Für eine Nacht
das Kapitel Chase Chandler war für sie endgültig abgeschlossen.
Chase nickte zustimmend und trat einen Schritt zurück. Er verfügte über ein größeres Maß an Selbstbeherrschung als jeder andere Mann, den sie kannte.
»Rick muss wissen, woran er ist. Aber gut, spielen wir das Spiel nach deinen Regeln«, sagte er. »Rede du mit Samson, und ich sehe nach, ob Kendall und Rick zu Hause sind.«
»Okay.« Sie wartete, bis Chase um die Ecke verschwunden war, dann klopfte sie erneut an die Tür des Gästehauses. »Pearl, ich bin’s noch mal, Sloane. Machen Sie bitte auf. Ich bin jetzt allein.«
Die Tür wurde unvermutet weit aufgerissen, Pearl packte Sloane am Handgelenk und zog sie hastig ins Haus. »Beim Allmächtigen, Kindchen, wissen Sie, wie schwierig es war, die ganze Sache geheim zu halten?« Sie strich mit der Hand über ihren Haarknoten. »Kommen Sie rein und essen Sie einen Happen mit mir.«
Sloane blinzelte verdutzt. Erst schroffe Abwehr, dann eine Einladung zum Essen? »Pearl, wo ist Samson?« Sie blickte sich in der kleinen, offenbar frisch gestrichenen Diele um.
»Er wollte seinen Hund bei Dr. Sterling abholen.«
»Ist das denn nicht viel zu gefährlich?« Sloane zog die Nase kraus.
»Er will ihn sich nur schnappen und dann sofort wieder verschwinden. Der Doc schließt seine Praxis nie ab«, erklärte die ältere Frau. »Hier lassen alle Leute ihre Türen offen.«
Sloane schüttelte nur ungläubig den Kopf. »Aber Dr. Sterling kann sich doch sicher denken, wer Dog hat.«
»Aber er weiß nicht, wo sich Samson versteckt hält. Es sei denn, Sie verraten es ihm.« Pearl bedachte Sloane mit ihrem finstersten Blick, der aber seine Wirkung vollkommen verfehlte, weil ihre Stimme unverändert freundlich klang.
»Pearl, Chase ist gerade bei Rick, um ihn einzuweihen. Diese Angelegenheit ist für alle Beteiligten gefährlich.« Sloane rang kurz mit sich, dann traf sie eine Entscheidung. »Darf ich kurz Ihr Telefon benutzen?«
»Aber sicher. Wollen Sie verhindern, dass Chase alles, was er erfährt, gleich in die Zeitung setzt?« Pearl beugte sich neugierig vor.
Sloane lachte. »Nein, aber ich werde dieser ganzen Geschichte ein für alle Mal ein Ende bereiten.« Sie griff nach dem Telefon und wählte Michael Carlisles Geheimnummer.
Er meldete sich direkt nach dem ersten Klingelton. »Carlisle.«
»Hallo, Dad. Ich bin’s, Sloane.«
»Sloane! Ich habe mir furchtbare Sorgen um dich gemacht!« Ihr Vater dämpfte seine Stimme ein wenig. Er war hörbar erleichtert, weil sie sich endlich gemeldet hatte.
Die Sehnsucht des kleinen Mädchens nach ihrem Daddy vermischte sich mit dem Respekt der erwachsenen Frau für den Mann, der sie großgezogen hatte und der sie von Herzen liebte. »Ich brauche dich, Dad.« Ihre Stimme zitterte, aber diesmal versuchte sie nicht, mit aller Kraft die Fassung zu bewahren.
»Du weißt, dass ich immer für dich da bin. Madeline sagt, du bist in Yorkshire Falls? Ich kann noch heute Abend bei dir sein.«
Sloane wandte sich ab, damit Pearl, die sie mit unverhohlener
Neugier beobachtete und sich alle Mühe gab, jedes Wort des Gesprächs zu verstehen, nicht alles mitbekam, und fuhr sich über die Augen. »Ich liebe dich, Dad.«
»Ich dich auch, Kleines.«
Als sie auflegte, erkannte sie, dass sie Michael längst verziehen hatte, dass er ihr nicht die Wahrheit über ihre Herkunft gesagt hatte. Sie hatte ihm vergeben, weil er sie liebte und ihr in all den Jahren nie einen Grund gegeben hatte, an dieser Liebe zu zweifeln. Und nun, da sie die Wahrheit kannte, verstand sie auch sich selbst besser. Sie hoffte nur, ihr würde noch genug Zeit bleiben, den seltsamen, exzentrischen Mann, der sie gezeugt hatte, ein bisschen besser kennen zu lernen.
»Ein paar Brownies wären jetzt genau das Richtige, finden Sie nicht?«, fragte Pearl sie hoffnungsvoll.
Sloane drehte sich zu ihrer Gastgeberin um. »Gute Idee.« Warum sollte sie nicht etwas essen, während sie auf Samson wartete.
Und als sie mit Pearl bei Schokoladenkuchen und heißem Tee in der Küche saß, hatte das Warten endlich ein Ende.
Samson kam durch den Hintereingang ins Haus gestapft, sein Hund folgte ihm auf den Fersen. »Musste einen Bogen um die Cops und einen Reporter machen und dann diesen Typen abwimmeln, der mir neuerdings dauernd über den Weg läuft. Und dann ist mir Dog abgehauen, weil dieser Mistköter, den Rick und Kendall Happy rufen, um die Ecke geschossen kam«, grollte der alte Mann, ohne Sloane anzublicken oder
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