Für einen Kuss von Frisco
schaute sie an, als stünde das Ende der Welt unmittelbar bevor, und Frisco tat es ihr gleich.
„Aber ohne Fernseher kann ich nicht einschlafen“, flüsterte das Mädchen entsetzt.
Frisco konnte seine Ungeduld nur mühsam zügeln, als er zum dritten Mal innerhalb von dreißig Minuten nach Tasha sehen musste. Er hatte ja gesehen, wie sie reagierte, als er den Fernseher in ihrer ersten Nacht bei ihm ausgeschaltet hatte. Sie brauchte ganz einfach das Licht und die Hintergrundgeräusche, die das verdammte Ding lieferte. Nur so fühlte sie sich sicher und geborgen. Wo immer sie auch in ihrem jungen Leben schon gewesen war – immer hatte es dort einen Fernseher gegeben, der praktisch ständig lief.
Aber sie war erst fünf. Früher oder später würde die Erschöpfung die Oberhand gewinnen, und sie würde einschlafen. Gut, er hatte auf eher früher als später gehofft, aber man bekam nun mal nicht immer, was man sich erhoffte. Er würde also noch ein paar Stunden warten müssen, bevor er Mia in die Arme schließen konnte. Kein Problem.
Zumindest versuchte er, sich einzureden, dass das kein 50 großes Problem sei.
Er setzte sich auf die Kante des schmalen Betts, in dem die Kleine lag und todunglücklich zu ihm aufsah. „Versuch einfach zu schlafen, okay?“, bat er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Wortlos sah sie ihm nach, als er sich auf den Krücken wieder aus dem Zimmer schleppte.
Mia saß mit untergezogenen Beinen auf dem Sofa vor dem Kamin und lächelte ihm entgegen. Im flackernden Kerzenschein wirkte sie unglaublich begehrenswert. Vorsichtig ließ Frisco sich am anderen Ende des Sofas nieder.
„Du bist sehr geduldig mit ihr“, lobte sie ihn.
„Und du bist sehr geduldig mit uns“, ergänzte er.
„Eigentlich bin ich nicht nur deshalb mitgekommen, weil du so ein toller Liebhaber bist.“ Sie konnte sich das Lachen nicht verbeißen.
„Letzte Nacht habe ich insgesamt vielleicht zwei Stunden geschlafen“, begann er leise. „Eigentlich müsste ich müde sein, aber ich bin hellwach, weil ich weiß, dass die Kleine irgendwann einschlafen muss. Und dann werde ich dir im Schlafzimmer die Kleider ausziehen und dich lieben. Davon träume ich, seit du heute Morgen aus meinem Bett gestiegen bist.“
Sein Blick war voller Glut und Leidenschaft, und ihr Lächeln erlosch.
„Vielleicht sollten wir lieber über etwas anderes reden“, schlug sie atemlos vor und senkte die Augen. Er wandte widerstrebend den Blick ab.
Eine Weile herrschte Schweigen. Es war so still, dass Frisco das Ticken ihrer Armbanduhr hörte. Draußen wisperte der Wind in den Bäumen, und die Holzwände der Hütte knackten, als sie in der Nachtluft langsam abkühlten.
„Es tut mir leid, dass ich den Orden, den Tasha für dich gebastelt hat, zu Hause vergessen habe“, sagte Mia schließlich, um auf ein anderes Thema zu kommen. „Es musste alles so schnell gehen, und ich habe einfach nicht daran gedacht. Sie hat sehr viel Zeit und Mühe darauf verwendet. Und sie hat mir erzählt, was passiert ist, als du die Milch verschüttet hast.“
Frisco musste sofort an die Liste denken, die Mia ihm an den Kühlschrank geheftet hatte. Die Liste mit den Dingen, die er trotz seines verletzten Knies immer noch tun konnte. Er hatte sie erst entdeckt, als er die verschüttete Milch aufwischte. Sie hatte seinen Zorn in Wohlgefallen aufgelöst, seine Unzufriedenheit in Lachen verwandelt und ihn mit heißer Vorfreude erfüllt. Einige der Dinge, die sie aufgezählt hatte, waren von umwerfender Anzüglichkeit. Und sie hatte so recht! Er konnte all das tun, was da stand. Und er wollte es tun, sowie sich die Gelegenheit ergab …
Er rief sich innerlich zur Ordnung. Worum war es gerade gegangen? Ach ja, um Tasha und den Orden, den sie ihm gemacht hatte. Die Kleine hatte ihm den aber nicht nur verliehen, weil er auf Schimpfwörter verzichtete, sondern … „Ich hätte nicht gedacht, dass sie es überhaupt bemerkt, wenn ich nichts trinke“, gab er zu. „Es ist irgendwie … ernüchternd – entschuldige das Wortspiel – ‚dass es ihr aufgefallen ist.“
Mia nickte. „Mir hat sie nichts davon erzählt.“
Frisco senkte die Stimme, weil er nicht wusste, ob Natasha immer noch wach war. Sie sollte nicht hören, was er sagte: „Ich habe übrigens die Couch bestellt.“
Verwirrt sah Mia ihn an. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, und dann hätte sie fast laut losgeprustet. „Du meinst die …?“
„Die rosa Couch, genau.“ Er lachte leise.
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