Für immer Dein
Schulter wieder ein böser Picks zu spüren war. „Ich dachte du wärst eine Zofe, müssten die denn das nicht können?“
Alexia legte die Stirn in Falten und strich ihr sanft über die Einstichstelle. „Ich weiß Joselyne, aber ich bin eben nicht geübt in Nadel und Faden. Vor allem mit der Nadel.“
„Und du bist dir sicher, dass es auch nicht zu eng ist?“ fragte sie skeptisch und musterte sich gleichzeitig von oben bis unten.
„Niemals. Es passt nun perfekt und sieht so aus, als wäre es eigens für dich angefertigt worden.“
Erleichtert nahm Joselyne, das Durchtrennen des Fadens wahr. Während Alexia nun begann die letzte Strähne festzumachen, die sich im Gefecht des Umänderns gelöst hatte, warf Joselyne bereits ein Auge auf den Schmuck vor ihr.
Sorgfältig verstaut in der Holzschachtel glitzerten ihr Ketten, Ohrringe und Ringe entgegen. Wann hatte sie je so wertvollen Schmuck besessen? Weder in ihrer Kindheit bei ihren Eltern war ihr dies möglich gewesen, aber auch Thomas hatte ihr nie den Grund oder die Gelegenheit geboten, sich so etwas Prächtiges zuzulegen. Also hatte sie es eben so hingenommen wie es war und sich nie wieder Gedanken gemacht – bis jetzt.
Alexia klatschte in die Hände und zog Joselyne im nächsten Moment auf die Beine. Sie schubste sie zu einer formvollendeten Drehung an, die das prächtige Kleid um ihre Füße wallen ließ. In der Drehung wurde sie dann aber auch wieder aufgefangen und über ihrer rechten Brust eine dunkelblaue Brosche befestigt.„Welche Ohrringe willst du tragen?“ fragte Alexia, die scheinbar bereits ein Paar außerkoren hatte und es ihr direkt unter die Nase hielt.
„Ich weiß nicht, wirke ich dann nicht zu vollbehangen?“
„Ach was, man kann niemals genug Schmuck tragen.“
„Doch das kann man und deshalb denke ich, dass die Brosche genügt.“
Alexia legte die Ohrringe traurig in die Schachtel zurück und schloss den Deckel. Joselyne von Mitgefühl ergriffen nahm die Hand ihrer Freundin. „Die Ohrringe sind wirklich schön, aber ich habe auf sämtlichen Bällen und Veranstaltungen Frauen gesehen, meine Schwester miteingeschlossen, die von oben bis unten vollbehangen waren. Sie haben eher das Gespött, als das Aufsehen der Menschen auf sich gezogen und das will ich heute auf keinen Fall, denn du weißt wie mein Stand hier ist.“
Alexia nickte und rang sich sogar wieder ein Lächeln ab. „Du brauchst dir wirklich nichts denken. Weder wegen der Ohrringe, noch wegen heute Abend.“
Eine junge Dame steckte den Kopf zur Tür herein und kündigte einen Gast an. Alexia und Joselyne sahen sich beide fragend an, da keiner der beiden wusste wen die Frau damit meinte. Doch trotz dessen, nahm Joselyne die Einladung gerne entgegen. Einen weiteren Moment später, ging die Tür erneut auf und Edward stand dort – gestriegelt und so perfekt gekleidet, dass es Joselyne im ersten Moment den Atem verschlug. Wie musste dann sein Bruder erst aussehen!
Doch auch wenn er adrett gekleidet war, strahlte Edward noch immer dieses Etwas aus, dass Joselyne noch nie zuvor bei einem Menschen gesehen hatte. Denn Edward wirkte stets, als würde er etwas ausbrühten. Auch war er seiner Mutter in vielerlei Hinsicht ähnlicher als sein Bruder es war. Am hervorstechendsten war seine Laune, die man mit großer Vorsicht zu genießen hatte. Erst gestern hatte sie ihn gesehen, als er einen Stallknecht beinahe eine Ohrfeige verpasst hätte, nur weil sein Sattel auf den Boden gefallen war.
Er verbeugte sich nun knapp, richtete sich aber sofort wieder auf, um im nächsten Moment nach ihrer behandschuhten Hand zu greifen. Er lächelte und zwinkerte ihr verwegen zu, was Joselyne eine peinliche Röte ins Gesicht trieb. Alexia kommentierte dies mit einem spöttischen Kichern.
„Joselyne, wenn du erlaubst würde ich dich gerne nach unten begleiten. Ich weiß wie unangenehm dies für dich sein muss und da mein Bruder keine Zeit hat, da er die Gäste empfängt, nehme ich mich gerne dieser überaus entzückenden Aufgabe an.“
Sein Angebot kam ihr mehr als gelegen, da ihr bereits davor graute alleine in einen vollen Ballsaal zu treten. Sie wusste schon jetzt, dass dann alle Augen auf sie gerichtet sein würden. Eine stützende Hand konnte sie auf jeden Fall gut gebrauchen.
„Ich würde mich wirklich sehr freuen, dich als meinen Begleiter ansehen zu dürfen. Vorausgesetzt es macht dir keine Umstände.“Er schüttelte entschlossen den Kopf und hackte ihre Hand unter seinen Ellbogen ein.
Weitere Kostenlose Bücher