Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
dunklem Haar. »Ich bin froh, dass ich nicht mehr jung bin«, behauptete sie häufig, obwohl sie noch immer farbenfreudige, ärmellose Oberteile und Röcke trug, die selbst Ende der 1960er Jahre zu kurz waren.
»Tja, und dann ist Sarah dran«, sagte Celia.
»Sieht so aus, als hätte sie schon einen geeigneten Kandidaten gefunden.«
»Meinst du? Uns hat sie nichts gesagt.«
»Darauf wollte ich gerade kommen. Sie möchte ihn euch vorstellen.«
So sehr Celia Bet als Teil der Familie ansah, so schmerzte es sie doch stets, wenn sich die Kinder ihr zuerst anvertrauten. Sarah musste ihr das Geheimnis draußen im sonnigen Garten zugeflüstert haben. Ich bin verliebt, Tante Bet. Aber bitte, kannst du ein Wort bei den Eltern für mich einlegen …
» Er hat einen komischen Namen«, fuhr Bet fort. »Hoopy? Loopy? Aber Sarah hält ihn für ein Geschenk Gottes.«
»Also ich glaube nicht, dass wir uns Sorgen zu machen brauchen«, erwiderte Celia. »Sie ist ein vernünftiges Mädchen.«
Die Unterhaltung hätte an dieser Stelle beendet sein können. Stattdessen hörte Celia sich etwas sagen, was sie eigentlich für sich hatte behalten wollen. »Ach übrigens, ich bin dem Schriftstellerverband beigetreten.« Dabei wusste sie nur zu gut, welche Reaktion sie erhielt. Bet hatte sich in Bezug auf ihre Arbeit stets seltsam verhalten: Der einzige Punkt, bei dem sie nicht auf die Freundin zählen konnte. Zwanzig Jahre lang hatte sie ihr eine Ausgabe von jedem ihrer Bücher geschickt, doch Bet hatte sich, abgesehen von knappen Dankesschreiben, stets jeden Kommentars enthalten. Celia war an das Desinteresse der Familie gewöhnt, erwartete jedoch von Bet mehr. »War die Idee meines Verlegers«, fuhr sie fort. »Ist die Romantic Novelists’ Association.«
»Passt!«, zischte Bet, als habe sie sofort begriffen, dass dies Celia bis ins Mark treffen würde.
»Dachte, es könnte gut für meine Karriere sein«, fuhr Celia wie zur Verteidigung fort. »Er meint, es sei wichtig, sich in den Kreisen bekannt zu machen. Jedenfalls bin ich zu dem Mittagessen gegangen. Zuerst war ich nervös, aber dann habe ich es sehr genossen. Es war toll, mit Leuten zu sprechen, die dasselbe tun. Es war alles so normal. Außerdem hatten sie meine Bücher gelesen.« Sie zögerte. »Mit drei Frauen habe ich mich fast ein bisschen angefreundet.«
Bet schien sich lediglich darauf zu konzentrieren, in einem Schrank nach Kaffeetassen zu suchen, aber Celia ließ sich nicht vom Thema abbringen.
»Die eine heißt Mary Truefast. Sie macht Witze über ihren Namen. ›Bei mir ist alles wahr‹, behauptet sie, ›denn ich kenne die Liebe, und ich bin schnell. Bringe drei Titel pro Jahr raus.‹ Sie möchte den Schauplatz eines Buches hinter den Eisernen Vorhang verlegen. Zu dritt planen sie nächsten Monat eine Reise nach Prag und haben gefragt, ob ich mich anschließen möchte. Ist nur für eine Woche. Das reizt mich sehr, aber Ehemänner sind nicht erwünscht, und ich kann Frederick kaum allein hier zurücklassen.« Sie lachte. »Er will überhaupt nicht mehr verreisen. Behauptet, Parr’s habe alles, was er braucht. Ich bin erst zweiundvierzig Jahre alt, Bet. Das ist doch nicht alt, oder? Ich kenne die Welt kaum.«
Draußen ertönte ein Schrei von Margaret. »Ich habe den Ball nicht geschubst! Wenn einer schummelt, dann du , Robert! Warum seid ihr immer so gemein zu mir?«
»Unsere kleine Primadonna«, sagte Bet mit einem liebevollen Lächeln, als sei sie in Gedanken die ganze Zeit über bei den Kindern gewesen. »Ich habe ganz vergessen zu fragen, wie ihre Arbeiten in der Schule ausgefallen sind …«
Erst später merkte Celia, dass sie ihr aufmerksam zugehört und in ihrer Eigenschaft als die beste Freundin auch das verstanden hatte, was unausgesprochen geblieben war.
25
Wir amüsieren uns königlich, sind aber alle ein
wenig verwirrt und, ehrlich gesagt, auf seltsame Art
enttäuscht. Aber es ist schließlich unser erster Tag hier …
NOTIZBUCHEINTRAG UNTER
»NOTIZEN FÜR MARY«.
Wir sind von der Bildfläche verschwunden.
Was den Rest der Welt angeht, sind unsere Tragödien
nicht einmal geschehen.
TEIL EINES DIALOGS, IN EIN ANDERES NOTIZBUCH GEKRITZELT.
KEIN DATUM. NOTIZ FÜR EINEN ROMAN?
Frederick und Bet waren unterschiedlicher Meinung. Sie stritten allerdings nicht offen und nur sehr vorsichtig, was Celia gleichermaßen amüsierte wie rührte. Jeder war bemüht, nicht als egoistisch zu erscheinen, während beide behaupteten, nur an Celia zu denken.
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