Für immer Dein
wusste sie beim besten Willen nicht. Sicher hatte sie ihn nun etwas besser kennengelernt und erkannt, dass er nicht aus Stein gemeißelt war, doch er war noch immer der Mann, der sie in den Tod geführt hatte. Das Schlimmste was ihr in einer solchen Situation passieren konnte, war ihn nett zu fingen und dessen war sie bereits näher als ihr lieb war.
Danach hatte Joselyne den gesamten Tag damit verbracht, Dinge aufzuzählen, die es ihr einfach unmöglich machten, einen Mann wie ihn auch nur annähernd sympathisch zu finden.
Er war böse, fiel ihr als erstes ein. Doch dies wiederlegte sie sofort, indem sie sich ins Gedächtnis rief, dass er sie vor dem Tod gerettet hatte.
Er war widerlich und unverschämt. Doch auch dies konnte sie, indem sie ihn ansah und seine Haltung beobachtete nur widerlegen.
Er ist ein Frauenheld, der jede Frau in sein Bett holt, egal was es kostet. Doch auch dies stimmte nicht mit der Wahrheit überein, da er sie noch kein einziges Mal unschicklich berührt oder angesprochen hatte.
Gerade als Joselyne glaubte die Welt hatte sich gegen sie verschworen, blieben sie vor einem kleinen Gasthof stehen.
„Gasthof zum grünen Klee“ stand auf der Vorderseite des Gebäudes, welches mindestens hundert Jahre alt sein musste, trotzdem aber gepflegt war. Wobei ihr nun jedes Haus, das über ein normales Bett verfügte, angenehm vorkam, wenn man den Aufenthalt im Tower bedachte.
Ein dicker Wirt mit hochrotem Kopf kam herausgeeilt und empfing sie in gebrochenem Englisch. „Guten Tag Mylord. Wünscht Ihr eine warme Speise und ein Bett zum Schlafen.“
Während er auf die Antwort wartete sah er sich prüfend in der Runde um. Sein Blick blieb auf ihr hängen und sie versuchte ihm auszuweichen. Dies war nun die erste Station, in der sie als de Veres Hure vorgestellt wurde. In ihr zog sich alles zusammen. Ihr Ruf, der in den letzten Tagen einige Kratzer abbekommen hatte, würde nun gänzlich ruiniert werden. Immerhin war dies ein eindeutiges Bild. Sie auf demselben Pferd wie der Earl, keine Lady würde dies machen. Und der Wirt schien auch noch zu jener Sorte Menschen zu gehören, die an jedem neuen Klatsch höchst interessiert waren. Dies ließen seine weit aufgerissenen Augen weitestgehend vermuten.
„Ja, in der Tat. Ich hoffe du hast genügend Zimmer frei“, antwortete de Vere endlich und der Mann richtete seinen Blick wieder auf diesen.
„Natürlich nur die Besten für Euch, Mylord.“
De Vere sprang vom Pferd, welches Umgehens von einem geschäftigen Stallburschen weggeführt wurde. Doch obwohl das Pferd schon längst fort war, hielt er ihre Hände noch immer fest, die er genommen hatte um ihr beim Absteigen behilflich zu sein. Dies kam ihr jedoch nur gelegen da ihre Beine vom langen Sitzen eingeschlafen waren.
Nachdem der Wirt sie mit einer Handbewegung ins Innere des Hauses eingeladen hatte, folgten ihm alle sogleich. Im Inneren bestätigte sich Joselynes Verdacht, dass das Haus sehr gepflegt war. Es war zwar mit alten Möbeln versehen, doch diese verliehen dem Gasthaus einen gewissen Charme. Trotz der dunklen Vertäfelung wirkte der Gastraum hell und einladend. Nachdem sie den heimeligen Gastraum durchquert hatten, lenkte der Wirt sie über eine schmale Treppe in die obere Etage und blieb dann am Ende des Ganges stehen.
„Für Euch und Eure Dame“, meinte er und deutete auf die Holztür.
Entsetzt richtete sich Joselyne zu ihrer vollen Größe auf. Würde sie nun auch diese Demütigung erfahren, so wollte sie so erhaben wie nur möglich wirken.
„Nein, sie ist eine Bedienstete und schläft mit der anderen Zofe in einem Zimmer!“ sagte de Vere streng.
Der Wirt zuckte zusammen und sein Gesicht wurde, auch wenn es kaum zu glauben war, noch roter. Es drohte beinahe zu platzen.
Aber auch Joselyne war erstaunt. Soeben hatte er ihren Ruf gerettet. Sie würde nicht als Hure, sondern als Zofe in dem Haus wohnen.
„Mylord es tut mir leid, ich wusste nicht, dass Ihr…“
Mit einer Handbewegung brachte de Vere den Mann zum Schweigen. Der Wirt verbeugte sich und schritt dann schnell zu den anderen. Mit seinen dicken Fingern tippte er auf vier weitere Türen um ihnen zu zeigen, wo die anderen Schlafgemächer lagen. Danach verabschiedete er sich kurz, ehe er wieder nach unten verschwand.
„Lord Maine, ich..“ versuchte sie sich irgendwie bei ihm zu bedanken, doch er fiel ihr ungehindert ins Wort. „Geht erst einmal auf Euer Zimmer und ruht Euch aus. Der Tag war lange und beschwerlich.“
Dann war er auch
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