Für immer Dein
er, sein Bruder wäre aus Stein?
„Ich kann dies nicht bestätigen, da er zu mir aufrichtig und ehrlich ist“, stellte Joselyne sicher fest.
„Er begehrt dich auch, was ich im Übrigen sehr gut verstehen kann“, Edward kam etwas näher und sah ihr dann so tief in die Augen, dass sie das Gefühl hatte, er würde geradewegs in ihren Kopf sehen können. „Joselyne, du bist eine sehr aufregende und attraktive Frau. Kein Wunder, dass du es schaffst einen Mann wie meinen Bruder weich zu klopfen. Um ehrlich zu sein, beneide ich ihn um deinetwillen.“
Sie schluckte und entschied dann, dass Thema schleunigst auf etwas anderes zu lenken. Verzweifelt suchte sie den Saal ab, blieb aber sogleich an diesen grauen Augen hängen, die sie argwöhnisch beobachten.
Jedem musste doch auffallen, wie nahe Edward war und vor allem, wie er sie dabei ansah. Der Mann, der noch eben genüsslich in seinem Teller geschlafen hatte, hob kurz den Kopf an um sich in der Runde umzusehen, dann ließ er ihn wieder sinken und schlief beherzt weiter.
„Wer ist der Mann, der dort schläft?“ packte sie die Gelegenheit beim Schopfe.
Edward drehte den Kopf in Richtung des Mannes und zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es nicht. Ein Verrückter, ein Wegelagerer, ein Dummkopf.“
Er log, das merkte sie. Er kannte den Mann, denn ansonsten wäre er nicht eingeladen, doch scheinbar hatte er keine Lust über etwas anderes als sie zu sprechen. Sich geschlagen gebend, sank sie in den Stuhl zurück und versuchte sich an seinen Blick zu gewöhnen.
„Für mich zählst gerade nur du. Dich ansehen zu dürfen, übersteigt meine Erwartungen.“ Und dann tat er es wirklich – er griff nach ihrer Hand und knetete sie sanft. „Dich zu fühlen. Dich zu riechen.“
Sie entzog ihm ihre Hand und hielt sie schutzsuchend fest. „Edward, du hast scheinbar vergessen wer und vor allem, als was ich hier bin. Ich bin die Mätresse deines Bruders. Und er würde dich und auch mich töten. Also lass diese Dinge am besten und beschränke unser Verhältnis auf Freundschaft.“
In seine Schranken gewiesen, beschränkte sich Edward im weiteren Verlauf des Gesprächs nur mehr über banale Dinge zu sprechen. Es wurde schon ab und an der eine oder auch andere Witz über den König fallen gelassen, nur um sich im nächsten Moment angestrengt über die diesjährige Regenperiode zu unterhalten. Da er, ob ihrer Mahnung nicht weiter beleidigt zu sein schien, fiel es Joselyne leicht wieder in die alte Ruhe vor dem großen Sturm, den sie als de Veres Blicke identifizierte, zurück zu finden.
„Ich frage mich nur, lieber Sohn, was diese Dame, wenn man sie als solche bezeichnen darf, überhaupt hier zu suchen hat. Sie ist eine Blamage für unsere Familie, mehr nicht!“
John beschlich gerade der Drang, den Tisch inklusive Stühle kurz und klein zu schlagen. Was sicher nicht daher rührte, dass seine Mutter in abermals, zum gefühlten hundertsten Mal, alleine an diesem Abend für irgendetwas rügte. Nein, vielmehr kam diese Gefühlsregung als die er sie abtat daher, dass Joselyne den Lippen seines Bruders so intensiv lauschte, dass er bereits mehrmals glaubte, sie würden sich nun küssen. Seine Mutter war eine Sache. Nervig, anstrengend und nicht wegzubekommen. Doch sein Bruder die andere. Er schätze ihn. Liebte ihn, wie es ein Bruder nur tun konnte. Doch nun bewegte er sich in gefährlichen Gewässern – in den seinen.
Wäre er hier nur Gast und stünde nicht so viel auf dem Spiel – er wäre aufgestanden, zu Joselyne gelaufen und hätte Edward dort eigenhändig vor die Tür gesetzt. Doch er war weder Lord Folkmore, der sich erlauben konnte seinen Teller mit seinem Bett zu verwechseln, sondern er war der Herr des Hauses und der Bruder des Übeltäters noch dazu.
„Antwortest du mir nun nicht einmal mehr, oder was hat dich beschlichen?“ fragte ihn seine Mutter mit etwas mehr Nachdruck.
Er zwang sich ihr wieder in die Augen zu sehen und den Gedanken, was an dem Tisch in der Ecke geschah nicht mehr nachzugehen. Die reinste Qual!
„Mich hat rein gar nichts beschlichen. Ich werde mich nur nicht für Joselyne rechtfertigen, da es keiner Rechtfertigung bedarf.“
„Pah“, spuckte seine Mutter Gift und Galle. „keine Rechtfertigung. Du bist mein Sohn und der Herr des Hauses, also schuldest du jedem hier eine Stellungnahme. Was hast du dir nur dabei gedacht, eine Verbrecherin in unser Haus zu schleppen. Sie könnte uns alle mitten in der Nacht erdolchen und was dann?“
Wie immer
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