Für immer - Blue
Zweifel zu ziehen. Trotzdem las Lucy Zeile für Zeile und arbeitete sich durch die fast unleserlichen Wörter.
Genau‚ wie Darlene es bereits erzählt hatte‚ schrieb sie‚ dass Matt in der Nacht von Gerry McCoys Tod zu Hause gewesen war. Nachdem er jedoch seine Aussage gemacht und behauptet hatte‚ Gerry und Blue in der Nähe der Gate’s Hill Road gesehen zu haben‚ hatte er plötzlich viel Geld. Darlene sprach ihn darauf an – immerhin war er im Moment arbeitslos. Aber er entgegnete nur‚ sie solle sich gefälligst um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.
Später erzählte Matt ihr allerdings‚ dass er von R. W Fisher Geld bekommen habe. Und dass er außerdem in wenigen Monaten‚ wenn sich die Aufregung gelegt hätte‚ vom Tabakkönig eine Festanstellung bekäme.
R. W Fisher.
Es erschien aberwitzig. Ausgerechnet der wohlhabendste‚ erfolgreichste Mann der Stadt sollte in einen Mordfall verstrickt sein?
Und die Polizei war vermutlich auch darin verwickelt. Darlene hatte weder gesagt‚ was sie davon überzeugte‚ noch von wem sie diese Information bekommen hatte. Sie hatte lediglich festgestellt‚ dass der Polizei nicht zu trauen sei.
Lucy sah von dem Brief auf und blickte in den Morgenhimmel. Blue hatte Fisher in einem ernsten Gespräch mit Gerry gesehen. In derselben Nacht‚ in der Gerry getötet worden war.
Am liebsten wäre sie gleich losgefahren‚ um sich mit R. W. Fisher zu unterhalten. Im Obduktionsbericht stand‚ dass Gerry keinen Alkohol im Blut gehabt hatte. Sie wollte Fisher fragen‚ ob Gerry vor dem Zwischenfall auf der Tanzfläche etwas getrunken hatte.
Als sie Chief Bradley davon erzählte‚ dass sie mit Fisher reden wollte …
Er hatte ihr daraufhin nicht nur den Fall entzogen‚ sondern sie außerdem vom Polizeidienst suspendiert. Er hatte ihr geraten‚ die Stadt zu verlassen.
Was‚ wenn Darlene recht hatte und die Polizei – Sheldon Bradley eingeschlossen – in eine Art Verschwörung verstrickt war?
Und was‚ wenn sie der Wahrheit zu nahe kam‚ wenn sie mit Fisher sprach?
Was immer mit der Morgenpost gekommen war‚ es verursachte Aufregung in Chief Bradleys Büro. Nichtsdestotrotz hielt Annabella Lucy auf‚ als sie gerade zu ihrem Schreibtisch gehen wollte.
„Ich dachte‚ du bist weg vom Fenster“‚ sagte Annabella mit gewohntem Feingefühl und zündete sich mit einem zischenden Streichholz eine Zigarette an.
„Ich hole nur etwas … aus meinem Schrank“‚ erklärte Lucy. „Will ein paar meiner Sachen einpacken.“ Ihre Neugier siegte‚ darum kam Lucy auf die Unruhe zu sprechen. „Was ist hier los?“
„Blue McCoys Personalakte ist gerade eingetroffen“‚ erzählte die Frau ihr mit rauchiger Stimme und stieß eine Wolke Zigarettenrauch aus. „Wusstest du‚ dass er Kampfkunstexperte ist?“
„Tja‚ ja … Das wusste ich tatsächlich.“
Lucy konnte kaum fassen‚ dass sie es wagte‚ auf dem Revier zu erscheinen. Die normalen‚ nichtssagenden beigen Wände schienen plötzlich Ohren zu haben. Die vertrauten Gesichter ihrer Kollegen erschienen ihr mit einem Mal düster und bedrohlich.
Wahrscheinlich eine Überreaktion. Sie folgte der unbegründeten Aussage von Darlene Parker – die paranoiden Wahnvorstellungen erlegen sein könnte‚ das wusste Lucy. Wenn R. W Fisher und die ganze Polizei Gerry McCoy ermordet hatten‚ musste es einen Grund dafür geben‚ irgendein Motiv. Darlene hatte ihr keins genannt‚ und Lucy zerbrach sich den Kopf darüber‚ worin es bestehen könnte.
Aber sie konnte auch nicht vollständig von der Hand weisen‚ was Darlene ihr gesagt hatte. Und Lucy nahm Darlenes Warnungen ernst genug‚ um sich zu bewaffnen. Sicher‚ sie hatte ihre Polizeiwaffe vor zwei Tagen abgegeben‚ als sie sich mit Chief Bradley gestritten hatte. Doch sie hatte eine Lizenz für eine kleinere Pistole – die sie zufällig in ihrem Schließfach auf dem Revier aufbewahrte.
Der ganze Tag verlief anders‚ als sie geplant hatte. Wieder war sie allein aufgewacht und war enttäuscht gewesen‚ bevor sie den verlockenden Duft von Kaffee und Pfannkuchen wahrgenommen hatte‚ der aus der Küche gedrungen war. Nachdem sie die Treppe heruntergegangen war‚ hatte Lucy Blue beim Zubereiten des Frühstücks vorgefunden. Mit einem Lächeln und einem Kuss‚ der nach Ahornsirup schmeckte‚ hatte er ihr einen guten Morgen gewünscht. Das war nett. Sie konnte sich nicht beklagen.
Nach dem Frühstück hatte sie das Haus jedoch allein verlassen. Sie
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