Für immer, Dein Dad
Fingern.
Mir wurde fast schlecht.
«Das ist … also …» Mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können. Es überlief mich heiß und kalt, und ich wäre am liebsten weggerannt, als ich den Ring so vor mir liegen sah. Dann trank ich einen Schluck Wasser und wünschte mir, es wäre Alkohol. Ironischerweise tauchte in demselben Moment eine Flasche Champagner vor mir auf, die eine zweite Bedienung gebracht hatte.
«Ich liebe dich, Lois. So sehr, dass ich es dir gar nicht sagen kann, und ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen.» Er nahm meine Hand. «Du bist die Frau meiner Träume.»
Ich entzog ihm meine Hand. «Du bist erst dreiundzwanzig. Sollten Dreiundzwanzigjährige nicht ihre Freiheit genießen?»
«Nicht der Dreiundzwanzigjährige, der vor dir sitzt. Ich weiß, was ich will. Und das bist du.»
Sekundenlang flackerte eine Liste mit Pro-Argumenten vor meinen Augen auf und wurde gleich darauf von den Kontras überdeckt:
Ich habe ihm kein einziges Mal das L-Wort gesagt und hätte auch jetzt ein Problem damit.
Meine totale Unfähigkeit, jemandem Platz in meiner Wohnung einzuräumen.
Mein mangelndes Vertrauen in Langzeitbeziehungen.
Mein Unwillen, auch nur den kleinsten Teil meines Lebens für einen Mann aufzugeben.
Und schon gar nicht für einen Mann, der ohne Vorwarnung mitten in einem Restaurant vor mir auf die Knie ging.
«Heirate mich, bitte. Ich liebe dich, Lois.» Er hatte die Augen weit aufgerissen, und ich glaubte, Tränen darin glitzern zu sehen. Ich sah auf den Ring hinunter und warf dann verlegen einen Blick auf die anderen Gäste. Sie starrten zu uns herüber und waren offenkundig begeistert von der Vorstellung, die ihnen geboten wurde.
Ich sah wieder zu dem Mann, der mich gerade gebeten hatte, ihn zu heiraten. Und dann schlug ich die Augen nieder, damit er meine Gedanken nicht erraten konnte.
«Und?», fragte Ray und sah dabei aus wie Oliver Twist, der um einen Nachschlag bettelt. Als ich den Blick wieder hob, stand hinter Ray noch eine Bedienung in einem wunderschönen Kleid, die nur darauf wartete, endlich mit demApplaus beginnen zu können. Es kam mir vor, als würde ich ersticken. Die Bluse klebte mir am Körper, und meine Hände schwitzten.
«Ich muss mich kurz entschuldigen», sagte ich und stand auf. Die drei lächelnden Bedienungen wirkten sehr enttäuscht.
Ich beugte mich über das freistehende Waschbecken, doch übergeben musste ich mich nicht. Das alles war mir viel zu viel. Es wäre schon unter normalen Umständen zu viel gewesen, aber in meiner momentanen Situation machte es mein ganzes verpatztes Leben nur noch schlimmer. Ray war ein netter Typ. Aber das interessierte mich nicht.
Er
interessierte mich nicht. Der einzige Mann, der mich interessierte, war tot. Ich starrte mein Spiegelbild an, die verschmierte Wimperntusche, die dunklen Tränensäcke, und mir wurde klar, dass ich in einer gigantischen Klemme steckte.
Natürlich lehnte ich Rays Antrag ab, und er verkraftete es ganz gut. Was er weniger gut verkraftete, war, dass ich unsere Beziehung beendete.
Und zwar ein für alle Mal.
Ich spulte eine Menge «Es liegt nicht an dir, sondern an mir»-Klischees herunter, aber offenkundig hatte ich Ray erneut falsch eingeschätzt. Es dauerte ewig, bis der endlose Strom von Anrufen, SMS und E-Mails , mit dem er mich überflutete, langsam abebbte.
Erwartungsgemäß beschimpfte mich Carla, weil ich Ray so schlecht behandelt hatte. Sie fragte mich, wie ich ihn so eiskalt hatte abservieren können, wo er doch ein so netter, verständnisvoller Mann war. Wenn man ihr zuhörte, hätte man glauben können, ich sei die reinste Hexe. Sogar Mumfragte mich, warum ich diesen offenkundig perfekten Mann verlassen hatte. Ich sagte ihnen allen einfach nur, sie sollten sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Ganz besonders Markus. Eines Abends hatte ich mich mit Carla und ihm in einer Bar verabredet. Er wartete, bis sie zur Toilette ging. Dann besaß er die Frechheit, mir Vorwürfe zu machen.
«Es gefällt mir überhaupt nicht, wie du meinen Bruder behandelt hast», giftete er.
«Und mir gefällt es überhaupt nicht, wie du mit Carla redest», gab ich herausfordernd zurück.
«Lois, du hast keine Ahnung, wovon du sprichst.»
«Du legst keinerlei Respekt für sie an den Tag. Versuch mal, ein bisschen runterzukommen. Deinen Ton hat sie nicht verdient. Und so einen Typen wie dich übrigens auch nicht.»
Die sinnlichen Lippen, die meine beste Freundin so
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