Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
den Karotten hin?«, fragte die Schwarzhaarige grinsend.
Celia erklärte, woher sie kam.
»Ah, du meinst den ›Hochzeitskuchen‹! Ich hab das Haus vom Wasser aus gesehen!«
»Bet!«, rief die Rothaarige das andere Mädchen scharf zur Ordnung. Aber die Dunkelhaarige lächelte ungerührt, schnippte die Zigarettenkippe weg und streckte die Hand aus.
Die beiden waren Marinehelferinnen, was laut Mr Peters bedeutete, dass sie unfairerweise aus privilegierten Familien stammten. Das traf ganz offenkundig auf Priscilla, aber nicht auf Bet zu, deren Vater Briefträger in Southampton war, wie sich herausstellen sollte. Sie hatte sich wie Ella früh freiwillig gemeldet, hatte jedoch mehr Glück gehabt oder vermutlich einen besseren Eindruck bei der Auswahlkommission hinterlassen. Celia dachte, dass Cook bezüglich der Uniform recht gehabt hatte. Beide sahen darin lässig, auffallend gut und sehr erwachsen aus.
»Bis dann«, sagte Bet gelassen, als sie aufstanden, da ihre Zigarettenpause offenbar vorüber war. Und Celia beschloss, Mr Peters zu Hause vorzuschlagen, die Gemüselieferungen von jetzt an zu übernehmen, auch wenn es bedeutete, dass sie mehrmals täglich nach Island View radeln musste. »Wir sollten Benzin sparen«, wollte sie anführen und sah ihn bereits vor sich, wie er sein rotes Ohrläppchen rieb, weil er sich dieser Logik nicht verschließen konnte. »Ich tu es gern«, würde sie beharren, bevor er dagegenhalten konnte, sie sei nur ein schwaches Mädchen und Kartoffeln seien viel zu schwer für sie.
Also erschien sie am nächsten und am folgenden und am darauffolgenden Tag wieder in Island View, wo die beiden Marinehelferinnen zur gleichen Zeit auf der Mauer ihre Arbeitspausen verbrachten.
»Ah, da bist du ja wieder!«, rief Priscilla dann, und es klang, als hätten die beiden gerade über sie gesprochen. Sie empfingen sie jedoch stets freundlich. Vielleicht fühlten sie sich geschmeichelt, weil Celia so hartnäckig ihre Gesellschaft suchte, ihrem Geplapper und ihren lockeren Sprüchen aufmerksam zuhörte und lachte, selbst wenn sie ihre Scherze nicht verstand. Celia erlebte dabei nicht nur zum ersten Mal, wie Freundinnen miteinander, sondern wie junge Mädchen redeten. Ihre einzige Erfahrung in dieser Richtung hatte sie in der Schule gemacht, wo sie eine Außenseiterin gewesen war, oder mit der etliche Jahre älteren Ella. Wie auch Ella, redeten Bet und Priscilla vorwiegend übers Essen und über Männer, wobei es an Ersterem eher mangelte, während Letztere offenbar in reicher Auswahl zur Verfügung standen. Andere Themen gab es eigentlich nicht. Priscilla war eher ängstlich, doch Bet, weit weniger diskret, erklärte Celia, dass sie als Marinehelferinnen nach dem Official Secrets Act zu strikter Geheimhaltung verpflichtet seien.
Was sie allerdings zugaben, war, dass sie ihren Job gern machten. Von den Männern »Wasserhühner« getauft, gehörten sie zu den Bootsmannschaften, was ihre Kleidung als Matrosen erklärte. Sie trugen Trillerpfeifen an einer Schnur um den Hals, und, bei heftigem Regen, Ölzeug mit passenden Südwestern. Gelegentlich und außer Hörweite von Priscilla ließ Bet einige Bemerkungen fallen, die Celia eine vage Vorstellung ihres Tagesablaufs vermittelten. So beklagte sie sich gelegentlich, dass sie ein Boot schrubben mussten, in dem seekranke Männer eine stürmische Überfahrt überstanden hatten. Sie und Priscilla schliefen zu sechst in einem Zimmer in Schlafkojen im ehemaligen Dienstbotentrakt. Und Priscilla behauptete, selten mit so vulgären, gemeinen Mädchen zusammen gewesen zu sein. Auf den ersten Blick erschienen Priscilla arrogant und oberflächlich und Bet abgebrüht, aber dann entdeckte Celia Priscillas Scharfsinn und Bets weiches Herz.
Anfang 1944, während der Winter das Land noch fest im Griff hatte, tauchte ein freiwilliger Helfer aus der Gegend bei Lady Falconbridge auf, der mit der Aufgabe betraut war, Quartier für ein halbes Dutzend Armeeoffiziere in Far Point zu machen.
Celia erfuhr von ihrer Mutter davon, als diese aus überschüssigen Weißrüben und Gelben Kohlrüben einen Eintopf kochte und sämtliche getrockneten Gewürze hineingab, die sie in den Schränken finden konnte. Die zusätzliche Arbeit belastete Helen und verschlechterte ihre Laune. In Zukunft waren noch mehr Personen zu verköstigen, mehr Hausarbeit würde anfallen, ganz zu schweigen davon, dass sie Lady Falconbridge beruhigen musste, die sich benahm, als müsse sie allein mit den neuen
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