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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
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Ewigkeit.«
    »Ist das wirklich so?« Florence zog die Nase kraus. »Warum eigentlich?«
    Ja, genau, warum eigentlich?, dachte Harry. Dieser Sommer zum Beispiel. Der konnte von ihm aus ewig dauern.
    Sie verbrachten den ganzen Tag am unteren Ende des Strands, wo sich die erfahrenen Surfer trafen, denn hier gab es besonders hohe Wellen. Den Urlaubern war es zu weit, und so saßen hier nicht überall fette Familien herum, die sich den ganzen Tag mit Fritten vollstopften und ihre Kippen im Sand ausdrückten.
    Florence war eine gute Surferin – wie konnte es auch anders sein –, aber Harry hatte mehr Ausdauer als sie. So lag sie irgendwann auf ihrem Badetuch und schaute ihm zu, bis auch er schließlich aufgeben musste. Die Leute glaubten immer, beim Surfen brauche man bloß auf dem Brett zu stehen, dabei war es in Wirklichkeit Knochenarbeit: gegen die Flut anzupaddeln, die Bauchmuskeln einzusetzen, im richtigen Moment auf die Beine zu kommen, und dann das Gleichgewicht zu halten, um nicht vom Brett zu stürzen. Aber es gab nichts Besseres als die Erschöpfung nach dem Surfen – die totale Müdigkeit nach der körperlichen Anstrengung und dem Kampf mit den Elementen.
    Eine ganze Weile lagen sie nebeneinander am Strand, dann kramte Florence in ihrer großen Strandtasche und brachte Schinkenbrote und einen Schokoladenkuchen zum Vor schein, den ihre Mutter gebacken hatte. Später schlenderten sie entspannt und träge zurück, vom Wind zerzaust und von der Sonne verwöhnt.
    Als sie vor der Hütte der Carrs standen, sagte Harry: »Wollen wir uns später noch auf einen Drink treffen? Ich muss mit meiner Großmutter zu Abend essen. Die hat in letzter Zeit ziemlich die Kacke am Dampfen.«
    »Das brauchst du doch nicht zu erklären«, sagte Florence. »Um zehn im › Ship ‹ ?«
    Harry und Jane saßen an einem kleinen Bistrotisch vor der Hütte und aßen Pilzomelette mit Baguette. Sie waren sich einig, dass es die schönste Zeit des Tages war, wenn die meisten Leute schon nach Hause gegangen waren und nur die Unermüdlichen sich noch am Strand vergnügten. Hunde fegten über den Sand, Drachen flatterten im Abendwind, hier und da stieg von einem Grill Rauch auf.
    »Du scheinst dich ja mit Florence gut zu verstehen«, bemerkte Jane. »Wenn man bedenkt, dass ihr sie früher alle gemieden habt wie die Pest.«
    Harry grinste verlegen. »Ich glaub, sie ist nicht mehr dieselbe. Die haben sie heimlich ausgetauscht, und jetzt ist eine andere Familie mit der blonden Nervensäge geschlagen.«
    »Den Kinderschuhen entwachsen, kann man wohl sagen«, meinte Jane. »Aber sieh dich lieber vor …«
    »Mich vorsehen?« Harry runzelte die Stirn. »Wie meinst du das denn?«
    Jane trank einen Schluck Wein. Sie hatte schon zu viel gesagt. Es war nur so ein Gefühl. Weibliche Intuition.
    Florence genoss es offensichtlich, von Harry angehimmelt zu werden – man musste schon blind sein, um nicht zu sehen, wie sehr er von ihr fasziniert war. Und sie, Jane, wollte ihren Enkel natürlich beschützen. Eine Großmutter sollte keinen Enkel bevorzugen, aber wie hätte sie das anstellen sollen bei Harry, der immer schon so liebevoll um sie bemüht gewesen war? Er war extra eine Woche länger geblieben, weil er sich Sorgen machte und sie nicht allein lassen wollte. Nicht viele Achtzehnjährige kümmerten sich so rührend um ihre Großmutter. Trotzdem sollte sie besser den Mund halten.
    »Ach, hör einfach nicht auf mich«, sagte Jane zu Harry. »Ich glaube, ich bin nur ein bisschen …« Sie wedelte mit der Hand, um anzudeuten, dass sie nicht mehr ganz auf der Höhe war.
    Harry legte ihr eine Hand auf den Arm. »Wird schon alles gut«, beruhigte er sie. »Wir kümmern uns alle um dich.«
    Aber Jane wollte nicht, dass man sich um sie kümmerte. Sie wollte auf niemanden angewiesen sein, wollte nur mit ihrer Familie zusammen sein, um so wunderbare Momente zu erleben wie diesen. Sie wollte niemandem zur Last fallen. Sie wollte, dass man sich über ihre Anwesenheit freute, dass man sie an Weihnachten, an Ostern, zu Geburtstagen, in den Sommerferien als Bereicherung empfand. Bei dem Gedanken an ihre derzeitige missliche Lage kam ihr die Wut wieder hoch. Graham, du verdammter Mistkerl, dachte sie zum hunderttausendsten Mal, die ganze Familie muss jetzt ausbaden, was du verbockt hast!
    Jane lächelte Harry an. Offensichtlich konnte er es kaum erwarten, Florence wiederzusehen, und war nur zu höflich, es zu sagen.
    »Geh nur«, sagte sie. »Den Abwasch mache

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