Für immer, Dein Dad
mich zum großen Teil deshalb so selten bei ihr blicken ließ? «Ich meine ja nur. Abbi fragte immer nach di …»
Glücklicherweise wurde mir der Rest erspart, denn Carla kam herüber, um uns zu sagen, dass die Braut gleich losfahren würde.
Ich versuchte nicht zu kichern, als Carlas Mutter zu ‹I Will Always Love You› in einem rosa Minirock und passenden Stilettos vor den Standesbeamten stöckelte. Doch beim Anblick von Calvin in seinem lilafarbenen Anzug, mit strassbesetztem Spazierstock und einem schräg aufgesetzten silbernen Hut konnte ich mich fast nicht mehr beherrschen. Glücklicherweise gingen sämtliche Kommentare in der Musik unter. Nur Abbi rief, als das Lied zu Ende war, begeistert: «Er sieht aus wie meine Puppe!»
Als die Zeremonie gerade anfangen sollte, öffnete sich die Tür, und Corey kam herein. Er schien selbstbewusster als bei unserer letzten Begegnung und grinste übers ganze Gesicht, sodass seine Grübchen zu sehen waren. Er hatte eine gertenschlanke blonde (Extensions!) Sexbombe an seiner Seite, die ein aufwendig verpacktes Geschenk mit einer riesigen silbernen Schleife in den Händen hielt.
«Sorry!», flüsterte er niemandem im Besonderen zu. Er trug einen Ziegenbart und hatte sich das Haar kürzer schneiden lassen. Er sah noch besser aus als früher. Ichversuchte, nicht an unsere Begegnung vom letzten Mal zu denken. Nun hatte ich ja den Beweis vor mir, dass es richtig gewesen war, mich danach schnellstens abzusetzen. Offenbar hatte er etwas Besseres gefunden. Ich hatte gewusst, dass es so kommen würde.
Die Zeremonie dauerte nicht lange. Danach wurde in einem kleinen Gemeindesaal in Greenwich gefeiert, wo sich das frischgebackene Ehepaar gegenseitig mit Hochzeitskuchen fütterte. Es war nicht so schlimm wie die letzte Hochzeit, bei der ich gewesen war, aber trotzdem noch schlimm genug.
Die Musik war fast dieselbe wie bei Mums Hochzeit; die ganze Zeit liefen schmalzige Oldies und unerträglich dumme Hits aus der Mottenkiste. Glücklicherweise hatte Calvin ein paar Soulklassiker mitgebracht, die zwar auch alt waren, aber immerhin besser als der Ententanz. Als Carlas Mutter und Calvin zu Marvin Gayes ‹Let’s Get It On› den Tanz eröffneten, hoben sich ein paar Augenbrauen, aber die beiden hatten nur Augen füreinander, und es war ihnen ohnehin gleichgültig, was die anderen dachten.
«Hallo», hörte ich da Coreys Stimme hinter mir.
«Schön, dass du da bist!», rief ich. Ein einsamer Schmetterling flatterte in meinem Bauch. Als wir uns umarmten, war mir Coreys Körperwärme sehr bewusst.
«Wie geht’s dir?»
«Es ist mir schon mal besser gegangen, Lolli.»
«Ich habe gedacht, du magst Calvin, jedenfalls hast du das gesagt, als wie uns das letzte Mal … mmh … gesehen haben.»
Ein unbehagliches Schweigen machte sich breit. Dann sagte Corey: «Oh, ich mag Calvin. Ich finde es nur nicht so toll, dass sie diesen Song spielen, damit jedem klar wird, wassie später vorhaben. So genau will das doch niemand wissen, oder?»
«Anscheinend liebt er sie wirklich.»
Wir betrachteten das tanzende Paar. Die beiden hatten die Welt um sich herum vergessen. Waren wir uns auch einmal so nahe gewesen?
«Was macht der
Leitfaden
?»
«Der
Leitfaden
?» Es war merkwürdig, dieses Wort von jemand anderem zu hören. Der
Leitfaden
war mein kostbarster Besitz, und kaum jemand wusste davon. Dass Corey ihn nicht vergessen hatte, berührte mich, und zu dem einsamen Schmetterling in meinem Bauch gesellte sich ein warmes Gefühl. Und dann ein ganzer Schwarm Schmetterlinge. Am liebsten hätte ich mich bei Corey dafür bedankt, dass er sich an den
Leitfaden
erinnerte. Ich ärgerte mich, dass ich ihn so höflich und distanziert begrüßt hatte. Ich hätte ihn gern umarmt, so fest ich konnte. Doch stattdessen zuckte ich nur mit den Schultern und sagte: «Alles bestens mit dem
Leitfaden
», denn in demselben Moment kam die blonde Sexbombe mit Abbi an der Hand auf uns zu.
«Hallo. Ist sie nicht süß?», sagte die Sexbombe.
«Ja», gab ich zurück und hätte ihr am liebsten die Augen ausgekratzt. Abbi war MEINE Schwester, und ich wusste verdammt nochmal genau, wie süß sie war.
«Das ist eine meiner ältesten Freundinnen – Lois», stellte mich Corey vor.
«Nett, dich kennenzulernen», sagte sie und ließ Abbi los, die sich augenblicklich verdrückte.
Wir quälten uns durch Höflichkeiten, bis mich endlich Carla (in einer umwerfenden Kombination aus engem rotem Rock und einer
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