Für immer - Blue
hatte zur Stadtbücherei fahren wollen‚ um sich die Adressen von Privatdetektiven aus dem Telefonbuch von Charleston zu kopieren. An diesem Tag hatte Lucy sich für die Mordermittlung professionelle Unterstützung suchen wollen.
Stattdessen geisterte ihr jetzt Darlene Parkers verrückter Verdacht durch den Sinn. Lucy schlich sich die Treppe hinunter und hoffte‚ dass sie zu ihrem Schrank gelangte‚ die Waffe in den Händen halten und wieder verschwinden könnte‚ bevor sie von noch jemandem außer Annabella gesehen wurde.
Keine Chance.
Chief Bradley stellte sich ihr auf dem Rückweg entgegen.
Aus Vorsicht bewahrte Lucy eine ausdruckslose Miene. Sie hoffte‚ dass er ihr nicht an den Augen ablas‚ was sie vermutete: Dass der Polizeichef zu einer verrückten‚ mörderischen Verschwörung gehörte‚ in die die halbe Stadt verstrickt war.
Er fragte sie allerdings nicht‚ was sie hier wollte. Er starrte sie an und fragte: „Sie wussten‚ dass Blue McCoy Kampfkunst- und Nahkampfexperte ist?“
Lucy blickte zu Annabellas Schreibtisch‚ wo die Dienstfahrtenleiterin eine weitere Zigarette rauchte und die Szene mit unverhohlener Neugier beobachtete.
„Das sind alle Navy SEALs“‚ erwiderte Lucy fest. „Es überrascht mich‚ dass Sie es nicht wussten.“
„Nein‚ ich wusste es tatsächlich nicht“‚ herrschte Bradley sie an. „Bevor mir Annabella gerade erzählt hat‚ dass Sie es wussten. Und zufällig habe ich mich gestern mit Doc Harringtons hübscher junger Frau unterhalten. Und sie hat erwähnt‚ dass Sie ein wandelndes Lexikon über militärische Sondereinsatzkommandos sind.“
„Sarah hat übertrieben. Ich weiß gar nicht so viel …“
„Was mich interessiert ist: Warum zum Teufel ist keine dieser Informationen auf meinem Schreibtisch gelandet?“
„Ich dachte nicht …“
Bradley drückte ihr ein paar Blätter Papier in die Hand. Es handelte sich offenbar um Fotokopien von Blues Personalakte. Zahlreiche Zeilen waren geschwärzt‚ zweifellos aus Sicherheitsgründen. Es gab jedoch eine vollständige Liste der Bereiche‚ in denen Blue Expertenstatus oder sogar noch mehr hatte. Kampfkünste und Nahkampf standen ganz oben auf der Liste.
Fasziniert von Blues Akte‚ blätterte Lucy um. Und zwar trotz der Tatsache‚ dass sie von Leuten umgeben war‚ die anscheinend etwas mit Gerry McCoys Tod zu tun hatten.
Sie überflog die kurze psychologische Einschätzung‚ die am Ende der zweiten Seite stand. „Carter McCoy ist ein perfekter Kandidat für das SEAL-Programm“‚ las sie laut. „Er ist ein zäher‚ für gewöhnlich zuverlässiger‚ aufmerksamer Mann‚ der sich nicht scheut zu handeln. Jedoch kann sein Temperament gelegentlich mit ihm durchgehen. Außerdem ist er ein Einzelgänger‚ der seine Gedanken und Gefühle niemandem mitteilen will oder kann‚ außer vielleicht den engsten Freunden. Carter McCoy ist …“
„Und jetzt sagen Sie mir“‚ unterbrach Chief Bradley sie‚ „ob McCoy die Fähigkeit und das Wissen hat‚ einem Mann mit bloßen Händen das Genick zu brechen.“
Lucy sah auf. Diese Frage wollte sie nicht beantworten. Sie konnte darauf keine Antwort geben‚ ohne Blue in Verdacht zu bringen. Aber wenn sie die Antwort verweigerte‚ würde Bradley ihr unterstellen‚ ihm die Wahrheit vorzuenthalten.
„Blue McCoy ist Lieutenant bei den Navy SEALs“‚ erklärte sie dem Chief. „Er ist ausführender Offizier in Team Ten‚ Stellvertreter des Commanders der Alpha Squad.“ Sie schlug sich mit den Blättern gegen die Handfläche. „Hier steht‚ dass er zahlreiche Medaillen für Tapferkeit …“
„Ich habe Sie nicht aufgefordert‚ mir die Vergangenheit des Mannes zu skizzieren“‚ entgegnete Bradley. „Ich wollte wissen‚ ob Blue McCoy in der Lage ist‚ jemanden auf diese Weise zu töten …“
„So etwas würde er nie tun.“
„Das ist eine Ja-oder-Nein-Frage‚ Tait. Ist er in der Lage‚ einem Mann mit bloßen Händen sauber das Genick zu brechen oder nicht?“
Bradley beobachtete sie. Annabella ebenfalls. Hinten im Flur standen Travis Southeby und Tom Harper und starrten zu ihr hinüber. Sie alle warteten auf Lucys Antwort.
„ Alle SEALs …“
Chief Bradley hörte ihr nicht länger zu. „Das klingt für mich nach einem Ja. Gehen Sie gleich zum Richter“‚ sagte er zu Travis. „Besorgen wir uns einen Haftbefehl und sperren den Hurensohn ein. Wir haben das Motiv‚ und jetzt haben wir auch die Mittel.“
„Motiv?“‚ fragte
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