Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer
hätten es getan. Er hatte einen kompletten Filmriss, deshalb hat er mir geglaubt. Er war fix und fertig. Er ist aus dem Zelt gestürzt und hat sich übergeben. Dann hat er mich rausgeworfen. Hat mir gesagt, dass er nie wieder was mit mir zu tun haben wolle. Er war stinkwütend. Auf sich selbst und auf mich. Das hat mir richtig gutgetan, kannst du dir ja vorstellen. Dass einer es dermaßen zum Kotzen fand, mit mir geschlafen zu haben …« Sie presste die Lippen zusammen und blinzelte. »Ich habe mir eingeredet , wir hätten miteinander geschlafen. Ich wollte wenigstens einen Moment lang glauben, dass er mich begehrt! Und dann wollte ich dir den Spaß an deiner Hochzeit verderben, weil … weil er mich eben nicht begehrt. Er wollte überhaupt nichts von mir wissen.«
Liam und Kirsty schauten einander an.
»Er liebt dich «, sagte Jenna zu Kirsty. »Er interessiert sich für keine andere. Okay, wir haben geknutscht. Ich hab auf seinem Schoß gesessen. Aber er wollte nur nett zu mir sein. Ich habe ihn geküsst, er hat meine Küsse nicht mal erwidert. Er hat das alles nur mitgemacht, um mich nicht vor den Kopf zu stoßen. Er wollte im »Ship« keine Szene riskieren. Und er hat mich nur mit ins Zelt genommen, weil ich nicht wusste, wo ich bleiben sollte. Er hat gesagt, ich könnte bei ihm und den Jungs pennen.« Jenna wischte sich die Tränen fort, die schon wieder in Strömen liefen. »Dan hat wirklich nichts gemacht, Kirsty! Nur ich. Ich hab das alles verbockt. Tut mir leid.«
Alle schwiegen.
Dann lächelte Kirsty und nickte. Sie hatte verstanden. »Danke«, sagte sie. Und dann nahm sie Jenna in die Arme. Heute konnte sie es sich leisten, großmütig zu sein. Schließlich wandte sie sich zum Gehen.
Liam ließ den Aufzugsknopf los, und die Türen schlossen sich wieder. Die ehemalige Brautjungfer und der Trauzeuge fuhren ins Erdgeschoss, während die Braut die Treppe zu ihrem Zimmer hochrannte, um ihren Brautstrauß zu holen.
Mittlerweile waren alle Hochzeitsgäste im Sands Hotel eingetroffen. Begeistert von der Pracht des alten Gebäudes gingen sie durch die langen Korridore zum Festsaal. Die Terrassentüren standen weit offen, und jenseits der säuberlich getrimmten Rasenfläche glitzerte das Meer türkisfarben und silbern. Nach und nach nahmen die Gäste Platz, und es wurde leiser. Die Spannung stieg. Es duftete nach weißen Rosen und Meer, und ein Pianist spielte leise auf einem Flügel.
Kirsty stand mit ihrem Vater vor den geschlossenen Türen des Festsaals. Sie hatte sich bei ihm untergehakt. Ihr Herz pochte. Das war der Augenblick, von dem jede Frau träumte. Beinahe wäre alles schiefgegangen, und einen Moment lang fragte Kirsty sich, wo Jenna war, ob sie wohl noch einmal zurückkommen würde, um das Märchen zu zerstören, aber sie verscheuchte den Gedanken sofort wieder. Jenna war Geschichte.
Die Türen zum Festsaal wurden aufgerissen, und vor Kirsty erstreckte sich ein strahlend weißer Teppichläufer. Und an seinem Ende stand ihr Zukünftiger. Als er sich zu ihr umdrehte, sah sie ein Leuchten in seinen Augen, das ehrlich und echt war. Ihr Herz zersprang fast vor Glück.
Sie machte sich auf den Weg zu ihm.
Am Himmel hing ein bleicher Mond, umgeben von zahllosen Sternen, als Dan Harper seine Frau über den feuchten Sand trug. Die wuschligen Haare fielen ihr ins Gesicht, die Schuhe hatte sie längst verloren, und sie lachte ausgelassen, als sie vor der kleinen Strandhütte ankamen.
»Ich dachte, wir wollten bloß ein bisschen frische Luft schnappen!«, protestierte sie, während Dan versuchte, das kleine Häuschen aufzuschließen, ohne sie abzusetzen.
»Überraschung!«, sagte er. Die Tür ging auf, und er trug sie über die Schwelle.
»Mein Gott«, stieß Kirsty staunend hervor, als sie sich umsah. Ein Meer von Kerzen flackerte in der Hütte. Leise Musik erklang. In einem Eiskübel stand eine Flasche Champagner, daneben eine Platte mit Gebäck und Obst. An eine Wand hatte jemand ein riesiges, pinkfarbenes, von einem Pfeil durchbohrtes Herz gepinnt, darüber ein D und darunter ein K.
Dan legte Kirsty vorsichtig aufs Bett. Es war, als würde sie in Schwanendaunen versinken. Sie streckte sich und seufzte vor Glück über so viel Vollkommenheit.
»Dan … wie wunderschön! Etwas ganz Besonderes. Das bedeutet mir sehr viel.«
Er legte sich neben sie. »Das war Jennas Idee«, sagte er zu ihr.
Kirsty drehte sich auf die Seite und schaute ihrem Mann in die Augen.
Er streichelte ihr übers Haar. »Liam
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