Für immer - Blue
sähe die Lage jetzt ganz anders aus.“
Sie stellte die Suppenschüssel aus Pappe auf das Geländer und sah ihm ins Gesicht. „Ja“‚ fuhr sie fort. „In vielerlei Hinsicht hast du recht. Ja‚ wir sind uns gestern Abend sehr nah gekommen und hätten fast miteinander geschlafen. Du wolltest es. Und ich wollte es auch. Hätten wir uns nicht in der Öffentlichkeit befunden‚ wären wir heute Morgen höchstwahrscheinlich im selben Bett aufgewacht. Auch wenn ich es nur ungern zugebe und noch nie etwas so Leichtfertiges getan habe‚ kann ich es nicht bestreiten.“
In ruhigem Tonfall sprach sie weiter: „Das Ganze lässt unser Verhältnis zueinander heute in einem seltsamen Licht erscheinen. Denn wenn es eines gibt‚ was ich heute auf gar keinen Fall‚ absolut nicht tun kann ‚ dann‚ mit dir ins Bett zu gehen. Ich bin die Ermittlerin. Du bist der Verdächtige. Sollte ich zulassen‚ dass wir Sex miteinander haben‚ verstoße ich gegen jede Regel im Handbuch und noch einiges mehr.“ Sie atmete tief ein. „So‚ jetzt habe ich es gesagt.“
Blue nickte und versuchte‚ ein Lächeln zu unterdrücken. Verflucht‚ er mochte diese Frau. Sie spielte keine Spielchen. Sie zählte einfach die Fakten auf‚ legte alle Karten auf den Tisch. „Keine Chance‚ dass du es dir anders überlegst?“‚ fragte er.
Ihr entging sein scherzhafter Ton. Lucy schüttelte ernst den Kopf. „Auf keinen Fall. Ich würde meinen Job verlieren. Und meine Selbstachtung.“
„Hm‚ okay“‚ erwiderte er. „Ich schätze‚ dann können wir nur eines tun.“
Lucy betrachtete ihn‚ ihre Augen leuchteten fast in dem Licht der Verandalampe.
Er sehnte sich danach‚ sie zu küssen. Doch stattdessen stand er auf. „Wir fangen damit an‚ dass ich ein bisschen locker lasse. Wir wollen ja keine spontanen Verbrennungen riskieren“‚ fügte er hinzu. „Und wenn wir morgen früh frisch und munter aufwachen‚ werden wir uns den Arsch aufreißen‚ um mich irgendwie von der Liste der Verdächtigen streichen zu können. Und morgen Abend … sehen wir von der Verandaschaukel aus weiter.“
Lucy seufzte und schloss kurz die Augen. „Ich wünschte‚ es wäre so einfach.“
Er warf den leeren Pappbehälter in die braune Papiertüte. „Es ist einfach.“
Sie wirkte jedoch wenig überzeugt. Sie sah müde und wehmütig aus. Die Verantwortung lastete schwer auf ihren Schultern.
Blue wollte sie am liebsten umarmen und ihr den Ballast abnehmen. Aber er wusste genau‚ dass er es ihr damit nur schwerer gemacht hätte.
7. KAPITEL
L ucys Wecker klingelte um Viertel vor sechs. Das Schrillen riss sie aus dem tiefen‚ traumlosen Schlaf‚ und sie setzte sich auf. Irgendwann nach Mitternacht war sie endlich eingeschlafen. Davor hatte sie in ihrem Schlafzimmer wach gelegen‚ den vertrauten leisen Geräuschen ihres Hauses gelauscht und angestrengt darauf geachtet‚ ob Blue sich in dem Gästezimmer oben bewegte.
Sie hatte das Rauschen in den Rohren gehört‚ als er geduscht hatte‚ das Brummen der Pumpe und das Zischen des Wassers‚ das aus dem tiefen Brunnen gezogen wurde. Einige Minuten danach hatte sie ein Geräusch wahrgenommen‚ als er den Wasserhahn zugedreht hatte‚ und danach … nichts. Keine Schritte. Kein Laut.
Nicht dass sie mit etwas anderem gerechnet hätte. Blue war schließlich der Pionier‚ der Frontmann der Alpha Squad‚ eine Art Wegbereiter. Sie hatte danach gefragt‚ nachdem sie ihm das Gästezimmer gezeigt und für ihn saubere Handtücher aus dem Wäscheschrank geholt hatte.
„Ich führe die Truppe in den Kampf“‚ erklärte er ihr daraufhin‚ „oder gehe bei Geheimeinsätzen voran.“
Blue hatte ja keine Ahnung‚ dass Lucy bereits wusste‚ was seine Aufgabe war: Er führte sein SEAL-Team schweigend zu einem feindlichen Lager‚ ohne entdeckt zu werden. Ein Pionier konnte seine Truppe im Gänsemarsch durch ein Minenfeld führen‚ ohne dass jemand verletzt wurde. Er bewegte sich geräuschlos‚ unsichtbar. Er war immer vorsichtig und immer wachsam‚ weil er für die Sicherheit seiner Männer verantwortlich war.
Lucy wusste das alles bereits‚ da sie jedes Buch über SEALs gelesen hatte‚ das sie in die Hände bekommen hatte – das erste schon während der Highschool. Ihr war zu Ohren gekommen‚ dass Blue zur SEAL-Ausbildung zugelassen worden war.
Die anderen Bücher hatte sie nicht wegen Blue gelesen‚ sondern weil das erste sie derart begeistert hatte. Das Konzept von Spezialeinheiten wie den
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