Für immer Dein
Euch das Maul zubinden damit Ihr mich nicht mehr beißen könnt.“
Um seinen Worten Ausdruck zu verleihen, zerrte er sie hinter sich her und band sie am Balken der Kutsche fest. Viel mehr als die Handfesseln machten ihr die Blicke der anderen zu schaffen, die noch immer stocksteif rund um sie standen und dem Treiben aufmerksam folgten.
Mit einem Klaps auf dem Po ließ de Vere sie stehen und ging zu seinem Pferd, auf dessen Rücken er sich geübt schwang.
„Harry behalte unser hinterstes Pferdchen genau im Auge, wir wollen sie doch nicht verdursten lassen“, meinte er nun und warf ihr zum Abschied einen weiteren vernichtenden Blick zu.
Ja, er war böse, das war eindeutig, doch ihr war es egal. Falls er sich eine treue und ergeben Mätresse erwartet hatte, hätte er sich eine andere aussuchen müssen. Alexia, ihre Zofe, wäre da schon eher sein Fall gewesen. Denn diese hatte kein Problem, da sie ohne weiteres auf Harrys Pferd aufstieg und das Gesicht dabei kein bisschen verzog.
Also wirklich, für was denkt er, dass sie eine Zofe benötigen würde. Falls er gedacht hat, sie so milder zu stimmen, war dies eindeutig nach hinten losgegangen.
Die Kolonne setzte sich in Bewegung und Joselyne war froh, dass die Kutsche so vollbeladen war, denn so konnten sie sich nur mit langsamer Geschwindigkeit vorwärts bewegen. Die unebene Straße und das Geruckel der Kutsche hatten ihre Hände schon nach nur wenigen Metern aufgescheuert. Das konnte ja eine lustige Reise werden, dachte sie sarkastisch.
Bald schon hatten sie die Mauern Londons hinter sich gelassen und Joselyne atmete erleichtert auf.
Ein letztes Mal dachte sie an Thomas und Paul und wünschte ihnen viel Glück und Mut. Sie schwor sich die Gedanken an die beiden zur Seite zu schieben, denn nur so konnte sie je wieder glücklich werden.
Mehr als drei Stunden waren sie nun schon unterwegs und Joselyne lief noch immer, angebunden an der Kutsche, hinter den Reitern her. De Vere ritt an der Spitze und so war ihr der Blick auf ihn verwehrt, sie konnte nur froh darüber sein.
Ein Mal waren sie stehengeblieben um etwas zu trinken und zu essen. Danach war es ohne Murren wieder weitergegangen.
Die Füße schmerzten ihr schon jetzt, doch sie wusste dass die Reise noch lange dauern würde. Aufgeben und ihn anflehen sie auf sein Pferd zu nehmen wollte sie ihn aber trotzdem nicht. Dies wäre der erste Sieg für ihn und den wollte sie ihm nicht gönnen. Vorher würde sie tot umfallen. Noch mehr wie ihre Füße und Hände, machte ihr das dicke Baumwollkleid zu schaffen. Es war brütend heiß und der Schweiß rann ihr in Strömen über den gesamten Körper. Sie bekam zwar regelmäßig etwas zu trinken, doch trotzdem war ihr Körper bereits fast ausgetrocknet.
Hätte sie doch nur vorher nach einem neuen Kleid gefragt, ärgerte sie sich.
Sie musste einfach versuchen, ihre Gedanken in eine andere Richtung zu bringen. Weg von hier und dem Schmerz. Doch an was sollte sie denken? Was gab es in ihrem Leben noch Schönes, an das sie hätte denken können?
Da sie gerade an einem kleinen Fluss vorbeiritten, versuchte Joselyne ihre Aufmerksamkeit auf diesen zu lenken. Sie stellte sich vor die Beine in das kühle Nass tauchen zu dürfen und spüren zu können, wie ihr überhitzter Körper immer mehr abkühlte. Was gab es schon Besseres, als einen heißen Sommertag an einem Fluss oder einem See zu verbringen.
Früher, als Joselyne noch ein Kind war und bei ihrer Familie gelebt hatte, waren sie und ihr Bruder immer in den nahegelegenen See gegangen. Mary hatte sich stets im Hintergrund gehalten da sie fürchterliche Angst hatte, von einem Fisch gebissen zu werden. Robert und Joselyne hatte sie dann immer aufgezogen, bis sie beleidigt zum Haus zurückgelaufen war.
Der See war zwar klein und nicht gerade sauber gewesen, doch damals waren sie Kinder und ihnen war es egal. Ihre Mutter hatte immer Todesangst gehabt, als die davon erfuhr und sie jedes Mal gerügt, dies nie wieder zu tun. Solch vertraute und intime Gedanken, würden ihr vermutlich helfen über jeden Schmerz hinwegzukommen.
Aus den Augenwinkeln heraus konnte sie nun de Vere erkennen, der auf den Fluss zuritt. Sie versuchte so zu tun, als würde sie ihn nicht sehen. Sein Pferd stapfte bereits im knietiefen Wasser, welches es genüsslich trank, während sein Reiter den Kopf gen Himmel gerichtet hatte. Seine Arroganz ließ sie erschaudern. Er wusste dass sie ihn ansah und dies genoss er nun in vollen Zügen. So wie sein Pferd das Wasser
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