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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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Ferien mitgebracht haben.»
    Wenigstens an diesem Abend konnte Carla ihren Kummer zeitweise vergessen – sie schlief nämlich ein, nachdem sie fast die ganze Flasche Tequila allein ausgetrunken hatte. Damit war ihr Problem immerhin kurzfristig gelöst.
    Wenn es nur genauso leicht gewesen wäre, Dads Platte zu finden. Eines Tages schockte ich meine Kollegen damit, dass ich überraschend einen Tag freinahm, um in ein paar hochspezialisierten Schallplattenläden im West End auf Streifzug zu gehen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch in diesen Löchern nur noch CDs verkauft würden. Aber hier fand ich tatsächlich, was ich suchte. Ich war mit der verstaubten Platte «Du bist mein Stern» schon wieder zu Hause, bevor mir klar wurde, das sich ein C D-Player mit Mehrfachlaufwerk und Equalizer nicht besonders gut zum Abspielen einer LP eignete.
    Ich schaute bei Mum vorbei, weil ich ihr versprochen hatte, zum Essen zu kommen, doch ich hielt den Besuch so kurz wie möglich. Mir war eingefallen, dass Corey einen Plattenspieler gehabt hatte, und ich wollte nach nebenan, um ihn auszuleihen. Nur Calvin war zu Hause. Zögernd erklärte ich ihm, worum es ging.
    Theatralisch stützte er das Kinn in die Hand und tat so, als müsse er nachdenken. «Soweit ich weiß, hat Corey alle seine Sachen mit nach Frankreich genommen. Auch den Plattenspieler. Der hat inzwischen vermutlich schon Sammlerwert.»
    Ich seufzte enttäuscht.
    «Aber ich war früher DJ und habe alle diese Geräte immer noch.»
    «Wirklich!»
    «Ja, wirklich. Komm mit!» Er lächelte herzlich und führte mich in Coreys Zimmer, das jetzt als Gästezimmer und Abstellraum diente. Ich ließ die Platte aus der Hülle gleiten und versuchte, den Plattenspieler anzustellen.
    «Ich mach das für dich», bot er an.
    «Mmh   … sorry   …», stotterte ich, so nervös machte mich der Gedanke, gleich das Lied zu hören, mit dem mir mein Dad eine weitere Botschaft schickte.
    Die Nadel senkte sich auf die Platte. Plötzlich erfüllte dieses simpel gestrickte, kitschige Lied den Raum. Calvin bemühte sich um ein ernstes Gesicht, als hoffe er, dass der Song gleich noch besser würde.
    Nie vergesse ich
    Den ersten Blick
    Aus deinen großen, unschuldigen Augen
    Du bist mein Stern
    Du bist mein Stern, für alle Zeiten
    Ich habe dich so gern
    Du bist mein Stern
     
    Sternenglanz
    Sternenglanz
    Über meiner Liebe
    Sternenglanz
    Sternenglanz
    Über meiner Liebe
    Plötzlich fühlte ich Dad im Zimmer. Er umarmte mich. Hörte mir zu. Atmete die gleiche Luft wie ich. Ließ mich spüren, dass er mich immer noch liebte. Seine Tochter. Seinen Liebling.Ich wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen, so überwältigten mich die Gefühle. Doch das durfte ich nicht. Ich musste mich beherrschen.
    Sternenglanz
    Sternenglanz
    Über meiner Liebe
    Sternenglanz
    Sternenglanz
    Das gibt es nur ein Mal!
    Das Lied war viel zu schnell zu Ende, also spielte ich es noch einmal. Und noch einmal. Und noch einmal.
    Ich bemerkte erst, dass Calvin hinausgegangen war, als er mit einer Schüssel Chips und etwas zu trinken wieder hereinkam und mich mit tränenüberströmtem Gesicht auf dem Boden kniend vorfand.
    So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Und wenn, dann hätte ich mir bestimmt jemand anderen dafür ausgesucht. Doch es tat mir erstaunlich gut, mich Calvin anzuvertrauen – außerdem stand im Moment niemand anderes zur Verfügung. Er war ein guter Zuhörer, und danach fühlte ich mich richtig erleichtert. Und ich dachte mit noch größerer Zuneigung an Corey, denn er war der Einzige, mit dem ich zuvor je über Dad gesprochen hatte.
    «Danke, Calvin.»
    «Ach was. Klingt so, als wäre dein Dad ein guter Typ gewesen. Aber das Lied   …»
    «Ein bisschen kitschig, ich weiß.»
    «Ich wollte sagen, dass er dich offensichtlich wahnsinnig geliebt hat.»
    Da hörte ich, wie die Haustür geöffnet wurde.
    «Hallo, ihr zwei!», rief Carlas Mutter, umarmte Calvin und bedeckte sein Gesicht mit Küsschen.
    «Ich gehe dann mal lieber», sagte ich und ließ die Platte in ihre Hülle gleiten.
    «Nein, bleib doch. Ich habe gute Neuigkeiten!», sagte sie und nahm Calvins Hand. «Corey hat es endlich geschafft!»
    «Was geschafft? Hat er diesen Kunstpreis gewonnen, den er unbedingt haben wollte?»
    «Oh, nein, Süße   … jetzt weiß ich gar nicht, ob ich es überhaupt sagen sollte.» Sie biss sich auf die Unterlippe.
    «Du kannst es ruhig sagen!»
    «Also gut, aber nur, weil ich weiß, dass es dir nichts ausmacht. Also

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