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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
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Everdene hatte ihrer Haut einen zarten Bronzeton verpasst.
    Sie raubte ihm den Atem.
    Harry hatte die Augen verdreht, als seine Großmutter ihm mitgeteilt hatte, dass sie bei den Carrs zum Grillen eingeladen waren.
    »O nein«, hatte er gestöhnt. »Diese Langweiler! Die sind total uncool.«
    Mit ihren selbst gestrickten Pullovern, ihren Regenjacken und Hornbrillen sahen die Carrs aus wie seltsame Relikte aus den Fünfzigerjahren. Komische Vögel, die ganze Sippe. Liefen dauernd mit Ferngläsern rum oder mit einer laminierten Landkarte um den Hals.
    »Wir müssen dahin, mein Lieber«, hatte seine Großmutter ihm erklärt. »Mr. Carr ist jederzeit bereit, mich zu beraten, und zwar kostenlos. Die Einladung anzunehmen ist das Mindeste, was ich tun kann. Also komm bitte mit. Mir zuliebe.«
    Harry gab nach, denn er wusste, dass seine Großmutter in letzter Zeit eine Menge durchgemacht hatte, nachdem sein Großvater ihr bei seinem Tod ein finanzielles Chaos hinterlassen hatte.
    Er konnte nicht glauben, dass dies sein letzter Sommer in Everdene sein würde. Seit er denken konnte, war er jeden Sommer hier gewesen, ebenso wie seine Vettern und Cousinen, Onkel und Tanten, die alle in den Ferien hierherkamen. Manchmal hatte Großmutter sämtliche Enkel gehütet, und die Eltern ließen sie nur allzu gerne, weil sie wussten, dass ihre Sprösslinge bei ihr gut aufgehoben waren. Irgendwie hatten sie sich alle in die Hütte gequetscht. Natürlich gab es keine Rückzugsmöglichkeit, was die Sache, als sie größer wurden, ein bisschen kompliziert machte, aber im Grunde genommen hatte auch das keine Rolle gespielt.
    Seit ein paar Tagen waren nun nur noch er und Jane da, und es war echt nett gewesen. Schließlich war Jane keine normale Großmutter. Sie behandelte einen nicht wie ein Kleinkind und meckerte nicht dauernd herum. Sie war total relaxt und bekam mit, was in der Welt los war. »Groovy Granny« wurde sie scherzhaft von ihren Enkeln genannt. Und sie war groß zügig. Steckte einem im richtigen Moment unauffällig fünfzig Pfund zu, und letztes Jahr hatte sie sogar Harrys Führerschein bezahlt.
    Jetzt war sie allerdings so gut wie pleite. Harry wusste nicht so genau, was passiert war – wie hatte sein Großvater sie bloß in einer derartigen Zwangslage zurücklassen können, wenn er angeblich so ein großartiger Finanzberater gewesen war?
    Auf jeden Fall war es ja total in Ordnung von Mr. Carr, dass er Jane beriet, und deswegen war Harry natürlich mitgegangen. Über seine Klamotten hatte er sich nicht viele Gedanken gemacht. Die Carrs hatten sowieso keine Ahnung von Mode – Mr. Carr trug Socken in den Sandalen, und seine Jungs liefen immer in Shorts rum, die entweder peinlich kurz oder lächerlich groß waren, und Mrs. Carr sah immer aus, als würde sie sich bei der Caritas einkleiden.
    Doch als Florence dann mit einem Tablett voll Grillfleisch aus der Hütte der Carrs kam, voll cool in ihren abgeschnittenen Jeans, dem White - Stripes -Shirt und den hochgeschnürten Gladiatorensandalen, hätte er beinahe sein Bier fallen lassen.
    »Hi, Harry«, begrüßte sie ihn lächelnd.
    Sie hatte perfekte weiße Zähne und Grübchen. Er musste sich zusammenreißen, um nicht zu auffällig zu glotzen, als er das Schlangentattoo auf ihrem braun gebrannten Bauch, die vielen Silberreifen an ihrem Handgelenk und ihr Zungenpiercing bemerkte.
    »Florence geht bald nach Cambridge«, verkündete ihre Mutter gerade voller Stolz. »Um Jura zu studieren! Sie will Anwältin werden.«
    »Aber zuerst mach ich ein Auslandsjahr in Südamerika«, sagte Florence.
    Beide schauten Harry erwartungsvoll an. Ihm hatte es die Sprache verschlagen.
    »Also, ich geh nach Bristol. Ich will Medizin studieren.«
    »Cool«, sagte Florence. »Und machst du auch ein Auslandsjahr?«
    »Nein. Das Studium ist so lang. Ich will nicht erst als Rentner fertig werden.«
    Alle lachten, und Harry trank einen Schluck Bier. Er kam sich ein bisschen komisch vor. Hätte er sich doch bloß was anderes angezogen als die Cargo-Shorts und die vedammten Crocs! Andererseits war es auch gerade das Gute an Everdene, dass es egal war, wie man rumlief, Hauptsache, es war bequem.
    Florence warf ihre Mähne zurück und trank einen Schluck aus ihrer Bierflasche. »Heute ist Open-Mic-Night im › Ship Aground ‹ «, sagte sie. »Hast du Lust hinzugehen?«
    »Klar«, sagte Harry und spürte, wie sein Herz schneller schlug.
    Das war ungewöhnlich. Normalerweise verguckte er sich nicht in Mädchen.

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