Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
sein soll«, begann Guy, »Dad ist von der Idee mit dem Buch auch nicht begeistert. Er findet, es reicht. Wir hatten genug Publicity.«
»Im Ernst?« Sie erinnerte sich an die Ausnahmesituation vor der Beerdigung. Als »blutrünstige Raubtiere« hatte ihr Onkel die Journalisten bezeichnet, die angerufen oder Tag für Tag die Haustür belagert hatten. Die Fotografen waren für ihn »verdammte Heckenschützen«, gewesen. Seit die öffentliche Aufmerksamkeit jedoch nachgelassen hatte, schien er sie zu vermissen. »Es hat ihm doch gefallen, im Fernsehen aufzutreten, oder?«, bemerkte sie und dachte daran, wie er jeden von ihnen gefragt hatte, wie er »rübergekommen« sei, so als sei es allein um seine Person gegangen.
»Meinst du?«, entgegnete Guy, als sei ihm der Gedanke noch gar nicht gekommen.
»Ich glaube schon«, sagte Bud vorsichtig. Kritik an den jeweiligen Eltern war tabu. Ein weiterer Grund dafür, weshalb sie ihm die Geschichte mit Whoopee anvertrauen konnte.
»Wie steht deine Mutter dazu?«, erkundigte sich Guy behutsam.
Beim Gedanken an ihre Mutter kamen Bud die Tränen. Jeder andere hätte mit übermäßigem Mitgefühl jetzt alles verdorben, doch Guy wartete geduldig, betrachtete seine Hände, damit sie sich fassen konnte.
»Sie mochte die Journalistin.«
»Verstehe.«
Es wurde still. Sie hörte einen schweren Lastwagen auf der Straße unten vorüberdonnern und wartete, bis die Scheiben in den Fensterrahmen zu klirren aufhörten. Sie zog selten die Vorhänge vor, denn es war abends ein Vergnügen, zu beobachten, wie die Lichter in den gegenüberliegenden Häusern angingen, und sich die Beziehungen zwischen den fernen menschlichen Silhouetten auszumalen. Aber vielleicht wurden auch sie gerade beobachtet. Welche Schlüsse wurden angesichts eines jungen Mannes und einer Frau gezogen, die offenbar in eine schwierige Unterredung vertieft waren? Dass eine intime Beziehung ihr Ende fand?
Dann sah sie, wie Guy sehr langsam die Manschette seines Oberhemds über dem Handgelenk zurückschob, um einen Blick auf seine Uhr zu werfen.
»Es ist erst neun!«, protestierte sie spontan.
»Alles in Ordnung«, beruhigte er sie. Dann schien er zu einem Entschluss zu kommen. »Hat dein Vater vor auszuziehen?«
Sie starrte ihn an. »Er hat sich noch nicht entschieden … sagt er.«
»Verstehe. Und bis dahin?«
Sie brach in Tränen aus. »Entschuldige!« Sie seufzte und befreite sich von der Last, von beiden Elternteilen als Kummerkasten missbraucht zu werden. Sie trocknete die Tränen mit einem Stück Küchenpapier. Dankbarerweise blieb Guy distanziert. »Einerseits liegt mir Dad in den Ohren, wie miserabel er sich fühlt, aber …« Während sie die Rechtfertigungen des Vaters wiederholte, geschah etwas Merkwürdiges: Sie merkte, wie sie seine geradezu prahlerische Selbstgefälligkeit nachahmte, so widerlich sie auch gewesen war: Tut mir leid, Bud, ich weiß, es ist für euch alle schwierig, aber ich bin noch jung, biologisch gesehen, und vielleicht kommt für mich nie mehr so eine Gelegenheit … »Er ist über fünfzig, Guy! Er denkt nur an sich – was ist mit ihm passiert? Immer wieder erzählt er mir, wie wunderbar dieses Mädchen ist! Dass ich sie gernhaben würde! Als Nächstes weint sich meine Mutter bei mir aus. Sie ruft ständig an. Die Sache wird wirklich kompliziert. Gestern hat sie mich aus einem Meeting geholt. Der Himmel weiß, was sie an ihrer Arbeitsstelle von ihr denken? Wenn sie ihren Job verliert …«
»Spud …«, begann Guy.
Bud zog eine Grimasse, denn Guy hätte wissen müssen, dass Spud die Familie nur auf Aufforderung mit seiner Anwesenheit beglückte und gegen ihre Dramen immun war. In dieser Situation war er so hilfreich wie ein Regenschirm in der Wüste.
»Ich fände es gut, wenn Mum für eine Weile fortfahren würde.«
»Richtig«, stimmte Guy spontan zu.
»Sie hat noch Urlaub. Wenn sie zwei Wochen freinimmt und runter zu Grans Haus fährt, kann sie dort aufräumen.«
»Gute Idee.«
»Ist allerdings einsam da draußen. Aber immerhin besser, als zu Hause darauf zu warten, ob er auftaucht oder nicht, was?«
»Genau.«
»Wenn Margaret unten ist, streiten sie nur.«
Die Sache war beschlossen. Bud wollte ihrer Mutter zureden, das Haus der Familie zu verlassen und nach Parr’s zu ziehen, während sich ihr Vater allein über seine Gefühle klar werden sollte.
Sie begleitete Guy zur Haustür, der wie üblich so tat, als bemerke er die Laubhaufen im Treppenhaus nicht. Sie wünschte,
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