Für immer, Dein Dad
zu bereden, Mum. Das verstehst du nicht.»
«Hattest du denn einen schönen Abend?»
«Wieso?», fragte ich unschuldig.
«Ich habe gedacht, du triffst dich mit einem Jungen.»
Ich wurde rot. «Das war nur ein Kumpel, Mum.»
«Corey ist ein Kumpel. Aber das hier war eine richtige Verabredung, oder?»
Ich wollte diesem grässlichen Verhör nur noch entkommen.
«Nein, war es nicht. Mum, ich bin jetzt müde.»
«Na gut, Liebling. Aber du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst.»
«Ja, klar.» Ich hatte schon den Rückzug in mein Zimmer angetreten.
«Und du kannst ihn gerne mal mitbringen. Wir könnten zusammen Tee trinken. Oder ich mache uns etwas zu essen. Wie wär’s mit Red Snapper und Reis?»
Da würde ich eher meinen großen Zeh kochen! Trotzdem nickte ich, um sie loszuwerden, und floh in mein Zimmer, wo ich davon träumte, wie mich Mickey vor einer Horde grüner Dinosaurier rettete.
Am nächsten Morgen in der Schule hechelte ich meine Verabredung in allen Einzelheiten mit Carla durch. Nachmittags saßen wir bei ihr und fingen damit nochmal von vorne an.
«Das ist so cool!», rief Carla begeistert.
«Ja, oder?»
«Worum geht’s denn?», fragte Corey, der mal wieder hereingeschlurftwar, ohne anzuklopfen. Er wirkte ganz schön erwachsen, seit er die Schule hinter sich hatte. Zum Beispiel lief er nicht mehr herum wie ein gestresster Gorilla, sondern hatte einen ruhigen, männlichen Gang. Außerdem trug er seine Jeans jetzt richtig herum.
«Das geht dich gar nichts an!», sagte ich.
«Jetzt komm schon!», quengelte er und klang plötzlich wieder wie ein Fünfjähriger.
«Lois hat einen Freund!», platzte Carla heraus.
Ich trat ihr gegen das Schienbein.
«Autsch!»
«Und wer ist es?», fragte Corey.
«Warum willst du das wissen?»
«Bloß mal sehen, ob ich ihn kenne.»
«Du kennst ihn nicht. Und jetzt kümmere dich um deinen eigenen Kram!»
«Ich will ja nur wissen …»
«Was?», fragte Carla.
«Ob er ein Blödmann ist oder nicht.»
Sobald er wieder draußen war, quatschten Carla und ich weiter über meine sagenhafte Verabredung. Es war toll, wieder etwas mit meiner besten Freundin gemeinsam zu haben. Und mit der Zeit war mir dieses Gefühl wichtiger, als mich tatsächlich mit Mickey Mills zu treffen, der im Übrigen Mundgeruch hatte, wie es sich bei näherer Prüfung herausstellte. Ich würde ihn also garantiert niemals küssen und war direkt froh, als er Schluss machte, weil ich was gegen Zungenküsse hatte.
Bleiben oder gehen?
Kevin Bates’ Schatztruhe: Mein größtes Erlebnis in dem Jahr, in dem ich siebzehn wurde, war das Wahnsinnstor von Pele gegen Italien. Ein Jahrhundertmatch!
Bleiben oder gehen?
Vermutlich hasst Du die Schule und kannst es kaum erwarten, die ganzen Regeln und Vorgaben loszuwerden, ganz zu schweigen von dem Mensafraß. Aber bitte, Liebling, überleg Dir genau, ob Du nicht doch Abitur machen und studieren willst. Mach diese Abschlüsse! Denk dran, damit schaffst Du Dir für Dein späteres Leben mehr Wahlmöglichkeiten.
Der Eintritt in die Oberstufe brachte einige Veränderungen mit sich, manche davon konnten einem die Schule direkt paradiesisch erscheinen lassen. Vor allem mussten wir keine Schuluniformen mehr tragen, und außerdem gab es in der Oberstufe gemischte Klassen. Also würde ich täglich mit coolen Typen zu tun haben. Nicht, dass sich einer von ihnen auch nur die Bohne für mich interessierte. Es würde so bleiben, wie es immer war: Die gierigen Massen stürzten sich auf meine beste Freundin Carla. Sie war allerdings auch etwas Besonderes – wenn man was für schlanke Taillen, üppige Oberweiten und die Bewegungen eines Supermodels übrig hat. Sogar Mr. Tally hatte angefangen, sie komisch anzusehen, wenn sie sich eine Tüte Colafläschchen kaufte. Während ich kaum etwas anderes trug als meine altenJeans, zwängte Carla ihren Hintern in Daisy Duck’s (die winzigsten Shorts, die je genäht worden sind). Daher war es kaum überraschend, als sie schließlich fest mit Antoine Richards ging, einem ziemlich ansehnlichen Typen aus der Klasse über uns, und fast ihre gesamte Freizeit mit ihm verbrachte. Aber auch daran gewöhnte ich mich, und es störte mich nicht weiter, bis ich eines Tages bei ihr vorbeischaute und Corey mir die Tür aufmachte.
«Sie ist mit einem Typen unterwegs», erklärte Corey. Ich hatte ihn seit Ewigkeiten nicht gesehen. Er war jetzt fast achtzehn, besuchte die Kunstakademie und hatte einen Motorroller.
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