Für einen Kuss von Frisco
sich auf seinen Krücken vorwärts, hielt aber unschlüssig mitten im Zimmer inne, fuhr sich mit der Hand durchs Haar, sichtlich durcheinander und frustriert.
„Warum? Es ist die Wahrheit. Du hast eine wundervolle Art, mit Tasha umzugehen. Du bist freundlich und geduldig und einfühlsam. Natürlich ist mir klar, dass du unter anderen Umständen alles andere als nett sein kannst. Du bist Soldat mit einem ausgeprägten Ehrenkodex. Du bist empfindsam, einfühlsam, liebevoll, aber du hast einen absolut eisernen Willen. Du bist …“
„… gehbehindert“, stieß Frisco zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. „Vergiss das nicht.“
14. KAPITEL
S timmt, das bist du. Aber du bist auch stark genug, um damit umzugehen.“ Mia machte einen Schritt auf ihn zu und dann noch einen und noch einen, bis sie ganz nah vor ihm stand. Bis sie ihn berührte.
Wenn Mia ihn berührte, fiel es Frisco so leicht, alles zu vergessen. Die Welt um ihn herum wurde einfach unwichtig. Er zog sie an sich, um sie zu küssen, schob sie dann aber wieder von sich, weil er fürchtete, sie könne sein Schweigen als Zustimmung missverstehen.
„Mia, du verstehst das nicht. Ich …“
Doch sie ließ sich nicht beirren, schlang ihm die Arme um den Hals und küsste ihn, bis es um seine Selbstbeherrschung geschehen war.
Für Frisco verkörperte Mia alles, was er sich je von einer Frau erträumt hatte. In seinen Armen glühte sie vor Leidenschaft, und sie war nicht nur ein Traum. Sie war hier, lag in seinen Armen.
Er hörte sich aufstöhnen, hörte seine Krücken klappernd zu Boden fallen, hörte Mia aufseufzen, und erwiderte ihren Kuss gierig und zärtlich zugleich.
Bis ihre Lippen sich voneinander lösten und sie ihn auffordernd anlächelte: „Schlaf mit mir.“
„Ich sehe nur noch mal nach Tash“, murmelte er heiser.
Sie befreite sich aus seiner Umarmung. „Ich nehme ein paar Kerzen mit ins Schlafzimmer.“
Kerzen. Warmes Kerzenlicht. Ja. Rasch schob sich Frisco seine Krücken unter die Arme und verschwand im Flur. Noch ehe er das Kinderzimmer erreichte, hörte er Tashas gleichmäßigen Atem. Sie schlief tief und fest.
Wie lange sie schlafen würde, blieb abzuwarten. Vielleicht war sie in einer oder zwei Stunden schon wieder wach. Nein, wahrscheinlich würde sie in einer oder zwei Stunden aus einem Albtraum hochschrecken. Aber jetzt schlief sie friedlich. Jetzt konnte er sich mit Mia in dem anderen Schlafzimmer einschließen und sich ihrer Liebe hingeben.
Mia. Für sie war das Ganze weit mehr als nur körperliches Vergnügen. Sie liebte ihn. Sie glaubte zumindest, ihn zu lieben.
Früher oder später würde sie aus diesem Traum erwachen, die rosa Brille ablegen und ihn realistisch betrachten. Sie würde erkennen, dass er gelogen hatte. Er hatte sie und sich selbst belogen.
Sein Knie würde nicht besser werden als jetzt. Steve Horowitz hatte recht. Frisco hatte alles erreicht, was erreichbar war. Er hatte lange und hart darum gekämpft, aber wenn er so weitermachte, würde er seinem Knie mehr schaden als nützen. Ihm noch mehr abzuverlangen konnte sogar dazu führen, dass er wieder im Rollstuhl landete. Vielleicht sogar für den Rest seines Lebens.
Mia hatte recht. Er musste endlich akzeptieren, was er so viele Jahre verdrängt hatte: dass er für immer behindert war nämlich. Und dass er nie wieder ein SEAL sein würde.
Die Wahrheit traf ihn mit einer solchen Wucht, dass sie ihn fast zerschmetterte.
Mia musste es erfahren. Sie liebte ihn, hatte sie gesagt, aber würde sie ihn auch lieben, wenn sie die Wahrheit kannte?
Aus dem ehemaligen Lieutenant Frisco war der gehbehinderte Zivilist Alan Francisco geworden. Dabei war ihm selbst nicht klar, wer dieser Alan Francisco überhaupt war. Wie in aller Welt sollte Mia ihn lieben, wenn er sich selbst noch nicht einmal leiden konnte?
Er musste es ihr sagen, wollte aber im Grunde nicht, dass sie es erfuhr. Er ertrug den Gedanken an das Mitleid in ihren Augen nicht. Er konnte es einfach nicht laut aussprechen. Es war schon schlimm genug, zugeben zu müssen, dass er vorübergehend behindert war. Aber für immer …
Im Schlafzimmer wartete Mia mit gelöstem Haar auf ihn. Lächelnd kam sie ihm entgegen und knöpfte sein Hemd auf, während sie ihn gleichzeitig zum Bett zog. Sie nahm ihm die Krücken ab, schubste ihn sanft aufs Bett und streifte ihm das Hemd von den Schultern.
„Mia …“
„Nimm die Pistole ab, ja?“, murmelte sie und hauchte federleichte Küsse in seinen
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