Für immer - Blue
„Warum bist du es nicht?“
„Ich bin niemandem begegnet‚ ohne den ich nicht leben könnte“‚ erklärte er rundheraus. „Ich schätze‚ ich bin in dieser Hinsicht wählerisch.“
Herausfordernd hob Lucy das Kinn. „Und was veranlasst dich zu der Annahme‚ dass ich es nicht bin?“
Blue musste lächeln. „Touché.“ Mit diesem kämpferischen Glanz in den Augen ähnelte sie so sehr dem Mädchen‚ das er vor all den Jahren getroffen hatte. Und gleichzeitig ähnelte sie ihr überhaupt nicht.
Er erinnerte sich immer noch daran‚ wie sich die fünfzehnjährige Lucy bemüht hatte‚ den Schmerz zu verbergen sogar als die Jungen‚ die sie geschlagen hatten‚ davongerannt waren. Sie hatte leichtes Nasenbluten‚ und sie hielt sich die Seite. Obwohl Blue genau gesehen hatte‚ wie ihr einer der Jungen in die Rippen getreten hatte‚ als sie am Boden lag‚ hatte sie nie geweint. Sie hatte versucht‚ sich nicht anmerken zu lassen‚ wie schlimm sie verletzt gewesen war. Doch an den Schweißperlen in ihrem Gesicht hatte Blue die Wahrheit erkannt.
Sie hatte auf dem Rasen gesessen‚ die Knie dicht an die Brust gezogen. Und er hatte sich neben sie gesetzt. „Geht’s dir gut‚ Yankee?“
„Ja“‚ sagte sie und wischte sich mit dem Handrücken das Blut von der Nase. „Ja‚ mir … geht’s gut.“
„Du siehst nicht so aus.“
„Ich muss nur … ein bisschen hier sitzen bleiben.“
„Okay“‚ hatte Blue leise gesagt. „Was dagegen‚ wenn ich hier auch ein bisschen sitzen bleibe?“
Sie schüttelte den Kopf. Nein‚ sie hatte nichts dagegen.
„Haben diese Jungs dir einen Grund genannt‚ warum sie dich so erschrecken wollten?“
„Sie meinen‚ ins Baseballteam gehört kein Mädchen“‚ hatte Lucy erwidert.
„Es heißt nun mal Jun gsmannschaft“‚ kommentierte Blue.
Lucys Augen glänzten. „Wo ist dann die Mädchenmannschaft?“
Blue zuckte die Schultern. „Die Mädchen sind hier irgendwo beim Cheerleadertraining.“
„Der Trainer hat gesagt‚ ich bin der beste Shortstop‚ den dieses Provinznest je gesehen hat“‚ erklärte Lucy kategorisch. „Und nach allem‚ was ich bisher gesehen habe‚ scheint er recht zu haben. Er hat mich in der Startposition aufgestellt‚ und ich habe die Bälle am besten geschlagen. Und du willst‚ dass ich zu den Cheerleadern gehe?“
Blue verbarg ein Lächeln. „Du bist dir deiner ziemlich sicher‚ was?“
„Es gibt ein paar Sachen‚ die Jungs besser können als Mädchen – im Stehen pinkeln zum Beispiel“‚ erwiderte Lucy und kniff die Augen zusammen. „Aber Baseballspielen gehört nicht dazu. Ich werde es diesen fiesen Typen vor Augen führen‚ indem ich dieses Jahr der beste Spieler werde – und die Auszeichnung in einem Kleid annehme.“
Blue hätte darüber am liebsten laut gelacht‚ aber Lucy zuckte vor Schmerz zusammen. Sie schloss die Augen und presste die Zähne aufeinander. Sie war ganz blass.
„Soll ich deine Mom anrufen?“‚ fragte Blue.
Lucy schüttelte den Kopf. „Sie arbeitet.“
„Du bist verletzt …“
„Mir geht es gut.“
Blue stand auf. „Sie arbeitet im Büro der Fabrik‚ stimmt’s?“
„Ich habe gesagt‚ mir geht es gut!“ Lucy rappelte sich auf‚ um aufzustehen‚ und bei dem Versuch geriet sie ins Schwanken.
Blue griff nach ihr und hielt sie aufrecht. „Du hast eine gebrochene Rippe‚ Yankee. Ich bringe dich rüber zu Dr. Gray.“
„Nein‚ bitte!“ Lucys dunkelbraune Augen wirkten größer‚ und ihre Stimme klang flehentlich‚ als sie zu ihm hochblickte. „Es ist nur ein Knacks. Der Arzt wird mich verbinden und mir sagen‚ dass ich drei Wochen lang nicht spielen darf‚ und dann verliere ich meinen Platz. Ich werde für den Rest der Saison auf der Bank hocken.“
„Manchmal muss man aussetzen.“
„Dieses Mal nicht“‚ entgegnete Lucy verzweifelt. „Wenn ich aussetze‚ haben diese fiesen Penner gewonnen. Das kann ich nicht zulassen.“
Blue schwieg.
„Ich lege mir selbst einen Verband an“‚ erklärte Lucy und hob das Kinn. „Es wird wehtun‚ aber ich würde mich verfluchen‚ wenn ich nicht spiele.“
Sie hatte gespielt und auch tatsächlich in dem Jahr die begehrte Auszeichnung als bester Spieler der Juniormannschaften gewonnen. Sie hatte damals diese verdammte Sturheit besessen. Und der Art nach zu urteilen‚ wie sie jetzt den Kopf in derselben herausfordernden Weise hielt‚ hatte sie anscheinend immer noch denselben Mut und dasselbe Stehvermögen. Im
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