Fuer immer 2 - die Liebe
Sekunde, beugt sich dann herunter und küsst mich. Er schüttelt den Kopf, legt eine Hand auf meine Wange und sieht mich an. »Ich habe wirklich versucht, böse auf dich zu sein, doch dann habe ich beschlossen, unsere kostbare Zeit nicht mit negativen Gefühlen zu vergeuden.«
»Gute Entscheidung.« Ich bin selbst überrascht, dass ich so erleichtert bin.
Drew nimmt meine Hände und schaut mir in die Augen. »Aber von jetzt an keine Geheimnisse mehr, okay? Versprich mir, dass du mir in Zukunft erzählst, was los ist.«
»Okay, keine Geheimnisse mehr.«
»Gut, dann wäre das geklärt. Wo möchtest du heute essen?« Er nimmt meine Hand und führt mich ins Wohnzimmer.
»Ist mir eigentlich gleich.«
Drew setzt sich auf die große, braune Couch, zieht mich zu sich hinunter und gibt mir einen langen, intensiven Kuss. Danach schweigen wir eine Weile, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Ich sehe auf unsere verschränkten Hände und betrachte seine sonnengebräunten Arme mit den feinen blonden Härchen. Ich stelle mir vor, wie sie durch im Sonnenschein glitzerndes Wasser gleiten und mit kräftigen Schlägen die Wellen teilen. »Warst du schon mal surfen?«
»Natürlich«, antwortet er lachend. »Ich gehe immer surfen, wenn ich meine Eltern besuche. Warum fragst du?«
Ich zucke die Achseln. »Ich weiß so wenig über dich. Zum Beispiel … Was hast du gemacht, nachdem du von zu Hause weg bist?«
»Zuerst bin ich – wie alle klugen Akhet, wenn sie erwachsen werden – nach Alexandria gefahren, um ein paar Dinge einzusammeln. Von da aus bin ich weiter nach New York und dann hierher.«
»Du bist als Sechzehnjähriger allein mit einem Haufen Geld in der Tasche durch die Großstädte gezogen?«
»Am Anfang war es keine so riesige Summe, nur so viel, wie ich brauchte, um neu anzufangen.« Er lächelt vor sich hin und denkt wahrscheinlich zurück an Dinge, von denen ich niemals erfahren werde. »In der ersten Zeit war ich übrigens wirklich oft bei Maria essen, weil das Geld ein wenig knapp war, aber es hat auch Spaß gemacht.«
»Aber wie konntest du vorher dein Geld nach Alexandria bringen? Ich meine, normalerweise weiß man doch nicht, wann man sterben wird. Und wenn es so weit ist, kannst du ja nicht einfach sagen: Stopp! Ich muss vorher noch kurz nach Alexandria, um ein paar Sachen zu deponieren.« Ich denke zurück an die Szene in den englischen Hügeln, an die lodernden Feuer und die verzweifelten Schreie der Verurteilten. In jenem Leben hatte er jedenfalls keine Zeit mehr, noch irgendwas zu verstecken, ehe die Soldaten kamen und ihn fortschleppten.
»Wenn man die Möglichkeit hat, bringt man im Laufe eines Lebens immer wieder Dinge dorthin. Aber letztes Mal, zum Beispiel, habe ich zusätzlich Geld in einem Bankschließfach in New York deponiert und es bei meiner Rückkehr als Erbe meines Großvaters deklariert. Heutzutage ist der Neuanfang wirklich wesentlich leichter, nicht mehr wie früher, wo man jedes Mal quasi wieder bei null anfangen musste.«
Ich spiele ein bisschen mit seinen Fingern und versuche, mich daran zu erinnern, wie er als Connor aussah, doch alles, was ich vor mir sehe, sind blonde Haare und ein Paar grüner Augen. Der Rest bleibt verschwommen im Nebel meiner Erinnerungen – wie ein Geist, der nicht ans Tageslicht kommen will. »Wie haben wir uns kennengelernt?«, frage ich schließlich.
Drew stützt den Kopf in die Hand und sieht mich an. »Im Laden natürlich, schon vergessen?«
»Nicht dieses Mal – letztes Mal.«
Er sieht mich ein wenig gekränkt an. »Das weißt du nicht mehr?«
»Nein. Ich habe mich bisher nur an wenige Ausschnitte aus jenem Leben erinnert. Einige waren aus meiner Kindheit, als ich irgendwo an einer Steilküste lebte, und die anderen … aus dem Tower. Ich habe keine Ahnung, wo wir uns begegnet sind oder wie wir ein Paar wurden.« Ich bin noch nicht so weit, dass ich all meine Leben in eine chronologische Reihenfolge bringen kann, es ist eher wie ein schlecht gemachtes Musikvideo mit wirren Szenen, die keinen Sinn ergeben, wenn man den Kontext nicht kennt.
Drew beugt sich herüber und haucht mir einen Kuss auf die Wange – offensichtlich denkt er an frühere Zeiten. »Wir sind uns bei Hofe begegnet.«
Das klingt irgendwie vertraut. Ich erinnere mich an die kalten Mauern eines zugigen Schlosses im Schatten hoher Bäume.
»In einem Palast, oder so?«
»Ja genau. Schloss Arundel in West Sussex.« Er lächelt versonnen und streichelt geistesabwesend
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