Für einen Kuss von Frisco
erstattest“, begann Mia. „Nur weil deine Schwester diesem Kerl Geld schuldet, gibt ihm das noch lange nicht das Recht, deine Wohnung zu verwüsten.“
Frisco zog das Hemd aus, knüllte es zusammen und warf es auf den Haufen Schmutzwäsche in der Ecke. „Er heißt Dwayne Bell und scheut vor keinem schmutzigen Geschäft zurück … Drogen, Hehlerei, illegaler Waffenhandel, überall hat er seine Finger drin. Wenn ein Typ wie der eine Rechnung offen hat, fackelt er nicht lange.“
Er stieg aus seiner Hose. Mias Blick klebte an ihm. Sie wusste, dass sie das nicht tun sollte. Es war schließlich nicht besonders höflich, einen Mann anzustarren, der mit nichts als einer weißen Shorts vor ihr stand. Aber sie konnte einfach nicht wegsehen.
„Sharon hat vier Monate mit ihm zusammengelebt.“ Frisco suchte in einer seiner Reisetaschen nach einer sauberen Hose. „In dieser Zeit hat sie auch für ihn gearbeitet. Sharon glaubt, dass Dwayne genug gegen sie in der Hand hat, um sie in größte Schwierigkeiten zu bringen. Im Klartext: Sollte es hart auf hart kommen, wandert sie womöglich an seiner Stelle ins Gefängnis.“
„Oh nein!“ Mia schloss kurz die Augen.
„Doch.“
„Was sollen wir tun?“
Endlich hatte er ein Paar noch relativ sauberer Shorts gefunden und humpelte zurück zum Bett, um sie anzuziehen.
„Wir sorgen erst einmal dafür, dass ihr beide, du und Tasha irgendwo sicher unterkommt. Anschließend werde ich mich um Dwayne kümmern.“
Um Dwayne kümmern? „Alan …“
Frisco schnallte sich das Schulterholster auf die nackte Haut. „Tu mir einen Gefallen und pack für Tasha einen Badeanzug und saubere Kleidung ein.“ Er hob eine seiner Reisetaschen auf und warf sie ihr zu.
Mia fing sie auf, rührte sich aber nicht von der Stelle. „Alan …“
Er stand mit dem Rücken zu ihr, durchwühlte seine Kommode, zog ein weites olivenfarbenes Tarnhemd mit abgeschnittenen Ärmeln heraus und streifte es über. Es saß lose, und er knöpfte es nicht zu. So sah nicht jeder gleich seine Waffe, aber er konnte sie trotzdem schnell erreichen, wenn er sich „um Dwayne kümmerte“. Es sei denn, Dwayne trug auch eine Waffe und war schneller. Angst schnürte Mia die Kehle zu.
Frisco drehte sich zu ihr um. „Mia, bitte. Beeil dich. Und pack auch für dich ein paar Kleidungsstücke ein.“
Jetzt wurde sie wütend. „Seltsam. Ich kann mich nicht erinnern, dass du mich gefragt hättest, ob ich mitkommen möchte. Du hast mir noch nicht mal gesagt, wohin es eigentlich gehen soll.“
„Lucky hat eine Hütte in den Bergen, eine gute halbe Stunde östlich von San Felipe. Ich werde ihn fragen, ob wir dort ein paar Tage untertauchen können.“
Lucky. Sein Freund aus seiner SEAL-Einheit. Nein, nicht nur sein Freund. Wie hatte er ihn noch bezeichnet? Als seinen Schwimmkumpel.
„Hiermit bitte ich dich um deine Hilfe“, fuhr er leise fort. „Du müsstest dich um Tasha kümmern, während ich …“
„Während du dich um Dwayne kümmerst“, fiel Mia ihm ins Wort. „Alan, du weißt, ich helfe dir gern, aber ich glaube, ich habe keine Lust, mich in irgendeiner Hütte zu verstecken.“ Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. „Vielleicht finden wir eine andere Lösung … Ich könnte sie zum Beispiel zu meiner Mutter bringen. Und dich begleiten, wenn du zu Dwayne …“
„Kommt nicht infrage! Ausgeschlossen.“
„Ich will aber nicht, dass du ihm allein gegenübertrittst.“
Frisco lachte humorlos auf. „Bildest du dir etwa ein, du könntest Dwayne daran hindern, mir den Schädel einzuschlagen? Willst du ihm etwas über Gewaltfreiheit erzählen? Oder mit positiver Bestärkung versuchen, ihm Manieren beizubringen?“
„Nein, aber …“ Sie wurde rot.
„Dwayne Bell ist ein mieser Hurensohn“, fuhr Frisco fort. „Du gehörst nicht in seine und er nicht in deine Welt.“
„Und was ist mit dir?“ Mia verschränkte die Arme vor der Brust, damit er nicht merkte, dass sie vor Wut zitterte. „In welche gehörst du ?“
Nachdenklich hielt er einen Moment inne. „In keine. Ich stecke in der Vorhölle. Schon vergessen?“
Positive Bestärkung. Wenn man erwünschtes Verhalten mit positiver Bestärkung fördern wollte, verlangte das auch, unerwünschtes Verhalten zu ignorieren. Am liebsten hätte Mia ihn gepackt und geschüttelt vor Wut. Ihn angeschrien, dass er sich seine verdammte Vorhölle selbst einredete. Ihn festgehalten, bis seine Seele heilte und er begriff, dass es keines Wunders bedurfte, um wieder
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