Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Belastungen fertig werden.
»Man sollte annehmen, sie würde sich über die Gesellschaft freuen.« Helen verrührte einen Löffel voll altem, eingetrocknetem Senf, kostete das Ergebnis und zuckte die Schultern. Nach fast einer Dekade in Far Point hatte sie einige Dienstbotenallüren angenommen und machte ihrem Ärger Luft, sobald keine Konsequenzen zu fürchten waren. Das Essen (nie etwas Besonderes, auch nicht zu Zeiten, als Cook noch im Hause gewesen war) schmeckte grauenhaft. Helen fügte hinzu: »Sie macht sich Sorgen wegen ihrer Gemälde und dem Mobiliar. Wir sollen die guten Stücke vorübergehend in die Stallungen auslagern. Kannst du Mr Peters Bescheid sagen? Ich möchte das so schnell wie möglich hinter mich bringen.«
»Warum bringt sie die Soldaten nicht in den Stallungen unter?«, konterte Celia keck. Sie war dabei, ein Schinkensandwich zu verschlingen, das sie genussvoll mit dem Pflaumenmus von Cook bestrichen hatte, von dem ein letztes Glas übrig geblieben war. Sie hatte seit dem frühen Morgen nichts mehr gegessen, und wie üblich machte die Arbeit an der frischen Luft sie hungrig. Gras und kahle Äste waren von einer Frostschicht überzogen. Selbst das Tosen der See war nur gedämpft zu hören, so als unterdrücke die Kälte die Bewegung der Wellen. Aber zumindest in der Küche war es warm.
Mittlerweile war es Celia, die den Küchenherd für die Mutter morgens anzündete, bevor sie mit der Arbeit im Garten begann. Gelegentlich setzte sie sich sogar wie zur Belohnung oben auf den Herd, auch wenn ihre Mutter das mit Stirnrunzeln quittierte, sich das Wort »Hämorrhoiden« verkniff und nur murmelte, sie würde ihrer Gesundheit schaden.
»Die Marmelade ist fürs Speisezimmer!«, sagte ihre Mutter und fuhr fort: »Ich habe versucht, ihr plausibel zu machen, dass sie froh sein darf, keine Evakuierten aufnehmen zu müssen. Wie wir alle, übrigens.«
Celia war anderer Meinung. Sie hätte es begrüßt, Kinder im Haus zu haben, die Abwechslung in das melancholische Einheitsgrau des Alltags brachten, das sich seit Sir Johns Tod über das Anwesen gelegt hatte. Lady Falconbridges Haus war von der Unterbringung Evakuierter nur deshalb ausgenommen, weil das Anwesen in einem Gebiet mit höchster Geheimhaltung lag. Die Unterbringung von Offizieren stand auf einem anderen Blatt.
»Wir müssen uns einfach damit abfinden«, schloss ihre Mutter, als sie sich dem Nachtisch zuwandte und begann, wahllos und ohne Waage, Zutaten in eine Schüssel zu geben. »Ich vermisse Cooks Karamellpudding«, hatte Lady Falconbridge am Vortag wehmütig gestanden. Als gewissenhafte Hausangestellte hatte Helen sich das sofort gemerkt. Die Umsetzung allerdings geschah zu ihren eigenen Bedingungen.
Bet musterte Celia auf die ihr eigene prüfende Art. »Ist mir schleierhaft, warum du deine Zeit mit uns verschwendest.«
Celia dachte an die sechs Offiziere, die mittlerweile in Far Point eingetroffen sein mussten. Eine gewisse Scheu hatte sie aus dem Haus getrieben, obwohl die Mutter sie gedrängt hatte, zu bleiben und ihr behilflich zu sein. Auch wenn sie jetzt die meiste Zeit Männer im Kopf hatte, war die Aussicht, Tür an Tür mit einem halben Dutzend Offizieren leben zu müssen, beängstigend – vor allem, da sich ihre einzige Erfahrung mit Männern auf Mr Peters beschränkte. »Die sind doch vermutlich alle schon über vierzig und verheiratet«, murmelte sie.
»Also, das ist für einige von uns kein Hinderungsgrund«, bemerkte Priscilla spitz.
Bet hatte eine Affäre mit einem verheirateten Mann. Und was noch schockierender war, sie machte kein Hehl daraus. Er arbeitete auf einem der Schnellboote, die auf dem Fluss vor Anker lagen. Dort trafen sie sich regelmäßig, obwohl es streng verboten war, nach Einbruch der Dunkelheit die Unterkünfte zu verlassen. Bet behauptete, nicht die Einzige zu sein. Einige andere Mädchen hatten sogar einen bittersüßen Song mit dem Titel Thanks for the Memor y über die heimlichen, kurzen Liebschaften geschrieben. Sie glaube an Spaß ohne Reue, erklärte sie mit einem Seitenblick auf Priscilla. »Wenn ich mal achtzig bin, muss ich nur an ›Dough, Februar 44‹ denken, und dann kommen die Erinnerungen zurück … Der Geruch der See, die Gischt auf meinen Wangen, und wir beide eingehüllt in seinen Mantel, während das Schiff auf den Wellen schaukelt …« Sie schenkte Celia ein provokantes Lächeln. »Dann habe ich meine eigene kleine Bibliothek der Erinnerungen.«
»Und ich habe dann einen
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