Für einen Kuss von Frisco
jetzt einfach keine Zeit, so schön es auch gewesen wäre. Thomas war nebenan in ihrer Wohnung mit Tasha, und Frisco hatte ihre Frage noch immer nicht beantwortet.
„Warum willst du keine Anzeige erstatten?“
Sie setzte sich aufs Bett und sah zu, wie er seine Uniformjacke auszog und auf einen Kleiderbügel hängte.
„Wieso erstattest du keine Anzeige?“, fragte sie noch einmal.
„Ich habe mit Sharon gesprochen.“ Er nahm das Schulterholster ab und warf es mitsamt der Pistole aufs Bett.
Mia starrte fasziniert und angewidert zugleich auf die Waffe, die nur wenige Zentimeter neben ihr gelandet war. Er ging so selbstverständlich damit um – geradeso, als wäre sie kein tödliches Werkzeug, mit dem man blitzschnell ein Menschenleben auslöschen konnte.
„Sie schuldet Dwayne tatsächlich Geld. Angeblich hat sie sich fünf Tausender ‚geliehen‘, als sie vor ein paar Monaten bei ihm ausgezogen ist.“ Auf einem Bein hüpfte er zum Bett, ließ sich neben Mia nieder und begann, Schuhe und Strümpfe auszuziehen. Sein Hemd stand offen und gab den Blick frei auf glatte, gebräunte Haut. Aber nicht einmal das konnte Mia von der Waffe ablenken, die er aufs Bett geworfen hatte.
„Könntest du … das … bitte woanders hinlegen“, unterbrach sie ihn.
Erstaunt schaute er erst sie an und blickte dann auf die Pistole. „Entschuldige.“ Er nahm das Holster vom Bett und legte es auf den Boden. „Ich hätte wissen müssen, dass du wenig für Waffen übrig hast.“
„Falsch: Ich habe nicht wenig für Waffen übrig. Ich hasse sie.“
„Ich bin Scharfschütze – war Scharfschütze, ich bin inzwischen ein wenig eingerostet. Für mich sind Waffen etwas so Selbstverständliches – ich würde lügen, wenn ich behauptete, sie zu hassen. Es wäre auch gelogen, wenn ich behauptete, ich würde mich mit einer Waffe nicht sicherer fühlen. Was ich allerdings wirklich hasse, ist, wenn sie in falsche Hände geraten.“
„Meiner Meinung nach sind alle Hände die falschen. Niemand sollte eine Waffe tragen. Es sollte gar keine Waffen geben, nirgends auf der Welt.“
„Aber es gibt sie nun mal“, gab Frisco zurück. „Man kann sie nicht einfach wegwünschen.“
„Man könnte aber wenigstens den Waffenbesitz deutlich einschränken“, stieß sie hervor.
„Den legalen Waffenbesitz“, korrigierte er hitzig. „Gesetzliche Einschränkungen treffen nur die Falschen. Kriminelle und Terroristen finden immer einen Weg, an Waffen heranzukommen, unabhängig von der Gesetzeslage. Und solange solche Leute an Waffen herankommen, bin ich nicht bereit, meinerseits darauf zu verzichten. Im Gegenteil: Ich werde erst recht dafür sorgen, dass ich auch eine besitze.“
Entschlossenheit stand in seinem Gesicht, seine Augen glitzerten hart. In diesem Punkt waren sie gänzlich gegensätzlicher Auffassung, und Mia wusste, dass er seine Meinung genauso wenig ändern würde wie sie.
Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Ich kann es einfach nicht fassen, dass ich …“ Sie wandte den Blick ab. Sie war schockiert von den Worten, die sie beinahe laut ausgesprochen hätte: Ich kann es einfach nicht fassen, dass ich mich in einen Mann verliebt habe, der mit einer Pistole herumläuft.
Frisco berührte leicht ihre Hand. „Wir sind ziemlich verschieden, was?“
Sie nickte.
„Ich mag das“, sagte er leise. „Mir gefällt, dass du nicht in allem meiner Meinung bist. Dass du deinen eigenen Kopf hast.“
Sie blickte zu ihm hoch. „Ich glaube nicht, dass wir dieselbe Partei wählen.“
„Wäre das schlimm?“
„Es stünde immer 1:1.“
„So ist das nun mal in einer Demokratie.“
Seine Augen waren weich und liebevoll, und ihr wurde heiß unter seinem Blick. Nein, er war nicht der einzige Süchtige hier, auch sie war süchtig nach ihm. Sie beugte sich zu ihm, und sie küssten sich erneut. Mit den Händen fuhr sie unter sein offenes Hemd und streichelte seine nackte Haut, bis sie beide leise aufseufzten.
Doch gerade, als Mia bereit war, ihrem Verlangen nachzugeben und sich rücklings aufs Bett sinken zu lassen, löste er sich widerstrebend von ihr. Sein Atem ging heftig, und der Glanz in seinen Augen war unmissverständlich. Er begehrte sie mit der gleichen Heftigkeit wie sie ihn, und es kostete ihn all seine Willenskraft, ihr zu widerstehen.
„Wir müssen hier raus“, erklärte er. „Dwayne wird wiederkommen, und ich will nicht, dass ihr zwei dann hier seid.“
„Ich verstehe immer noch nicht, warum du nicht Anzeige
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