorbei. Charlotte sah üppige Vegetation, Gebäude aus Wellblech und Strohdächer an sich vorbeiziehen. Schließlich sagte Nic: „Du könntest etwas aus deinen Entwürfen machen. Sie sind einzigartig.“
„Nein.“ Ihre Entwürfe waren ihr privates Vergnügen – und ein einsames obendrein. Nach der Trennung von Flynn hatte sie viel nachgedacht und beschlossen, dass sie etwas tun wollte, wobei sie unter Menschen kam, um zu verhindern, dass sie sich völlig zurückzog. „Irgendetwas wird sich schon finden.“
Die Schule war in einem malerischen alten blauen Haus mit braunem Dach und großer Veranda untergebracht.
Als sie vor der Tür hielten, kamen die Kinder herausgerannt, gefolgt von Kasanita. Im Nu war der Wagen von strahlenden Gesichtern umringt.
Charlotte und Nic stiegen aus, und die heiße, feuchte Luft erschien ihr drückend nach der Kühle der Klimaanlage im Wagen. Aus der Ferne hörte sie den Ruf eines unbekannten Vogels.
Kasanita begrüßte sie. „ Bula , Charlotte, bula , Nic.“
Nachdem sie selbstgebastelte Girlanden aus Papierblumen, Muscheln und Silberpapier entgegengenommen hatten, folgten sie den lärmenden Schülern ins Gebäude. Kinderbilder zierten die Wände des bis auf die sechs an der Wand aufgestellten Computer spärlich eingerichteten Klassenzimmers.
Charlotte und Nic setzten sich zu den Kindern auf den mit Strohmatten ausgelegten Boden. Kas reichte ihnen Kokosmilch und spielte den Kindern etwas auf der Gitarre vor. Anschließend durften die Kinder frei arbeiten und ihren Gästen zeigen, was sie schon gelernt hatten. Schließlich wurde der Tanz vom Vorabend noch einmal aufgeführt.
Der Besuch gewährte Charlotte einen weiteren Einblick in Nics Persönlichkeit. Er konnte gut mit den Kindern umgehen, egal, ob es darum ging, ein Computerprogramm zu erklären oder einen Witz zu erzählen oder eine Banane zu schälen.
„Was hältst du von frischem Fisch zum Mittag?“, fragte Nic, nachdem sie sich auf den Rückweg gemacht hatten. „Dieses kleine Restaurant ist ziemlich gut.“
„Gute Idee. Ich bin am Verhungern.“
„Hat es dir gefallen?“
„Sehr. Danke, dass du mich mitgenommen hast.“ So viel Gemeinschaft, Fürsorglichkeit und Bildung in so einem einfachen Umfeld. In ihrer eigenen Kindheit war es ganz anderes zugegangen. „Ein Klettergerät auf dem Spielplatz würde nicht schaden. Und ein paar Schattensegel.“ Sie wandte sich Nic zu. „Ich würde gern etwas dazu beitragen.“
Er warf ihr einen kurzen Blick zu. „Wie meinst du das?“
„Fundraising. Wenn ich eines weiß, dann, wie man finanzielle Mittel aufbringt.“
Wieder sah er sie an. „Du bist wirklich anders, als ich dachte, Charlotte Dumont.“
„Was soll das heißen, Nic? Denkst du, dass ich nicht sehe, was um mich herum vorgeht, nur, weil ich das Kind reicher Eltern bin? Du hast dich hochgearbeitet. Was ist dir zugestoßen, dass du denkst, dass ich weniger wert sei, weil ich von Geburt an wohlhabend bin?“
Offensichtlich unwillig oder unfähig, über das zu sprechen, was in seiner Vergangenheit passiert war, schüttelte er den Kopf. „So etwas denke ich nicht. Du bist überempfindlich, Charlotte.“
Sie dachte daran, wie sein Blick sich verfinstert hatte, als sie ihn gefragt hatte, warum er sie vor dem Reporter gerettet hatte. Offenbar hatte er eine tiefe Abneigung gegen Leute, die andere schikanierten. Ob ihn jemand von oben herab behandelt hatte, weil er aus einem ärmlichen Umfeld stammte? Sie fragte nicht. An manchen Geheimnissen rührte man besser nicht, vor allem dann nicht, wenn es um jemanden ging, der nur eine vorübergehende Rolle im eigenen Leben spielte.
„Vielleicht könnte man eine Modenschau veranstalten“, sagte sie ein wenig später. „Meine beste Freundin hat ein Geschäft für Brautmoden. Oder ich zeige meine Dessous auf dem Laufsteg“, fügte sie scherzhaft hinzu, um die angespannte Stimmung zu vertreiben, die sich zwischen ihnen breitgemacht hatte.
Nic grinste und umfasste bei den Bildern, die ihm in den Kopf kamen, das Lenkrad fester. „Ich bin dabei.“
„Das war nur ein Witz, Nic. Also ob ich das je machen würde.“
„Warum nicht?“
„Vergiss es.“
„Da kann man wohl nichts machen. Aber das Bild geht mir jetzt nicht mehr aus dem Kopf.“ Er bog von der Hauptstraße ab. „Und ich bestehe darauf,
Weitere Kostenlose Bücher