Für immer, Dein Dad
vorher Bescheid. Das ist alles. Vielleicht kann ich ja mitkommen. Wir sind noch nie zusammen verreist.»
«Ist gut», sagte ich, aber ich wusste, dass es niemals so weit kommen würde.
«Wo wir gerade dabei sind … Ich habe überlegt, ob wir nicht, statt den Sonntagabend bei dir zu verbringen, vielleicht lieber …» Und so ging es weiter. Quak, quak, quak. Die einzigen beiden Worte, die ich wirklich aufnahm, waren vermutlich die wichtigsten. Schwester und Park.
«Park?»
«Oder wir gehen mit ihr in den Zoo … was du willst. Und dann machen wir ein paar Fotos – da hast du diese Spitzenkamera und benutzt sie nie!»
Mich ließen seine Vorschläge völlig kalt. Diese ganze Vorstellung von einem «Familienausflug» samt Schnappschüssen von Abbi vor dem Elefantengehege – sollte ich mir die Bilder womöglich später einrahmen und auf die Kommode stellen? Ich durchforstete mein Gehirn nach einer Ausrede und kam auf Carla – die ich zusammen mit Markus für Samstag zum Abendessen eingeladen hatte. Nur, dass sie noch nichts davon wusste.
Glücklicherweise konnte Carla Markus überreden, am Samstag mit zu mir zu kommen. Während wir die Brüder im Wohnzimmer reden ließen, nahm mich Carla in der Küche in die Mangel.
«Worum geht’s hier eigentlich?», fragte Carla und zog eine Augenbraue hoch.
«Ich dachte nur, ich revanchiere mich mal für deine Einladung.»
«Du lügst. Ich weiß genau, dass du dir lieber den Arm abhacken würdest, als freiwillig deine Zeit mit Markus zu verbringen.»
«Das stimmt doch gar nicht.»
«Ich weiß, dass du ihn nicht leiden kannst», zischte sie. Da kam Markus herein.
«Schatz, hast du mein Handy gesehen?»
Carla schlug sich die Hand vor den Mund. «O Baby, ich glaube, ich habe es zu Hause auf dem Sofa liegen lassen.»
Markus atmete hörbar ein und runzelte die Stirn. «Aberich hatte dir doch gesagt, dass du es holen sollst, während ich die Autoschlüssel gesucht habe.»
«Ich weiß, es tut mir leid», sagte sie ernsthaft zerknirscht.
Ich überließ die beiden einander, um nachzusehen, was Ray machte. Fünf Minuten später kehrte ich in die Küche zurück, blieb aber vor der Tür stehen, denn die beiden stritten sich inzwischen lautstark.
«Ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut!»
«Du bist wirklich ein dummes Stück!»
Ich wartete auf das Klatschen der Ohrfeige, die meine beste Freundin diesem Kerl jetzt verabreichen würde – zumindest verbal. Noch nie hatte sich jemand erlaubt, so mit ihr zu sprechen.
Also wartete ich.
Doch dann hörte ich sie murmeln: «Es tut mir wirklich leid, Markus.»
Das konnte doch nicht wahr sein, oder?
«Ich hoffe, so etwas kommt nicht noch einmal vor», sagte er. Dann hörte ich ihn auf die Tür zugehen und versteckte mich in der Toilette.
Zwei Tage vor meinem sechsundzwanzigsten Geburtstag schenkte mir Carla ein paar Gutscheine für den Erotikshop von Ann Summers. Damit verhinderte sie, dass ich sie auf Markus ansprach. Außerdem kam Mum mit Abbi seit Urzeiten zum ersten Mal wieder vorbei, um mir eine DVD mit irgendeinem Kitschfilm zu schenken. Es freute mich richtig, sie zu sehen, und ich machte sogar ein paar schöne Fotos von Abbi, bevor sie wieder gingen. Dann rief Ray an und verkündete, dass ich sein Geschenk erst NACH meinem Geburtstag bekommen würde, weil er im Büro so viel zu tun hatte. Das störte mich nicht weiter – das Einzige, was michwirklich interessierte, war, den nächsten Eintrag von Dad zu lesen.
Am Tag vor meinem Geburtstag stellte ich mich auf einen späten Feierabend ein, denn ich wollte vor meinem freien Tag den Berg Arbeit wegschaffen, der sich auf meinem Schreibtisch türmte. Als ich morgens das Gebäude betrat, winkte ich wie üblich dem Mann vom Wachdienst zu, holte mir eine Tasse Kaffee aus der Küche und schaltete den Computer an, um die Million neuer E-Mails zu lesen, die über Nacht eingetroffen waren. Eine war mit einem roten Ausrufezeichen als besonders wichtig gekennzeichnet. Sie war von meiner Chefin. Ich sollte zu ihr kommen.
Ihr Büro war größer als meines und edler ausgestattet. Auf einem Mahagonitisch standen zwei gerahmte Fotos ihrer Kinder.
«Nehmen Sie Platz, Lois.»
«Guten Morgen», sagte ich. Dann fiel mir der starre Ausdruck in ihrem Gesicht auf. Eine Stimmungskanone war sie heute Morgen nicht.
«Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen.»
«Worum geht es, Joan?»
«Ich fürchte … ich fürchte, es wird bei uns weitere Entlassungen geben, und darüber
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