Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
im Café und die anschließenden, aufregenden und verstörenden Momente im Schatten eines Toreingangs nachdenken konnte.
»Sehen wir uns wieder?«
»Ich weiß nicht«, hatte sie leise geantwortet.
»Und von allen Spelunken dieser Welt muss sie ausgerechnet in meine kommen.« Er hatte bei diesem Satz gelächelt, als wollte er sagen: »Siehst du, auch wir kennen ›Casablanca‹«, und in seinen schwarzen Augen blitzte plötzlich ein orangerotes Licht auf, aber das war nur eine Täuschung durch die tief stehende, spätnachmittägliche Sonne. »Glaubst du nicht an Schicksal?«
»Ich bin eine verheiratete Frau, Alexej.« Und im nächsten Moment fürchtete sie, seine Worte zu sehr für bare Münze genommen zu haben. Vielleicht war alles nur Höflichkeit gewesen.
»Celia«, hatte er gesagt, und es klang, als habe er ein wunderbares, neues Wort entdeckt. »Es ist etwas passiert. Das weißt du doch auch, oder?«
»Ja«, gestand sie und fühlte sich freudig erregt und ängstlich zugleich.
Beim Frühstück machten die Frauen Pläne für den Tag.
»Zeit für ein bisschen Kultur«, meldete sich Sandy, die Bermudashorts trug. Der Geldgürtel unter ihrer Bluse ließ sie noch fülliger aussehen.
»Wird auch Zeit, ist schon überfällig«, stimmte Mary ihr zu. Sie hatte eine Liste der Kunstgalerien der Stadt zusammengestellt. Sie sei mit dem Stoff für ihr neues Buch noch nicht weitergekommen, hatte sie gerade unzufrieden erklärt. Sie und Sandy waren zu dem Schluss gekommen, dass das vorgesehene Treffen der beiden Protagonisten Lara und Roderick im Mausoleum nicht funktionieren konnte. Nachdem sie den seit Jahren öffentlich ausgestellten, einbalsamierten Leichnam – zwar in rosiges Licht getaucht – gesehen hatten, war ihnen klar geworden, dass eine solche Szene nicht in einen Liebesroman passte.
»Mach dir deswegen keine Sorgen.« Jane seufzte. »Irgendwie entwickeln sich die Storys doch immer weiter, findet ihr nicht?«
»Lara liebt Kunst«, erklärte Sandy plötzlich. »Es gibt ein Gemälde in einer Galerie, das sie besonders bewundert. Darauf ist eine geheimnisvolle Frau in der Kleidung des 18. Jahrhunderts abgebildet. Roderick besucht die Galerie als Tourist, sieht Lara fasziniert vor dem Bild stehen und – bäng – das ist es.«
»Genial«, lobte Mary nicht gerade begeistert. Die Idee war nicht besonders originell. Außerdem kannte sie wohl selbst am besten die Symptome eines Coup de foudre im richtigen Leben.
In der vierten Kunstgalerie, die sie aufsuchten, schützte Celia Migräne vor, um zum Hotel zurückkehren zu können. An diesem Tag war es in der Stadt immer heißer und stickiger geworden. Schon eine Stunde zuvor, kurz nach dem Mittagessen, hatte sie über Kopfschmerzen geklagt. Celia und Alexej wollten sich um vier Uhr in ihrem Café treffen, wobei sie vorsorglich offengelassen hatte, ob sie die Verabredung einhalten konnte.
Mit jeder Stunde, die verging, war sie jedoch nervöser geworden. Was sollte sie tun, wenn die Frauen darauf bestanden, sie zum Hotel zurückzubegleiten? Was, wenn Alexej vergeblich im Café wartete? Sie musste ihn treffen, und sei es nur aus Höflichkeit, um ihm zu sagen, das sie sich nicht wiedersehen dürften.
Die drei Frauen ließen sie ziehen, wenn auch mit missbilligenden Mienen, die die wachsende Einsicht verrieten, dass es ein Fehler gewesen war, Celia überhaupt mitzunehmen. Auch ihnen setzte die Hitze zu. Aber wenn Celia so anfällig für Migräne sei, bemerkte Jane, weshalb hatte sie dann ihre Tabletten im Hotel gelassen?
Dasselbe nikotingeschwängerte Ambiente, dasselbe diskussionsfreudige Publikum, dieselbe auf und ab brandende Geräuschkulisse … Nur von Alexej keine Spur. Celia war über das Maß ihrer Enttäuschung selbst bestürzt. Offenbar hatte er ihre Warnung, sie könne möglicherweise nicht kommen, ernst genommen. Wahrscheinlicher war allerdings, dass er dann entschieden hatte, dass es dumm gewesen war, sich mit ihr einzulassen. Männer sind so, dachte sie (wobei sich ihre Erfahrungen bisher auf einen einzigen Mann beschränkten). Kaum war die Frau, zu der sie sich hingezogen fühlten, nicht mehr in der Nähe, setzte automatisch ihr rationales Denken wieder ein. Frauen dagegen reagierten anders. Sie spielten in ihrer Phantasie bereits die nächste Begegnung durch.
Es war nur einen Tag her, dass sie das Café zum ersten Mal betreten hatte. Sie hielt sich für eine ganz normale Frau. Ein kluger und interessanter Mann allerdings hatte sie offenbar für
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