Fuer immer 2 - die Liebe
Sonnenschein der letzten Tage. Eigentlich habe ich gar keinen Grund, deprimiert zu sein: Rayne ist gerettet, die Formel ist in guten Händen und Drew bemüht sich wirklich sehr, mich glücklich zu machen. Dennoch liegt die ganze Zeit irgendetwas wie ein schwerer Stein auf meiner Brust. Ich nestele an dem Knoten des Halstuchs, das die Würgemale an meinem Hals verdeckt. In ein paar Tagen werden sie endgültig verschwunden sein – ich wünschte nur, meine Erinnerungen an jene Nacht würden genauso schnell verblassen.
Drew sitzt neben mir auf der Couch und telefoniert. »Zwanzig Millionen? Das ist nicht ihr Ernst, oder? Fünfzehn sollten vollauf genügen, um das Projekt anzuschieben.« Kurzes Schweigen. »Verdammt, dann sag ihnen, wenn sie nicht bereit sind, sich zu einigen, gibt es genügend andere Jungunternehmer, die das Geld mit Kusshand nehmen werden. Es liegt ganz bei ihnen.« Schneller, als ich gucken kann, scrollt er auf seinem Tablet-Computer durch irgendwelche Zahlenkolonnen, stoppt plötzlich und sieht sich eine der Seiten genauer an. »Hm, wie wär’s mit ADM ?«, fragt er und lauscht der Antwort am anderen Ende. »Sehr gut. Dann reinvestieren wir fünfzig Prozent in die Firma und frieren die anderen fünfzig erst mal ein.« Abwesend spielt er mit meinen Fingern. »Das war’s? Okay, dann sprechen wir uns morgen wieder.« Er zieht das Headset vom Kopf und wirft es auf den Tisch.
Ich lege mein Buch beiseite und lehne mich an ihn. »Zwei Wahrheiten und eine Lüge.«
Drews Finger huschen weiter über den Bildschirm. »Was?«
»Zwei Wahrheiten und eine Lüge«, wiederhole ich und pikse ihn leicht in die Rippen. »Das ist ein Spiel.«
Er seufzt. »Im Spielen bin ich nicht besonders gut«, sagt er, den Blick immer noch auf den Bildschirm geheftet.
Ich weiß nicht, warum, aber plötzlich habe ich Tränen in den Augen und rutsche von ihm weg ans andere Ende der Couch. Eigentlich ist ja gar nichts passiert. Drew mag keine Spiele und er hat zu tun. Warum muss ich dann auf einmal heulen?
»Was ist los?«, fragt er verdutzt.
»Nichts«, schniefe ich. »Waren ein paar harte Wochen.«
Drew schiebt den Computer beiseite und legt seinen Arm um mich. »Na, Gott sei Dank ist diese ganze Sekhem-Geschichte jetzt vorbei und wir können uns endlich wieder unserem eigenen Leben widmen.«
Ich hebe den Kopf und schaue ihn an. »Wieso vorbei? Nichts ist vorbei. Ich werde natürlich weiter mit Janine arbeiten. Sie brauchen mich.«
Er sieht mich ein bisschen irritiert an. »Aber du hast doch gesehen, wie gefährlich das ist. Außerdem hast du keinerlei Verpflichtung ihnen gegenüber.«
»Trotzdem mache ich weiter.«
»Okay, wie du willst«, sagt er, doch ich höre genau, dass er eigentlich dagegen ist. »Aber ich will nicht, dass du noch mal irgendwelche gefährlichen Aufträge übernimmst.« Er gibt mir einen Kuss. »Ich brauche dich nämlich, und zwar heil und unversehrt.« Er lehnt sich zurück und ich schmiege mich an ihn. »Übrigens habe ich Sandoval gesagt, dass ich die Jacht kaufen werde. Was hältst du davon, wenn wir auf eine tropische Insel durchbrennen und dort bleiben, bis du achtzehn bist? Dann bräuchtest du den ganzen Tag nichts zu tun, außer in der Sonne zu liegen und mit den kleinen bunten Fischen um die Wette zu schwimmen.«
»Träum weiter«, lache ich. »Klingt zwar sehr verlockend, aber vorher muss ich noch die Schule zu Ende machen. Ich komme demnächst in die Abschlussklasse, schon vergessen?«
Doch Drew ist Feuer und Flamme. »Warum schmeißt du die Schule nicht einfach hin, lässt das alles hinter dir? Wozu brauchst du einen Abschluss?« Er schaut mich so verständnislos an, als wäre ihm das Konzept tatsächlich fremd. Er selbst hat schließlich mit sechzehn die Schule abgebrochen und es anscheinend nie bereut. »Von jetzt an kannst du tun, was du willst. Ich habe mehr Geld, als wir beide zusammen in einem Leben ausgeben können, und ich kann dir viel mehr bieten als bloß einen Highschool-Abschluss.« Seine Augen funkeln begeistert, er gerät richtig ins Schwärmen. »Wir könnten überallhin fahren! Wohin möchtest du? Nach Europa vielleicht? In den Südpazifik? Nach Thailand? Ich müsste nur ab und zu ein bisschen arbeiten, die restliche Zeit könnten wir einfach zusammen sein, Duette spielen und uns den Sonnenuntergang anschauen.«
»Und was ist mit meiner Familie? Mit der Musikschule?«
»Wenn sie erst wissen, dass es dir gut geht, werden sie uns verzeihen. Eltern verzeihen immer.«
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