Für immer, Dein Dad
müssen). Ich habe bis jetzt damit gewartet, Dich an dieses Lied zu erinnern, weil ich hoffe, dass Du inzwischen erwachsen genug bist, es Dir anzuhören, ohne die Augenbrauen hochzuziehen, über die beiden Figuren in Schlaghosen zu kichern und zu denken «Wie kitschig kann man eigentlich sein? Leidet mein Dad unter Geschmacksverirrung?»
Wie gesagt, jetzt bist Du reif (und stark) genug, um zu verstehen, was ich Dir sagen will. Also, der Song heißt «Du bist mein Stern» und ist von Jimmy K. Jones and Sister. Mehr muss ich nicht sagen.
Hör Dir einfach den Text an.
Ich war wie elektrisiert. Mein Dad hatte mir eine schwierige Aufgabe stellen wollen. Er hatte ja nicht ahnen können, dass man heute praktisch alles im Internet findet. So schwer konnte es wohl nicht sein, eine alte Platte aus den Siebzigern ausfindig zu machen.
Doch, konnte es.
Eine Woche später war mir klar, dass es leichter wäre, irgendwo einen Riesengoldklumpen auszugraben, als an die Schallplatte mit dem Song von Jimmy K. Jones and Sister zu kommen. Ich verbrachte meine kurzen Mittagspausen damit, praktisch jeden Plattenladen anzurufen, der im Telefonbuch stand. Außerdem surfte ich immer wieder im Netz, doch ich hatte keinen Erfolg.
Ich hatte Dads Fotoapparat und den
Leitfaden.
Und ichwar entschlossen, nicht aufzugeben, bevor ich die Platte gefunden hatte.
Nachdem sich Rob von ihr getrennt hatte, brauchte Carla eine Bleibe.
«Ich kann nicht zu Mum. Ihr Geturtel und Geknutschte mit Calvin verkrafte ich zurzeit einfach nicht», sagte sie weinend. Ihre Augen waren rot, die Wimperntusche verschmiert, doch ihr Haar floss gepflegt und glänzend wie immer über ihren Rücken.
«Ich fasse es wirklich nicht. Dass er das mit dir gemacht hat!»
«Und noch dazu nach diesen Sprüchen, mit denen er mich ständig zugetextet hat.
Wir beide bleiben für immer zusammen
und so weiter. Das hätte er sich wirklich sparen können!» Sie schüttelte den Kopf und fing wieder an zu schluchzen. Carla tat mir wirklich leid, und ich hätte ihr gerne geholfen, aber ich war die Letzte, die ihr einen Rat geben konnte, denn ich hatte noch keinen Mann so geliebt, wie Carla Rob geliebt hatte. Ich hatte solche Gefühle niemals zugelassen. Und als ich nun meine beste Freundin vor mir sah, die vor Kummer fast zusammenbrach, wusste ich, dass ich recht damit gehabt hatte.
«Kannst du dir vorstellen, dass er MICH hat sitzenlassen, und nicht umgekehrt, und MICH für alles verantwortlich macht? Habe ich ihn etwa gezwungen, mit allen möglichen Hasen einschließlich seiner Sekretärin SM S-Erotik zu betreiben?»
Nach ein paar Tagen erinnerte ich mich wieder daran, wie es war, Carla zur Mitbewohnerin zu haben. Sie war noch genauso faul wie damals, als wir zusammengewohnt hatten, und womöglich noch schlimmer als Oliver. Bloß dass stattSocken jetzt BHs und Spitzenslips in der ganzen Wohnung herumlagen.
«Du solltest dich wirklich nicht so verkriechen. Geh doch mal wieder aus», sagte ich eines Abends zu ihr, als ich wie üblich völlig erledigt aus dem Büro kam.
«Mach ich ja. Aber ich habe schließlich keinen Job und somit auch kein Geld. Rob hat immer alles bezahlt. Und wo wir gerade dabei sind – soll ich dir Miete bezahlen?»
«Red keinen Blödsinn», sagte ich und meinte es auch so. Allerdings hätte sie sich keinen Zacken aus der Krone gebrochen, wenn sie ab und zu etwas gekocht hätte. Ich schob einen Untersetzer unter ihre dampfende Teetasse. «Irgendwann musst du dich wieder dem Leben stellen.»
«Das weiß ich ja. Ich habe nur geglaubt … ich habe einfach geglaubt, er sei der Mann fürs Leben. Verstehst du?» Ihre Stimme brach, und Tränen standen in ihren Augen.
Ich nickte, aber in Wirklichkeit verstand ich sie nicht. Ich hatte niemals jemanden für den «Mann meines Lebens» gehalten und fand den Ausdruck ohnehin völlig daneben. War es nicht einfach bloß entscheidend, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen? Mit Corey wäre es schließlich auch weitergegangen, wenn der Zeitpunkt für uns gestimmt hätte.
Ich legte ihr die Hand auf den Arm. «Ich bin für dich da, okay?»
«Ja. Ich weiß. Und danke, dass ich in deiner schicken Bude wohnen darf. Als wir damals zusammen eingezogen sind, sah es hier noch ganz anders aus.»
«Du meinst, es war nicht so sauber!»
Sie grinste. «Verstanden.»
Wir lachten.
«Lois, tust du mir einen Gefallen?»
«Ja …», sagte ich zögernd.
«Mach doch die Flasche Tequila auf, die Rob und ich dir aus den
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