Für eine Nacht
nahe vor dir – die Chance, auf die du so lange gewartet hast.«
»Du kannst in mir lesen wie in einem offenen Buch.« Ein schiefes Lächeln umspielte seine Lippen.
Sie musste lachen, obgleich ihr seine Worte einen Stich ins Herz versetzten. »Ja, ich glaube schon.«
»Bislang hat sich mein ganzes Leben um andere Menschen gedreht – ich musste mich um die Zeitung kümmern, sie war ja das Vermächtnis meines Vaters, ich musste für meine Familie da sein, meinen Brüdern den Vater ersetzen ...« Er schüttelte den Kopf. »Versteh mich nicht falsch, ich liebe mein Leben, aber ich habe immer gedacht, das kann doch noch nicht alles gewesen sein.« Er sah sie eindringlich an. »Ich wollte immer wissen, wie man sich fühlt, wenn man frei ist.«
Sie nickte bedächtig. »Dann musst du das herausfinden. Sagen wir einfach ...« Sie deutete erst auf ihn, dann auf sich selbst. »Sagen wir einfach, wir sind uns zur falschen Zeit am falschen Ort begegnet und belassen es dabei.« Sie bemühte sich, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, während sie nach den richtigen Worten für einen würdevollen Abgang suchte. »Ich wusste von Anfang an, wie wir zueinander stehen«, brachte sie schließlich mit einem lässigen Kopfschütteln hervor. »Deswegen mache ich uns beiden das Ende auch einfach. Ich gehe.«
Chase schwang die Beine über die Bettkante. Sloane zwang sich, den Blick von seiner Brust und seinem nackten Körper abzuwenden. Wenn sie jetzt erneut der erotischen Ausstrahlung erlag, die er auf sie ausübte, würde sie nie die Kraft finden, die Affäre zu beenden und vielleicht irgendwann einmal ihren inneren Frieden zurückzugewinnen.
»Du verlässt dieses Haus nicht, solange wir nicht sicher sein können, dass dir keine Gefahr mehr droht«, sagte er ruhig.
»Mir wird schon nichts passieren.« Sie musterte ihn verstohlen. Er schlüpfte in seine Jeans, kam um das Bett herum und blieb so nahe vor ihr stehen, dass sie seinen männlichen Duft einatmen konnte und erneut den Umstand verwünschte, dass sie so viel mehr von ihm wollte, als er ihr geben konnte.
»Du gehst nirgendwo hin. Ich lasse dich keine Sekunde aus den Augen, bis sich diese ganze Angelegenheit aufgeklärt hat.« Chase schob die Hände in die Hosentaschen.
»Ich glaube nicht, dass du das Recht hast, mir Vorschriften zu machen, und ich möchte dir nicht länger zur Last fallen. Aber falls es dich beruhigt – ich werde zu meinem Vater gehen.«
»Samson ist im Moment in Yorkshire Falls alles andere als sicher.« Chases Augen verengten sich. »Und seit wann weißt du überhaupt, wo er sich aufhält?«
Sie zuckte die Achseln. »Seit fünf Minuten. Ich glaube, er ist bei Pearl und Eldin.«
»Und wann gedachtest du mir das mitzuteilen?«, fragte er mit schneidender Stimme.
Wieder zuckte sie die Achseln. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir das überhaupt verraten wollte. Er ist mein Vater und somit ganz allein mein Problem.«
Ein Muskel zuckte an Chases Kinn. »Das Haus, in dem dieser Mann gelebt hat, ist in die Luft geflogen, und nun ist er im Gästehaus meines Bruders untergeschlüpft. Ich schätze, das macht ihn auch zu meinem Problem.«
Sloane krümmte sich innerlich, wohl wissend, dass sie geschlagen war. Schlimmer noch, sie hatte ihr Vorhaben nicht gründlich genug durchdacht. »Oje, das tut mir Leid.«
Seine Augen, die sich vor Ärger verdunkelt hatten, wurden augenblicklich wieder weich. Er griff nach ihr und zog sie näher zu sich hin. »Es ist in zu kurzer Zeit zu viel geschehen, da überblickt man manchmal die Zusammenhänge nicht richtig. Aber du scheinst nicht zu begreifen, dass ich Angst um dich habe.« Seine Hand schloss sich fester um ihren Oberarm, und er begann mit dem Daumen über ihre weiche Haut zu streichen.
Sie war nahe daran, sich von seiner rauen Stimme und der offenkundigen Sorge um sie einlullen zu lassen. Reiß dich zusammen, mahnte sie sich energisch. »Ich habe mir erst aufgrund deines Gesprächs mit Roman zusammengereimt, wo Samson steckt«, erwiderte sie kühl. »Und ich finde, hier bietet sich uns genau die Lösung, nach der wir gesucht haben. Wenn ich in seiner Nähe bleibe, wird weder Samson noch Rick und Kendall etwas zustoßen, denn die Männer meines Vaters werden sich hüten, mir auch nur ein Haar zu krümmen.«
»Das ist eine Wette, auf die ich mich lieber nicht einlassen möchte. Der Einsatz ist entschieden zu hoch.«
»Dann lege ich noch eins drauf. Ich werde Michael anrufen und ihn bitten,
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