Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
sehe sie, wann immer ich kann.«
Hatte seine Frau ihn verlassen, nachdem er sein privilegiertes Leben verwirkt hatte? Sie spürte hinter der Fassade einen Gleichmut, der sie an Fredericks stoische Ruhe erinnerte. Nur schien Alexej nicht so egozentrisch zu sein. Durch ihn hatte sie erkannt, wie einsam sie in ihrer Ehe eigentlich war. Es erklärte, weshalb sie in dieser kleinen Wohnung in einer fremden Stadt mit einem Mann stand, den sie erst seit drei Tagen kannte. Das und die geradezu elektrisierende Anziehungskraft, die früher oder später zur Sprache kommen musste.
Als habe er ihre Gedanken erraten, nahm er eine rote Rose aus der Vase und überreichte sie ihr galant. Sie hatte in der Hitze bereits zu welken begonnen, war jedoch voll aufgeblüht und wunderschön.
»Spaziergang?«
»In der Hitze?«
»Über drei Stunden lang?«
Celia nickte. Noch immer zu aufgewühlt, um sprechen zu können. Wie war es möglich, Glück und äußerste Verzweiflung gleichzeitig zu erfahren? Sie bereute bereits ihr Verhalten, wünschte, die Zeit zurückdrehen und alles rückgängig machen zu können.
Alexej war erst der zweite Mann in ihrem Leben, den sie je geküsst hatte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann ihr Mann dies das letzte Mal mit Leidenschaft getan hatte. Auch wenn Sex mit ihm stets erfüllend gewesen war, diese Art schmerzlichen Verlangens hatte sie lange nicht mehr erlebt.
Als Alexej schließlich den Reißverschluss ihres Kleides geöffnet hatte, war sie jedoch in Panik geraten.
»Willst du es nicht?« Die Stimme an ihrem Ohr hatte sehr sanft und verlockend geklungen.
»Natürlich will ich es!«, hatte sie den Tränen nahe beharrt und ihn doch von sich geschoben.
Er hatte gar nicht erst versucht, sie zu bedrängen, sondern sich auf einen der beiden Stühle gesetzt und eine Zigarette angezündet. Erst nach dem ersten Zug hatte er ihr ebenfalls eine Zigarette angeboten und sich kaum überrascht gezeigt, als sie annahm, obwohl er wusste, dass sie Nichtraucherin war.
»Ich weiß, du bist verheiratet«, hatte er schließlich gesagt. »Aber das hier ist kein flüchtiger Flirt. Es ist verdammt ernst. Willst du wissen, warum ich das weiß?«
Sie nickte unglücklich und drehte die Zigarette zwischen den Fingern – vorsichtig, denn sie wusste schon in diesem Augenblick, dass sie ein ebenso kostbares Souvenir werden würde wie das blutbefleckte Taschentuch.
»Nichts daran ist oberflächlich und falsch. Alles ist nur eine natürliche und logische Folge unserer Begegnung. Als du ins Café gekommen bist, war es, als hätte ich schon immer nur auf dich gewartet.« Er hielt inne. »Das klingt vielleicht abgedroschen, aber es ist die Wahrheit. Ich kenne dich, Celia. Sind wir uns vielleicht in einer anderen Welt begegnet? Ich glaube, ich habe gewusst, dass du deinen Mann nicht betrügen kannst. Und dafür liebe ich dich umso mehr.«
Sie wischte sich eine Träne von der Wange. »Ich fühle dasselbe – obwohl wir uns erst so kurz kennen. Aber es ist nicht nur wegen Frederick. Ich habe Kinder, die mich noch brauchen, Alexej. Ich fürchte, wenn wir uns jetzt lieben, wäre eine Rückkehr nach Hause für mich unmöglich. Es hilft alles nichts – übermorgen geht mein Flug. Es muss sein.«
»Ah, du hast zumindest eingekauft«, sagte Sandy mit deutlichem Vorwurf.
Mary deutete auf das in Zeitungspapier gewickelte Päckchen, das Celia in der Hand hielt. »Was ist es denn?«
»Ein Bild.«
Alle drei sahen sie erwartungsvoll an. Celia blieb nichts anderes übrig, als das Zeitungspapier zu entfernen. Zum Vorschein kam ein kleines Ölbild. Die sechs winzigen Reitersoldaten in zerrissenen Uniformen, die in gestrecktem Galopp über eine öde Ebene sprengten, waren auf den ersten Blick kaum zu erkennen.
»Sieht sehr alt aus«, bemerkte Jane schließlich. »Ist das Bild für deinen Mann?«
Alexej hatte seine Adresse auf ein Stück des gleichen linierten Papiers geschrieben, das er auch schon für seinen Brief benutzt hatte. »Schreib mir«, hatte er gebeten und hinzugefügt: »Schreiben ist schließlich unser Lebensinhalt.« Dann hatte er das Bild von der Wand genommen und es ihr überreicht – obwohl sie sich erst seit drei Tagen kannten und es ihn über viele Jahre begleitet hatte. Das Thema des Bildes sei die Hoffnung, erklärte er. Die Reiter ritten seit einer Ewigkeit über diese riesige, trostlose Ebene. »Aber schau dir den Ausdruck ihrer Gesichter an. Siehst du die Hoffnung in ihren Zügen?« Man dürfe nie die Hoffnung
Weitere Kostenlose Bücher