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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
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sie hatten eine wundervolle Woche verlebt. Die Sonne hatte geschienen, und Janet hatte es genossen, ein bisschen faul zu sein. Sich nicht so stur an ihren normalen Tagesablauf zu halten. Hier brauchte sie ja keine Hausarbeit zu machen. Oder groß zu kochen. Sie aßen Fritten und Fleischpasteten, holten sich ab und zu am Imbissstand ein Krabbensandwich oder eine kleine Tüte Muscheln. Einmal waren sie ins »Ship Aground« gegangen und hatten an einem Tisch auf der Terrasse mit Blick aufs Meer Scampi gegessen, und einmal hatten sie sich sogar in dem großen Hotel an der Strandpromenade eine Tasse Tee mit frischen scones geleistet. Sie hatten ihr Budget ein bisschen überzogen, aber das machte nichts. Janet hatte einfach in den Wochen danach auf das eine oder andere verzichtet, auf ihr Modemagazin zum Beispiel und auf den Frisör. Auf jeden Fall waren sie sich einig gewesen, dass sie im nächsten Jahr wieder herkommen würden.
    Beim zweiten Mal war Alan besser vorbereitet gewesen und auch selbstbewusster, weil ihm nicht mehr alles so fremd war, und diesmal hatte das Siegerfähnchen von seiner Zugbrücke geweht. Janet hatte ein Foto davon gemacht und es vergrößern und rahmen lassen. Jetzt stand es zusammen mit dem Siegerpokal auf dem Kaminsims in ihrem Wohnzimmer, und es erfüllte sie immer noch mit großem Stolz. In den beiden darauffolgenden Jahren hatte Alan den Wettbewerb ebenfalls gewonnen.
    Janets größte Angst war, wie gesagt, dass die Preisrichter einmal zu dem Schluss gelangen könnten, es sei an der Zeit, dass jemand anders den Pokal gewann. Im vergangenen Jahr hatte es Geraune gegeben, es sei alles unter der Hand abgesprochen worden. Aber wie in aller Welt hätte sie das anstellen sollen? Janet hatte doch auf niemanden Einfluss. Bei der Preisvergabe spielte allein die Leistung eine Rolle. Trotzdem war sie immer nervös. Sie hatte keine Ahnung, wie Alan reagieren würde, falls er mal nicht gewann. Vielleicht hätten sie gar nicht wieder herkommen sollen? Vielleicht hätten sie aufhören sollen, als er zum ersten Mal der strahlende Gewinner gewesen war? War es etwa eine falsche Entscheidung gewesen, ihn erneut diesem Stress auszusetzen, ihm erneut Hoffnung zu machen?
    Ihre Befürchtungen zerstreuten sich, nachdem sie sich in der Hütte häuslich eingerichtet hatten. Sie waren jetzt zum fünften Mal hier, und die Strandhütte war schon fast so etwas wie ein zweites Zuhause geworden. Nachdem Janet die Koffer ausgepackt hatte, spülte sie als Erstes alles Geschirr und Besteck – man konnte ja nie wissen, ob die Vormieter die Sachen ordentlich sauber gemacht hatten –, während Alan loszog, um die perfekte Stelle für seine Probeburgen zu suchen.
    Im Laufe der nächsten Tage fanden sich immer mehr Zuschauer bei ihm ein, halbwüchsige Jungs, die sich darum rissen, ihm zu helfen und die Eimer mit Meerwasser zu füllen. Mit unglaublicher Geduld erklärte Alan ihnen, wie viel Sorgfalt nötig war, um eine Sandskulptur herzustellen, dass man von oben nach unten arbeiten musste und wie man mit Hilfe eines Strohhalms die Feinheiten herausarbeiten konnte. Und am Abend erlaubte er ihnen dann, sein Kunstwerk zu zerstören, bevor die Flut kam. Es versetzte Janet jedes Mal einen Stich, wenn sie sah, wie die Früchte seiner Arbeit mit Füßen getreten wurden, aber Alan schien das überhaupt nichts auszumachen. Eine Sandburg sei eben nicht für die Ewigkeit, erklärte er ihr.
    Schließlich kam der Tag des Wettbewerbs. Die Sonne stand strahlend am blauen Himmel. Es schienen mehr Teilnehmer gekommen zu sein denn je, und Janet war ein bisschen mulmig zumute, als sie über den Strand schlenderte und die verschiedenen Grundrisse betrachtete, die Werkzeuge, die die meisten Teilnehmer mitgebracht hatten, und mit Kennerblick einzuschätzen versuchte, wer außer ihrem Sohn noch das Zeug zum Sieger hatte. Viele Familien hatten von vornherein keine Chance, wahrscheinlich nahmen sie nur teil, um dabei zu sein – Väter, die ihre Aufgabe sehr ernst nahmen, während ihre Sprösslinge, ein Schäufelchen in der Faust, ungeduldig auf und ab hüpften. Am Ende ihres Rundgangs hatte Janet fünf ernsthafte Konkurrenten ausgemacht, Leute, die nach ausgefeilten Plänen arbeiteten und entschlossen und konzentriert zu Werke zu gehen schienen.
    Alan hockte zufrieden auf seiner Baustelle. Nach drei Probeläufen vor Ort waren ihm alle Handgriffe vertraut, und er war gerade dabei, die Fundamente zu legen. Neben ihm bauten zwei junge Leute ihre Burg, die

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