Für einen Kuss von Frisco
hätte Tasha mir eine mächtige Waffe in die Hände gespielt … Euer Majestät. Oder durfte Natasha auch mal Prinzessin sein?“
„Sehr witzig.“
„Da wäre ich ja zu gern Mäuschen gewesen!“
„Sie ist gerade mal fünf Jahre alt“, versuchte er, sich zu erklären, und strich sich durch seine zerzausten Haare. „Und ich habe nicht ein einziges Spielzeug für sie. Nicht mal ein Buch – abgesehen von denen, die ich selbst lese, aber die sind nun wirklich nicht das Richtige für sie. Ich habe ja nicht mal Papier und Stifte, damit sie malen kann …“
Mia begriff, dass sie offenbar mit ihrer Neckerei zu weit gegangen war. „Du musst mir nichts erklären. Um ehrlich zu sein: Ich finde das unglaublich toll von dir. Es – nun ja – es überrascht mich eben. Ich hätte dich nicht für jemanden mit so viel Fantasie gehalten.“
Frisco beugte sich vor.
„Tash ist gleich wieder da. Wenn du mir etwas sagen willst, solltest du das jetzt tun.“
Mia war erneut überrascht. Sie hatte ihn nicht für besonders aufmerksam und empfänglich für Zwischentöne gehalten. Er wirkte so verschlossen, so auf sich selbst konzentriert und so von seinem Zorn auf sich und die ganze Welt eingenommen. Aber es gab tatsächlich etwas, was sie ihn fragen wollte, ohne dass die Kleine es hörte.
„Ich habe mich gefragt“, sagte sie, „ob du Natasha erklärt hast, wo ihre Mutter jetzt ist.“
Er schüttelte den Kopf.
„Vielleicht solltest du es tun.“
Frisco rutschte unbehaglich auf dem Sofa hin und her. „Wie soll man mit einer Fünfjährigen über Suchtprobleme reden?“
„Wahrscheinlich weiß sie mehr darüber, als du dir vorstellen kannst.“
„Damit könntest du allerdings recht haben.“
„Wenn sie Bescheid weiß, fühlt sie sich vielleicht nicht so im Stich gelassen.“
Er hob den Blick und schaute ihr in die Augen. Und sofort loderte wieder dieses eigenartige Feuer zwischen ihnen auf, obwohl sie sich doch nur ruhig und ernsthaft unterhielten.
Er ließ seine Augen tiefer wandern, bis zum Revers ihres Bademantels, das den Blick freigab auf den hauchdünnen weißen, mit Lochstickerei gesäumten Stoff ihres Nachthemds.
Es war klar zu erkennen, dass er mehr davon sehen wollte. Ob er wohl enttäuscht wäre, wenn er wüsste, wie schlicht und zweckmäßig es war? Ein ganz einfaches, leichtes Baumwollnachthemd, kein bisschen aufreizend und sexy.
Er schaute ihr wieder in die Augen. Nein, ganz sicher wäre er nicht enttäuscht, denn wenn es jemals dazu käme, dass er sie im Nachthemd zu sehen bekam, würde er keine drei Sekunden brauchen, um es ihr auszuziehen.
Die Badezimmertür öffnete sich, und Frisco wandte endlich den Blick ab, während ihre kleine Anstandsdame ins Wohnzimmer zurücktappte.
„Ich gehe jetzt besser.“ Mia stand auf.
„Ich habe Hunger“, sagte die Kleine.
Frisco erhob sich mühsam. „Nun, dann wollen wir mal in der Küche nachsehen, was wir für dich finden.“ Er sah über die Schulter zu Mia, die schon an der Tür war. „Tut mir leid, dass wir dich geweckt haben.“
„Macht nichts.“
Sie stand schon fast draußen, als sie Frisco fragen hörte: „Sag mal, Tash, hat deine Mommy dir eigentlich erzählt, wohin sie gegangen ist?“
In ihrer Wohnung zog Mia den Bademantel aus und legte sich ins Bett. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Ihre Gedanken kreisten unaufhörlich um Alan Francisco.
Es war schon seltsam. Da wurde er verlegen, nur weil sie mitbekommen hatte, dass er so lieb war, sich auf Spielwünsche seiner Nichte einzulassen und so zu tun, als sei er ein Piratenkapitän oder der Diener einer russischen Prinzessin. Aber es machte ihm offenbar gar nichts aus, nur mit einer Unterhose bekleidet an die Tür zu kommen und Besuch zu empfangen.
Wegen seines Körpers brauchte er allerdings auch nicht verlegen zu werden … Diese Unterhose hatte verdammt knapp gesessen. Mia brauchte nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, wie er ohne aussah – und sie hatte eine sehr lebhafte Fantasie.
Und genau die drohte gerade, mit ihr durchzugehen. Gereizt öffnete sie die Augen. Sicher, sie konnte so tun, als würde es ihr überhaupt nichts ausmachen, dass Alan Berufssoldat war. So wie Alan so tun konnte, als würde ihn seine körperliche Behinderung nicht belasten. Als sei seine Seele gesund. Als versuchte er weder gegen eine Depression anzukommen, noch sich mit Alkohol zu betäuben.
Seufzend drehte Mia sich auf den Bauch und knipste die Nachttischlampe wieder an. Wenn sie schon nicht
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