Für immer, Dein Dad
bevor du dich an diesen Mann bindest.»
Sie zog ihre Hand weg, und wir aßen schweigend weiter. Das alles ergab überhaupt keinen Sinn. Ich hatte mich von Männern getrennt, die nicht annährend so schlimm waren wie Markus. Und Carla war anscheinend bereit, jedes Selbstwertgefühl über Bord zu werfen, um einen Schwachkopf zu heiraten, der sie überhaupt nicht respektierte.
Ich verstand sie nicht.
Samstags hatte ich im Laden am meisten zu tun, daher konnte ich leider nur für eine Stunde zu Abbis Geburtstagsparty kommen.
«Ich verstehe nicht, warum du nicht länger bleiben kannst! Abbi wird unheimlich enttäuscht sein», beschwerte sich Mum, während sie ein weiteres Tablett mit Wackelpudding auf den Küchentisch stellte. Ach so, aber Bingo-Mann, der immerhin Abbis Vater war, hatte sich kaum blicken lassen. Ich hätte fast etwas dazu gesagt.
«Mum, ich würde am liebsten den ganzen Tag mit fünfzehn kreischenden Mädchen verbringen, aber ich muss meinen Laden aufmachen. Meine Rechnungen bezahlen sich eben nicht von selbst!»
Dann kam Abbi herein. Sie sah niedlich aus. Ihre jeansblauen Schlaghosen waren gelb bestickt, die Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und an ihren Wangen ringelten sich ein paar lose Strähnen. Sie wirkte schon richtig erwachsen.
«Lois, kannst du ein paar Bilder von mir und meinen Mädels machen?»
«Deinen Mädels?», fragte ich. Sie klang wie ein Teenager.
«Genau.»
«Bist du acht oder achtzehn geworden?»
«Lois, machst du jetzt die Fotos oder nicht?», gab sie genervt zurück. Ich ging mit ihr ins Wohnzimmer, und sofort fühlte ich mich an meine eigenen Geburtstagsfeiern erinnert. Besonders an die, bei der mir Corey die Kassette von LL Cool J geschenkt hatte. Diese Kassette war abgesehen von dem
Leitfaden
und Dads Fotoapparat das beste Geschenk, das ich je bekommen hatte.
Abbi und ihr Trupp «Mädels» posierten wie kleine Gwen Stefanis.
«Ähm … du in dem roten …»
«Ich heiße Michaela!», zischte das Mädchen.
«Könntest du dich ein bisschen näher zu den anderen stellen? Ich will euch alle aufs Bild bekommen.»
Michaela kicherte andauernd mit einem Mädchen mit Rattenschwänzen und zu viel rosa Lippenstift, während ich weiterfotografierte. Natürlich dauerte alles viel länger als eine Stunde, denn ständig fragten sie mich aus («Haben Sie wirklich ein Bild von Kate Moss gemacht?») und wollten außerdem jedes einzelne Foto sehen, um festzustellen, ob sie auch schön genug darauf aussahen.
Als ich gerade gehen wollte, tauchte Bingo-Mann auf. «Danke, Lois», sagte er. Mir fiel auf, wie müde er wirkte.
«Keine Ursache.»
«Kinder können einen ganz schön fertigmachen, was?» Hatte er meine Gedanken gelesen? Ich lächelte ihm zum Abschied zu und ging aus dem Haus. Draußen lief ich als Erstes Corey über den Weg.
«Du siehst so schlecht aus, wie ich mich fühle, Lolli», begrüßte er mich und grinste schief.
«Danke! Daran sind Abbi und ihre ‹Mädels› schuld. Ich komme mir vor, als hätte ich gerade sämtliche Kandidatinnen für die nächste Miss-World-Auswahl fotografiert.»
«Klingt ja furchtbar.»
Wir gingen in Richtung Bushaltestelle, und ich musste einfach fragen.
«Wie geht’s dir, Corey?»
«Ist mir schon mal bessergegangen. Aber es hat gutgetan, dass ich zu Dad gefahren bin. Spanien war super, vor allem, weil es ziemlich weit weg ist. Keine Erinnerungen, verstehst du? Hey, lass mich doch dieses Ding tragen», sagte er und nahm mir die Kameratasche ab. «Was habe ich geradegesagt? Ach ja, Ruhe. Ich habe Ruhe gesucht, um darüber nachzudenken, was ich eigentlich will im Leben.»
Wir hatten die Bushaltestelle erreicht.
«Und, hast du es herausgefunden, Corey?»
«Machst du Witze? Wie sollte das denn gehen, mit Dads verrückter Freundin und all dem Sangria?»
Ich lächelte.
«Im Ernst, ein paar Dinge konnte ich schon in Ruhe durchdenken. Und ich bin sogar zu ein paar Ergebnissen gekommen …»
«Ergebnisse? Kluges Bürschchen!», sagte ich um Lockerheit bemüht. Coreys Blick jedoch wurde ernst.
«Willst du wissen, was eines dieser Ergebnisse ist?» Der vertraute rote Bus kam in Sicht. «Da ist mein Bus. Also red lieber schnell.»
«Vielleicht ein anderes Mal», sagte er und gab mir die Kameratasche zurück.
Mit gemischten Gefühlen stieg ich ein. Ich wollte weg, aber gleichzeitig wollte ich auch wissen, was Corey mir zu sagen hatte.
«Bis dann, Lolli.»
Ich drehte mich um, doch Corey war schon auf dem
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