Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
nach Art von Lady Falconbridge mit zähneknirschender Bewunderung. Bet dagegen war anders. Celia spürte aufrichtige Herzlichkeit hinter der Fassade der Unbekümmertheit.
»Stille Wasser sind tief. Genau wie du, Celia. Das wissen wir alle.«
»Hör auf, Bet.« Celia sah den Möwen nach, die über der stahlblauen See kreisten, und dachte, wie sehr sie diesen Blick vermissen würde. Selbst der gute alte Mr Peters hatte so getan, als sei auf ihrer Seite Berechnung mit im Spiel gewesen. Ihre Mutter hatte auf die Nachricht mit einer Mischung aus Triumph und Resignation reagiert. Ein Fremder auf der kleinen Verlobungsfeier hätte durchaus glauben können, dass Lady Falconbridge die Brautmutter sei und nicht die etwas füllige Frau im schwarzen Kleid, die gewissenhaft für die Getränke sorgte.
»Wie alt bist du? Siebzehn? Du Glückliche!«
Bet hatte sich wieder einmal an der Schuhcreme vergriffen, was bedeutete, dass sie ein Date mit einem ihrer verheirateten Liebhaber hatte. Ihre Wimpern waren deutlich mit klebriger, schwarzer Schuhcreme gefärbt. Mit dem Rest aus der Dose hatte sie sich beeindruckend gerade Linien auf die Rückseite ihrer nackten Beine gezogen (was bedeutete, dass Priscilla ihr mit einem Pinsel zur Hand gegangen war, nicht ohne sie ausgiebig zu maßregeln). Celia wagte es nicht, diese aus der Not geborenen Tricks selbst anzuwenden. Außerdem spürte sie, dass Frederick dies ebenso missbilligen würde wie Bets Verhalten. Überraschenderweise allerdings hatte er auch für Priscilla nichts übrig. Celia hatte große Angst, dass, hatte sie Far Point einmal verlassen, sie ihre beiden guten Freundinnen nie wiedersehen würde.
»Ich bin unendlich glücklich«, gestand sie Bet. Als Verlobte eines hochangesehenen Gastes durfte sie nicht mehr in der Küche essen, sondern musste am Tisch im Speisezimmer Platz nehmen und sich von ihrer Mutter bedienen lassen. Dass Helen dies ohne Groll geschehen ließ, machte Celia allerdings nicht glücklicher. Wenn sie sich beim Servieren eines Ganges leicht vorbeugte, trafen sich ihre Blicke für Sekunden, doch Celias verschämter Verlegenheit begegnete Helen nur mit liebevollem Stolz. Eine noch einschneidendere Veränderung war es gewesen, dass sie in den Falconbridge Trakt des Hauses verlegt worden war. Sie schlief jetzt im »Chinese Room«, nach den furchterregenden grünen und goldenen Drachen mit roten, gespaltenen Zungen benannt, die den Kopfteil des Bettes zierten. Allerdings hatte man vom Fenster aus einen herrlichen Meerblick. Und auf dem Nachttisch lagen drei neue Romane, die Lady Falconbridge speziell für Celia ausgesucht hatte. Fredericks Schlafzimmer – der »Blue Room« – befand sich auf demselben Korridor, doch Celia war nie in sein Zimmer gebeten worden.
Bet pfiff leise durch die Zähne. »Glücklich? Na, was denn sonst?«
»Und es macht mir nichts aus, dass wir nicht kirchlich heiraten.«
Bet musterte sie prüfend, so als glaube sie ihr kein Wort.
»Die Sache ist nur …«
»Na, was denn?«
»Er könnte im Krieg fallen.« Celia sah ihre Freundin flehend an, als wolle sie eine verneinende Antwort erzwingen.
Aber Bet nickte, ohne die Miene zu verziehen. Schließlich war Krieg. Und ihre nächsten Worte waren ein Schock: »Du musst ihn nicht heiraten.« Für den Fall, dass Celia sie nicht verstanden hatte, fügte sie hinzu: »Haben kannst du ihn trotzdem.«
Celia errötete und wandte den Blick ab. Nach dem Abendessen am Vorabend hatte sie mit Frederick einen Spaziergang in den düsteren Kiefernwald gemacht, wo er sie wie stets geküsst hatte, als sei sie ein zerbrechliches, kostbares Wesen. Als er sich von ihr gelöst hatte, war er gestolpert und rücklings in Farn und Nadelstreu gefallen. Sie hatten beide gelacht, und sie war neben ihn gesunken, und sie hatten sich erneut geküsst.
»Es gibt Tricks, um nicht schwanger zu werden, weißt du«, fuhr Bet fort und fügte mit einem seltsam grimmigen Lächeln hinzu: »Sagt man jedenfalls.«
Celia wurde dunkelrot und wich Bets merkwürdig liebevoll nachsichtigem Blick aus. In der Dunkelheit, seine Lippen auf den ihren, als sie die verwirrende Duftmischung ihres zukünftigen Ehemannes aus Brillantine und Tabak eingeatmet hatte, war ihre übliche Schüchternheit plötzlich verflogen. Doch seine Reaktion auf ihr spontanes Verhalten hatte sie erschreckt. »Nein, Celia!« Es hatte fast wie eine Zurückweisung geklungen. Daraufhin waren sie schweigend zum Haus zurückgekehrt. Er schien ihre Tränen samt dem in
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