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Für hier oder zum Mitnehmen?

Für hier oder zum Mitnehmen?

Titel: Für hier oder zum Mitnehmen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ansgar Oberholz
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sanitären Anlagen meines Cafés. Eigentlich wäre ich jetzt schon so gut wie zu Hause, hätte Milena mich nicht noch einmal zurückgepfiffen. Nach der Schlüsselübergabe im Lüftungsraum hatten wir alle viel zu tun. Das Café war gut besucht, es bildeten sich immer wieder Schlangen am Tresen. Magnus und Milena bedienten die Gäste, während ich Geschirr spülte und Waren in den Tresen nachlagerte. Bis ich bemerkte, dass ich so erschöpft war, dass ich kaum noch eine Flasche tragen konnte. Ich beschloss, dass nichts auf dieser Welt mich davon abbrächte, diesen Katertag zu beenden und nun endlich, jetzt sofort, nach Hause zu fahren.
    Neben meiner Erschöpfung hatte sich auch ein kleiner Schock breitgemacht. Denn wieder wurde ich gewahr, wie viel gastronomische Arbeit noch vor mir lag. Erst wenn die Mitarbeiter und die Strukturen durch höheres Gastaufkommen gefordert werden, erkennt man die Defizite.
    Milena kochte nicht Kaffee vor, diesmal veranstaltete sie die Vorsorge beim Fassbier. Sie zapfte zehn Biere halb an, und wenn dann später die Bestellung kam, zapfte sie die Getränke fertig. Wenn zu viel Schaum im Glas war, schabte und löffelte sie ihn mit einem Kuchenheber aus dem Bierglas. Magnus kassierte ständig zu geringe Preise ab, und Shanti gab Suppenportionen aus, die auf Raststätten als Fernfahrerteller kategorisiert worden wären. Zudem verbrannte er sich mehrmals. Immer wieder drang ein markerschütternder Schrei aus der Küche, der die anderen Mitarbeiter in die Küche lockte. Einiges Geschirr ging zu Bruch. Das Scheppern und Klirren der zerberstenden Gegenstände war wie der sehr langsame Rhythmus des Trommlers auf einer Sklavengaleere. Jedes Mal erschien der Preis der zerstörten Gegenstände in der Luft vor meinen Augen.
    Ich kleidete mich an, es war kalt geworden, und kroch zur Verabschiedung an den Tresen.
    »Einen kleinen Job musst du noch erledigen, bevor du Feierabend machen darfst, Chef.«
    »Egal, was es ist, ich mache es morgen!«, sagte ich bestimmt.
    »Diese Sache lässt sich nicht aufschieben. Eine der Kabinen in der Herrentoilette ist wieder verschlossen, schon seit ziemlich langer Zeit. Du hattest uns versprochen, dich selber um so etwas zu kümmern. Sonst haben wir gleich wieder Ärger mit einem Junkie am Hals, wenn du weg bist. Komm, das dauert doch auch nicht lange.«
    Milena kannte keine Gnade, sie lächelte mich verführerisch an. Seit dem Gespräch im Lüftungsbüro hatte sie sich ganz normal verhalten und auch mit Magnus gut zusammengearbeitet. Wäre ich nicht so erschöpft gewesen, hätte ich mich freuen können, über Milenas gute Laune und darüber, dass der Laden langsam besser lief. Die Zwillinge hatten das Warten in der Schlange allerdings abgebrochen.
    »Hier is mir heut zu viel los, Chef. Dit hält ja keene Sau aus, son Trubel.«
    Wieder funktionierten sie wie Bioindikatoren. Ich muss mich entscheiden, welche Art Biotop ich erschaffen möchte, ein ruhiges, beschauliches, in dem sich die sensibelsten und scheuesten Vögel wohlfühlen, oder ein lebendiges, vibrierendes, in dem sich allerlei Getier tummelt, auch wenn der eine oder andere Artgenosse davon verschreckt wird.
    Milena wollte ich heute nicht unnötig reizen, deshalb trat ich seufzend den Gang nach oben an.
    In der Hoffnung, wieder nur ein Missverständnis und keinen Junkie vorzufinden, klopfe ich müde, fast schon zaghaft an die Tür der Kabine und drohe mechanisch mit der Polizei.
    Die Kabinentür wird unvermittelt aufgerissen und ein drogenabhängiger Mensch steht vor mir. Vermutlich befindet sich ein Cocktail aus Amphetaminen, Cannabis, Crack und Alkohol in seinem Blut. Zumindest sind das die Substanzen, die ich in der Kürze der Zeit aus seinem Atem extrahieren kann.
    Als er mich wutentbrannt und mit erhobener Stimme auf seine menschlichen Grundrechte hinweisen will und ich schon bereue, ihn überhaupt bei seinem Geschäft gestört zu haben, nein, es plötzlich sogar in Ordnung finde, dass die Drogenabhängigen nun mal die schönen Toiletten des Cafés benutzen – ist doch ok, wo sollen die denn sonst hin, im Golden Gate kräht doch auch kein Hahn danach, was auf den Toiletten geschieht, und der Laden läuft super – , gleitet sein Blick von meinen Augen ab und richtet sich etwas höher, auf meine Stirn. Er tritt einen Schritt zurück, und all seine Wut ist wie weggeblasen.
    »Ey, Alter, wer bist du denn eigentlich?«
    Ich benutze ab und an einen Fahrradhelm, der eigentlich ein Skateboardhelm ist, und den

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