Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
perfekte englische Sommertag nicht schon Glück genug, erwarteten sie die ganze Familie, einschließlich Bet und Jack, zum Mittagessen.
»Ja, wirklich«, stimmte Frederick ihr zu und klopfte sein Frühstücksei auf. Er hörte nicht richtig zu, denn er überflog die Schlagzeilen der Times, die er später gründlich durcharbeiten würde. Enoch Powells Rede über die Gefahr, dass Großbritannien von Flüchtlingen überschwemmt werden würde, löste nationale Debatten aus. Obwohl Powell daraufhin aus dem Schattenkabinett entlassen wurde und seine aufrührerischen Ansichten in Bausch und Bogen verdammt wurden, sympathisierte Frederick mit ihm. »Und damit stehe ich nicht allein«, behauptete er. Bei einer Dinnerparty, die sie am Vorabend besucht hatten, hatte er ausführlich über Afrika gesprochen und die Vorzüge des Imperialismus dargelegt. Er war in dieser sicheren und wohlhabenden Gegend sehr angesehen. Sie waren ein beliebtes Paar.
Er war so gut gelaunt, dass er sich nicht einmal über Margarets verspätetes Erscheinen zum Frühstück ärgerte. Sie pfiff auf Hausregeln und, als Daddys Liebling, kam sie damit durch. Was sie allerdings nicht davon abhielt, sich ständig zu beklagen. Das Leben auf dem Land sei superlangweilig, nörgelte sie. So bald wie möglich wollte sie Sarah nach London folgen. Aus Margarets Mund klang es wie eine Drohung. Sarah allerdings hatte den Eltern bisher nie Anlass zur geringsten Sorge gegeben.
Die Familie lebte mittlerweile seit fast acht Jahren wieder in Parr’s. Ein offizielles Foto von Frederick und Celia, in Abeokuta aufgenommen, zierte das Wohnzimmer. Auf ihm konnten Besucher Orden und Diamanten bewundern und das sich im Hintergrund haltende schwarze Personal erahnen. »Das müssen Sie doch sehr vermissen«, würden sie dann sagen, und wie Schauspieler auf ein Stichwort lächelten sich Frederick und Celia zu, bevor sie gleichzeitig die Köpfe schüttelten. Nur ein einziges Mal war Frederick vom Drehbuch abgewichen und hatte geantwortet: »Nicht mehr.« Damit hatte er zugegeben, zumindest in den Wochen und Monaten nach dem Abschied von Afrika diesem Leben heimlich nachgetrauert zu haben.
Die Menschen, mit denen sie gesellschaftlich verkehrten, gehörten zu seiner Altersgruppe und seinem sozialen Umfeld, nicht zu ihrem – Männer, die vor der Pensionierung standen oder diese bereits hinter sich hatten, Frauen um die fünfzig und häufig schon Großmütter. Niemand aus diesem Freundeskreis wusste, dass sie nebenbei Bücher schrieb. Dabei arbeitete sie bereits an ihrem zwölften Roman und verdiente genug Geld, um die Ferien und ein neues Auto zu finanzieren – was sie sehr taktvoll tat. Frederick wusste diese Extravaganzen zu schätzen, verlor jedoch kein Wort über die Herkunft des Geldsegens.
Celia ging mit dem Thema Afrika auf die gleiche vorsichtige Art um. Hatte ihr Mann tatsächlich so viel für die Frau eines Untergebenen riskiert? Ein Eingeständnis hatte es nie gegeben. Dennoch erinnerte sich Celia gelegentlich beinahe dankbar an die tiefen Kratzer in seinem Gesicht, denn die Menschen ihrer Umgebung betonten in dieser Zeit ihre enge Beziehung besonders.
Margaret hatte die Aufgabe zugeteilt bekommen, den Tisch unter der Buche zu decken, war jedoch, wie vorauszusehen, zum entscheidenden Zeitpunkt nirgends aufzufinden.
»Lass mich das machen«, erbot sich Bet, die in einem hellgelben Sommerkleid sehr festlich aussah.
»Kommt nicht infrage. Du bist doch gerade erst angekommen«, sagte Frederick. »Sarah kann das übernehmen.«
»Nein, ich rufe Margaret«, widersprach Celia. »Das ist kein Benehmen.«
»Ist schon gut«, versicherte Sarah liebenswert und unkompliziert wie immer, obwohl auch sie gerade erst eingetroffen war und sie und Margaret sich normalerweise nicht leiden konnten.
»Du siehst sehr hübsch aus, Liebes«, sagte Bet. »Was ist los?«
»Nichts«, antwortete Sarah ausweichend, wirkte jedoch geschmeichelt. Bet machte ihr häufig Komplimente über ihr Aussehen, wie sie Margaret stets sagte, dass sie Köpfchen hätte, es nur auch benutzen müsse, und zu Robert, dass er einen exzellenten Soldaten abgeben würde (eine Meinung, die sein Vater nicht teilte).
»Nichts?« Bet sah lächelnd zu ihrem Ehemann, und Celia tat dasselbe, denn sie liebte die Art und Weise, wie die Freundin diesen extrem schüchternen Mann zum Sprechen bringen konnte. »Sie sieht einfach bezaubernd aus, was, Jack?«
»Ja, das kann man sagen«, stimmte er zu und betrachtete Sarah
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