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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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irgendetwas oder irgendwem aus meinem täglichen Leben zu tun hatte. Nicht einmal die erste, wirklich hohe Gehaltsüberweisung von der neuen Stelle hatte ein ähnliches Gefühl ausgelöst. Nichts würde jemals so großartig sein. Das hier war unvergleichlich und nur für mich ganz allein bestimmt. Mein Dad sprach mit mir.
     
    Fünfundzwanzig! Fünfundzwanzig!
    Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber mein fünfundzwanzigster Geburtstag war irgendwie merkwürdig. Ich fühlte mich plötzlich so   …
     
    Da hörte ich einen Schrei, rannte ins Schlafzimmer und fand Abbi mit tränenüberströmtem Gesicht im Bett sitzen. «Was ist denn, Abbi?» Ohne darüber nachzudenken legte ich ihr meinen Arm um die zarten Schultern und strich ihr eine Locke aus der Stirn.
    «Ich will mein Eselchen.»
    «Ich glaube, es ist nicht mehr   … da.»
    «Aber ich will es wiederhaben.»
    Allzu genau erinnerte ich mich daran, Mum angebotenzu haben, den Esel zu verbrennen, nachdem sich Abbi endlich von ihm getrennt hatte.
    «Wie wär’s stattdessen mit einer Geschichte?»
    Abbi wischte sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang und nickte eifrig.
    «Ich hole dir ein Taschentuch», sagte ich hastig.
    «Nein, ist schon gut, bitte lies mir eine Geschichte vor, Lois.» Sie konnte wirklich unglaublich süß sein, das kleine Biest. In diesem Moment war ich sogar dazu bereit, eine Zeit lang den Rotzfaden zu übersehen, der ihr aus der Nase lief.
    «Ich muss eine erfinden.»
    «Gut!» Sie kuschelte sich an mich, während ich von einer Pop-Prinzessin erzählte, die einen Fußballstar heiratete und auf einem großen, diamantenbesetzten Motorrad mit ihm wegfuhr. Ende.
    «Mehr!»
    «Auf keinen Fall!», sagte ich und kitzelte sie unter dem Kinn, sodass sie sich vor Lachen krümmte. Und dann zog ich Abbi ohne jeden Grund an mich, vergrub mein Gesicht in ihren weichen Locken und wurde von dem Gefühl überwältigt, sie beschützen zu müssen.
    Es war schon weit nach Mitternacht, als sie endlich wieder eingeschlafen war. Ich setzte mich endlich aufs Sofa, legte die Füße auf den Couchtisch und las im
Leitfaden
weiter.
     
    … erwachsen. Wahrscheinlich liegt das daran, dass man sich mit einem Mal auf der anderen Seite der fünfundzwanzig befindet – keine Ahnung. Aber es bedeutet für jeden etwas anderes. Vielleicht ist es für Dich auch gar nichts Besonderes, eben nur eine andere Zahl.
    Eins ist jedenfalls klar: Du bist nicht mehr mein kleinesMädchen. Nein, vergiss, was ich eben geschrieben habe – DU WIRST IMMER MEIN KLEINES MÄDCHEN BLEIBEN. Schließlich warst Du erst fünf, als ich Dich das letzte Mal gesehen habe   … Ich überlege jeden Tag, wie Du jetzt wohl aussiehst. Langes Haar? Kurzes Haar? Ein hellrosa Irokesenkamm? Ich habe Dich immer nur mit lockigen Rattenschwänzen und einem gelben Kleidchen mit Spitzensaum vor mir, wie Du mit Deinen riesigen unschuldigen Augen und diesem Lächeln zu mir aufsiehst, das in einer Zehntelsekunde drei Eisberge zum Schmelzen bringen könnte   …
     
    Ich dachte an Abbi in ihrem Bettchen – wie viele Herzen würde sie wohl brechen? Ich verstand genau, was Dad meinte. Abbis Leben begann erst, genau wie meines begonnen hatte, als Dad starb. Ich las weiter.
     
    … weil Deine Mum Dir etwas verboten hatte und Du zu mir gelaufen kamst, um es doch durchzusetzen – und Du hast Deinen Willen auch fast immer bekommen. Die Spiele, die wir zusammen gespielt haben. Die Lieder, die wir gesungen haben. Und natürlich der Boogie-Woogie. Dein Alter Herr konnte ein bisschen tanzen, aber Du warst zum Tanzen geboren! Ich erinnere mich daran, wie sehr Dir ein Lied gefallen hat, das öfter im Radio gespielt wurde. Ich fand es schrecklich, aber sobald Du es gehört hast, bist Du mit fliegenden Armen und Beinchen herumgesprungen wie ein Derwisch. Und wenn das Lied zu Ende war, hast Du fast geweint! Also musste ich natürlich die Schallplatte kaufen (das ist nur
ein
Beispiel dafür, wie Du mich dazu gebracht hast, etwas zu tun, was mir ohne Dich nicht im Traum eingefallen wäre). Das Lied hieß «Du bist mein Stern». Du wolltest nichts anderes mehr hören. Wenn ich die Platte für Dich auflegte und derRefrain kam, hast Du vor Entzücken übers ganze Gesicht gestrahlt. Das war «unser Lied», mein Stern.
    Die Platte ist mir ein paar Tage nach der Diagnose wieder in die Hände gefallen, und der Text, jawohl, beschreibt alles, was ich Dir sagen wollte (na gut, fast alles, sonst hätte ich den Leitfaden ja nicht schreiben

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