Fuer immer 2 - die Liebe
auf diesem Weg in seine Hände gelangt waren, in der Hoffnung, sie eines Tages zurückgeben zu können.«
Sue nickt nachdenklich. »Eine interessante Art der Sühne.«
»Erzähl mir etwas über diesen Drew«, fordert Janine mich auf. »Wie alt ist er? Wie sieht er aus?«
Ich schließe die Augen, um alles, was Drew zu mir gesagt hat, auszublenden, und mich nur auf die äußeren Details zu konzentrieren. Ganz gleich, wie sehr er auch versucht, mir einzureden, dass zwischen uns eine Verbindung besteht, ich fühle mich nicht zu ihm hingezogen, fühle nichts von dem, was ich damals für Connor empfunden habe.
»Etwas über zwanzig, glaube ich. Groß, blond, blaue Augen. Spricht mit Akzent. Er kommt ursprünglich aus Australien. Er fertigt Designerschmuck für den Laden an, in dem meine Schwester arbeitet.«
Janine überlegt. »Hm. Er könnte zwar Iawi sein, aber zum Sekhem gehört er auf keinen Fall, sonst hätte ich etwas über ihn gehört.«
»Khered vielleicht?«, schlägt Sue vor.
»Ja, vermutlich.«
»Was bedeutet das?«, frage ich verwirrt. Fast jeden Tag, so kommt es mir zumindest vor, taucht wieder ein neuer geheimnisvoller Begriff auf!
»Khered verhalten sich wie Kinder«, erklärt Sue in leicht abschätzigem Tonfall. »Es sind meist noch recht junge Akhet, die nichts von der Verantwortung hören wollen, die wir durch das Wissen, das wir in unseren verschiedenen Leben erlangt haben, tragen. Den Sekhem und alles, wofür er steht, lehnen sie ab. Stattdessen nutzen sie ihre Fähigkeiten nur, um in diesem Leben möglichst viel Erfolg zu haben und sich zu amüsieren – Reichtum, Berühmtheit, wilde, ausschweifende Partys, das ist alles, was sie wollen. Alle anderen sind ihnen egal. Darum haben sie auch keine Skrupel, die Rohstoffe des Planeten zu verschwenden. Unsere Welt zu verbessern und an zukünftige Generationen zu denken – das steht nicht auf ihrem Plan.«
»Gibt es viele von ihnen?«
»Mehr, als wir gebrauchen können«, sagt Janine und legt finster die Stirn in Falten. »Trotzdem wäre es ungewöhnlich, dass ein Iawi sich mit ihnen abgibt. Die meisten sind nach einigen Leben reif genug, um diesen Lebensstil endgültig hinter sich zu lassen.«
Sue stützt die Ellbogen auf die Knie und sieht mich an. »Und was willst du jetzt in Bezug auf diesen Drew unternehmen?«
»Eigentlich gar nichts … ihm aus dem Weg gehen.« Ich sehe Janine an. »Vielleicht klingt das für dich komisch, weil du seine Mutter bist und so, aber ich liebe Griffon und ich will so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen. In diesem Leben und auch in zukünftigen, wenn wir das Glück haben sollten, uns wieder zu begegnen. Wir haben uns gefunden … nach allem, was damals passiert ist. Griffon hat erkannt, dass ich Akhet bin, und er war seither immer für mich da. Wenn es so etwas wie Schicksal gibt, dann ist es meins, mit Griffon zusammen zu sein. Nicht mit Drew.«
»Ich will dir ja nicht unrecht tun«, antwortet Janine leise, »aber das klingt, als wolltest du nicht mich überzeugen, sondern vielmehr dich selbst.«
[zurück]
7
»Pass auf, der Wagen da!«, schreit Mom, krallt sich ans Armaturenbrett und macht mit den Füßen eine imaginäre Vollbremsung. »Er zieht rüber!«
»Hab ihn gesehen«, knurre ich und mache einen kleinen Schlenker nach links, um der Stoßstange des Prius auszuweichen. Neben Wendemanövern und Einparken muss man in den Fahrstunden mit ihr vor allem eins üben: Geduld. Bei jeder Kleinigkeit wird sie hysterisch. Ich kann es kaum erwarten, so bald wie möglich meine Führerscheinprüfung zu bestehen und sie danach achtkantig aus dem Auto zu werfen.
»Wechsel auf die rechte Fahrspur, da vorn müssen wir abbiegen.«
»Ungefähr in einem Kilometer, meinst du wohl. Ich kenne den Weg, Mom.« Trotzdem setze ich den Blinker, damit sie nicht weiter nervt. Ich frage mich, ob ich wohl in einem früheren Leben schon mal Auto gefahren bin, denn eigentlich fällt es mir ziemlich leicht.
»Man soll vorausschauend fahren und immer schon wissen, was man als Nächstes tun muss …«, zitiert sie zum hundertsten Mal und verdreht sich fast den Hals, um meinen toten Winkel zu checken.
»… und gleichzeitig vorausahnen, was die anderen Verkehrsteilnehmer als Nächstes tun werden«, beende ich den Lehrsatz. »Ich hab es begriffen. Vielleicht ist es besser, wenn ich nur noch bei Dad Fahrstunden nehme.«
Sie sieht mich gekränkt an. »Warum sagst du so etwas? Wenn du meine Gefühle verletzen wolltest, bitte, das
Weitere Kostenlose Bücher