Für Emma & ewig
Strich, aus einem Mundwinkel rann ihm der Speichel, und ein Sauerstoffschlauch klemmte in seiner Nase. Weitere Schläuche für Infusionen steckten in seinem Arm. Hinter ihm brummte eine Maschine.
Ach du Schande. Casey sah einen Augenblick lang Emma an und wollte ihr zu erkennen geben, dass bald alles wieder in Ordnung käme und es keine Rolle spielte, was er gerade gehört hatte oder was damals geschehen war. Doch sie wandte ihren Blick von ihm ab.
“Meiner Familie geht es gut”, sagte Casey, ohne den Blick von Emma abzuwenden. “Ich bin mit Emma hier.”
Offensichtlich spürte der Arzt, dass an der Sache etwas nicht stimmte. Er sah von einer Person zur anderen. “Ich gehe also davon aus, dass Sie beide sich kennen?”
“Ja.” Casey hatte akzeptiert, dass jetzt alles anders war – die Vergangenheit, seine Gefühle, seine Gründe –, und stellte sich neben Emma. “Wir kennen uns schon ewig.” Er sah Dell an. Verdammt, der Mann war zu krank, als dass Casey seinen Ärger an ihm auslassen könnte. Also holte er tief Luft und versuchte sich zu beruhigen. “Hallo, Mr. Clark.”
Dell packte das Betttuch mit einer knotigen Hand, mit der anderen schlug er wild um sich, bevor er sie aufs Bett sinken ließ. “Was schleichst du hier herum?”
“Ich bin nicht herumgeschlichen.” Casey legte einen Arm um Emma, die ihre Schultern versteifte. Sie sah ihn nicht an, und ihr Blick wurde noch verschlossener, kaum dass er sie berührte. “Ich bin nur reingekommen, um nach Emma zu sehen.”
Emma machte sich von ihm los. “Dr. Wagner, ich würde gerne unter vier Augen mit Ihnen sprechen.”
“Ja, ja, natürlich.” Der Arzt saß in der Klemme.
Casey nickte ihm zu. “Wir warten draußen, bis Sie Dell untersucht haben.”
“Gehen Sie in den Aufenthaltsraum. Ich komme gleich zu Ihnen.”
Emma machte die Tür auf und stürmte hinaus, doch schon nach drei Schritten hatte Casey sie eingeholt. Er packte sie am Arm und hielt sie fest. “Oh nein, das tust du nicht.”
Sie wirbelte herum, zu gleichen Teilen wütend und empört und – wenn Casey recht hatte – auch verängstigt. “Dazu hattest du kein Recht!”
Er hielt sie immer noch mit einer Hand fest, doch mit der anderen streichelte er ihre Wange. “Da liegst du falsch, Liebes. Du hast mir das Recht dazu vor acht Jahren gegeben, als du zu mir geflohen bist. Und diesmal wirst du mir nicht einfach davonrennen. Diesmal wirst du mir die Wahrheit sagen.” Er berührte ihren Mundwinkel. “Darauf kannst du wetten.”
Emma versuchte, Luft in ihre verkrampften Lungen zu pumpen, doch die Panik war schneller. In Wirklichkeit hatte sich nichts geändert, das wusste sie jetzt. Ihre Reaktion auf Casey, sein Beschützerinstinkt, ihre untergründig schwelenden Ängste – es war alles noch da. Ein Tag in Buckhorn hatte genügt, um alles wieder hochkommen zu lassen.
Wie sein Vater und seine Onkel hatte auch Casey eine Schwäche für Menschen in Not. Sie wollte nicht, dass er sie so sah. Nicht diesmal. Nicht jetzt. Doch da er offensichtlich das Gespräch eben mit angehört hatte, würde er wieder sein Mitleid hervorkramen. Sie konnte es nicht ertragen.
Sie leckte sich über die trockenen Lippen und versuchte sich von ihm loszumachen, doch er hielt sie fest.
“Was soll das, Casey?”
Seine ganze Aufmerksamkeit schien ihrem Mund zu gelten, das machte sie noch nervöser. “Was denn?”
Sie versuchte, seine Hand abzuschütteln. “Diese … erdrückende Fürsorge, mit der du mich überrollst. Du bestehst darauf, dass ich einen Kaffee trinke, bestehst darauf, meinen Chauffeur zu spielen, bestehst darauf, alles zu erfahren, obwohl es dich nichts angeht. Warum steckst du deine Nase in meine Angelegenheiten, noch dazu, ohne dass ich das möchte?”
“Was möchtest du an mir nicht, Liebes?”
Oh, diese sanfte, schmeichelnde Stimme. Sie durfte nicht zulassen, dass er ihr das antat. Sie war nach Hause gekommen, weil es notwendig war, und natürlich hatte sie damit gerechnet, irgendwann auch Casey zu begegnen. Doch sie verlangte nicht mehr von ihm als Respekt. “Was zwischen mir und meinem Vater ist, geht dich nichts an.”
Von sich und seiner Mission überzeugt, führte Casey sie in den Aufenthaltsraum.
“Casey!”
Sie sahen die junge Krankenschwester an, die den Arzt zu Emmas Vater begleitet hatte. Sie stand im Gang und hatte ihren Blick auf Casey gerichtet. Als sie ihnen mit wichtigtuerischer Miene entgegenging, versuchte Emma zu flüchten.
Sie hörte Casey
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