Für immer - Blue
jemanden anrufen“‚ sagte Lucy. „Besorg dir einen Anwalt.“
Blue verlagerte sein Gewicht‚ sodass sich die Schaukel leicht bewegte.
„Ich habe heute versucht‚ Joe Cat anzurufen – Joe Catalanotto. Er ist mein Commander‚ und er ist mein Freund“‚ erklärte Blue. „Ich dachte‚ er wüsste‚ wie man mir vielleicht einen guten Anwalt von der Navy besorgen kann‚ um dieses Chaos zu beseitigen. Aber ich habe erfahren‚ dass die Alpha Squad bis auf Weiteres auf einer Trainingsmission ist. Und Admiral Forrest ist plötzlich nicht zu erreichen. Er ist normalerweise die Kontaktperson für das SEAL Team Ten.“ Er klang angespannt. „Ich habe mit einem dieser bleistiftspitzenden Sesselpuper vom Innenministerium gesprochen‚ der behauptet‚ er würde sich bis auf Weiteres um den Papierkram für die Alpha Squad kümmern. Tatsächlich sucht er nach Gründen‚ um uns loszuwerden; das macht das Ministerium alle paar Jahre‚ wenn es um Budgetkürzungen geht. Wenn er erfährt‚ dass einem Mitglied der Alpha Squad eine Mordanklage droht …“ Blue schüttelte den Kopf. „Ich muss da allein durch.“
„Aber du bist nicht allein“‚ warf Lucy sanft ein. „Du hast mich.“
Blue versuchte zu lächeln. „Danke‚ Yankee‚ aber …“
„Ich gehöre nicht zur Alpha Squad“‚ beendete Lucy den Satz an seiner Stelle.
Er nickte. „Wir sind dazu ausgebildet worden‚ als Team zu funktionieren“‚ setzte er zu einer Erklärung an.
„Ich weiß“‚ erwiderte sie. „Ich weiß‚ wie SEAL-Teams operieren. Und ich habe gelesen‚ dass ein paar von euch schon seit der Grundausbildung zusammenarbeiten.“
Blue nickte. „Joe Cat und ich sind vor über zehn Jahren zusammen durch die BUZ/S gegangen. Wir waren Schwimmkumpel‚ und wir sind es immer noch.“
Schwimmkumpel. Das bedeutete‚ dass Blue und sein Freund Joe Cat während der SEAL-Ausbildung wie Pech und Schwefel zusammengehalten hatten. Wo einer hinging‚ war auch der andere. Sie hatten zweifellos ein Band geknüpft‚ das weit über Freundschaft hinausging‚ das auf Respekt und Entschlossenheit und einem unerschütterlichen Verantwortungsbewusstsein füreinander und für die Alpha Squad beruhte.
„Ich habe etwas über die Hell Week gelesen“‚ erwiderte Lucy und stützte das Kinn auf eine Hand‚ während sie zu ihm sah. „Klingt schrecklich. Stimmt es‚ dass man da in einer Woche nur vier Stunden Schlaf bekommt?“
„Ja“‚ bestätigte er lächelnd. „Sowohl Cat als auch ich haben angefangen zu halluzinieren‚ bevor es vorbei war. Zum Glück hat er übernommen‚ als ich Seeungeheuer sah. Und als er Schaum vorm Mund bekam‚ konnte ich ihn packen und wieder zu Verstand bringen. Es war wirklich eine höllische Woche. Ich schätze‚ deshalb nennt man sie auch so.“
„Erzählst du mir davon?“‚ fragte Lucy.
Blue stieß sich mit dem Fuß ab‚ sodass sich die Schaukel in Bewegung setzte. Sie knarrte in dem Rhythmus‚ in dem sie vor- und zurückschwang. Er sah sie an‚ sein Gesichtsausdruck war minutenlang unergründlich.
„Bitte“‚ fügte sie hinzu.
„Du musst es verzweifelt wollen“‚ erwiderte er.
Sekundenlang war Lucy verwirrt. Doch dann erklärte er es ihr.
„Das hat uns einer der Ausbilder immer entgegengebrüllt: ‚Du musst es verzweifelt wollen.’ Das ist das Einzige‚ was ich aus der Höllenwoche klar im Gedächtnis habe.“
Eine Wolke schob sich vor den Mond und dämpfte das silbrige Licht. Blue wirkte wie ein dunkler Schatten auf der anderen Seite der Veranda. Aber seine Stimme hüllte sie ein‚ so warm‚ weich und absolut wie die Dunkelheit.
„Die Ausbilder haben uns über Megafone angebrüllt“‚ erzählte Blue. „Ununterbrochen. Sie haben uns die ganze Zeit verhöhnt und gequält – ob sie uns der Brandung ausgesetzt haben oder uns ewig lang über den Strand rennen oder extrapenibel exerzieren ließen. Einen dieser Mistkerle‚ den gemeinsten und strengsten von ihnen‚ nannten wir ‚Captain Blood’. Er wollte buchstäblich Blut sehen. Und eines der ersten Dinge‚ die er uns durch das Megafon zugebrüllt hat‚ war: ‚Du musst es verzweifelt wollen‘.“
Blue lachte leise. „Es muss gleich am ersten Tag gewesen sein. Wir waren im Wasser‚ im kalten Wasser‚ unter fünfzehn Grad. Wir mussten uns einhaken‚ uns in die Brandung hocken und versuchen‚ uns nicht den Arsch abzufrieren. Sie nannten das ‚Gischttortur’. Sie wollten wissen‚ wie viel wir aushalten – falls wir
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