Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
etwas Besonderes, wenn nicht sogar für attraktiv und aufregend gehalten. Sie hatte sich zu viel erwartet. Wie grausam von Alexej, nicht zum Rendezvous zu erscheinen, nachdem er ein Feuerwerk der Gefühle in ihr entzündet und sie ermutigt hatte, ihre geheimsten Wünsche zu hinterfragen.
Als Sandy, Mary und Jane ins Hotel zurückkamen, hatte sie allmählich ihre Fassung wiedergewonnen. Sie glaubten inzwischen wohl an die Geschichte mit dem Migräneanfall, denn sie mühten sich redlich, liebenswürdig zu ihr zu sein.
Gegen Ende des Abends war Celia schon beinahe überzeugt, dass es ein Glück gewesen war, Alexej nicht getroffen zu haben. Allein bei dem Gedanken, was sie ihm alles erzählt hatte, errötete sie unwillkürlich. Sie würden sich nie wiedersehen. Und das war gut so. Lieber Frederick , dachte sie schuldbewusst. Sie stellte sich vor, wie er im ruhigen, paradiesischen Parr’s, wo der Duft der Tabakblüten sich entfaltete und die Tauben in den Bäumen gurrten, auf sie wartete, und schwor sich, nie wieder in Selbstmitleid zu verfallen.
Dennoch schien sie unglücklicher zu wirken, als sie glaubte.
»Kopf hoch, Schätzchen!«, sagte Sandy plötzlich. »So übel kann’s gar nicht sein. Gibt Schlimmeres.«
Celia antwortete mit einem Lächeln. Sie war insgeheim froh, noch einmal davongekommen zu sein.
Als sie ins Hotel zurückkamen, rief der Empfangschef Celia zu sich. »Komme gleich«, sagte sie zu Jane, die mit den anderen bereits den Lift betrat.
Am Empfang erwartete sie ein Briefumschlag. »Ein Herr hat ihn für Sie abgegeben«, erklärte der Hotelangestellte mit bedeutungsvollem Blick.
Celia reagierte mit blasierter Miene. In diesem Upper-class-Gehabe bin ich gut , dachte sie.
»Was wollte er denn?«, fragte Jane, als Celia das gemeinsame Zimmer betrat.
»Nachricht von Frederick«, erwiderte Celia, die immer geglaubt hatte, nicht lügen zu können. »Es ist alles in Ordnung zu Hause«, fügte sie hinzu.
Jane lachte gereizt. »Sag jetzt bloß nicht, dass er wissen will, wo du die Reserve-Zahncremetube aufbewahrst! Mein Mann stellt sich auch so an. Allein ist er hilflos wie ein Kind.«
Celia riss den Umschlag im Badezimmer auf dem Korridor auf. Ihr Blick fiel auf eine klare, kräftige Handschrift mit blauem Kugelschreiber auf billigem, liniertem Papier. »Meine liebe Celia«, schrieb Alexej. »Es tut mir sehr leid. Ich konnte erst nach halb fünf meinen Arbeitsplatz verlassen. Ich bin den ganzen Weg zum Café gerannt, aber als ich ankam, sagte man mir, du wärst bereits gegangen. Kann man traurig und glücklich zugleich sein? Traurig, weil ich dich verpasst hatte, glücklich, weil du gekommen bist. Ich werde morgen zur selben Zeit dort sein – pünktlich um vier Uhr –, das Herz in beiden Händen, schicksalsergeben. Alexej.«
Am nächsten Morgen wollte es das Schicksal, dass eine unangenehme Magen-Darm-Grippe Sandy ereilte. Ihre Beschwerden schränkte auch Marys Bewegungsfreiheit ein, denn die beiden waren unzertrennlich. Sie beschlossen, den Tag über im Zimmer zu bleiben. Und Celia interpretierte es als weiteren Wink des Schicksals, als Jane sich entschied, nach einem anstrengenden Vormittag auf der Suche nach Postkarten und einem späten Mittagessen, Siesta zu halten – mit einem ihrer Lieblingsbücher von Georgette Heyer.
»Ich glaube, ich mache einen Spaziergang«, verkündete Celia um halb vier Uhr und versuchte, nicht so zu klingen, als habe sie diesen Satz nicht mindestens eine Stunde lang heimlich geübt.
»Wirklich? In der Hitze da draußen kriegt man ja kaum Luft.«
»Ich bleibe im Schatten.«
»Ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst so nervös.«
»Nein, alles bestens.«
»Warum hast du dich umgezogen?«
»Keine Ahnung«, sagte Celia mit einem verstohlenen Blick in den Spiegel. Sie trug ihr sauberes Baumwollkleid und fühlte sich frisch und unternehmungslustig.
»Nur noch zwei Tage«, bemerkte Jane und schlug zufrieden ihr Buch auf. »Eigentlich freu ich mich schon auf zu Hause.«
Er erwartete sie am selben Tisch. Seine ernste Miene hellte sich bei ihrem Anblick auf.
Freut er sich wirklich so sehr , überlegte sie flüchtig und: Ich wünschte, ich könnte jetzt ein Foto von ihm machen . Sie verwarf den Gedanken hastig. Was, wenn ihr Mann diesen Schnappschuss zufällig entdecken würde?
»Vielleicht habe ich wegen dir meinen Job verloren«, sagte Alexej noch immer lächelnd.
»Das ist nicht dein Ernst!«
»Vielleicht, habe ich gesagt. Noch ist es nicht so weit. Zum
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