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Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)

Titel: Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alicia Clifford
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durchlebte diesen Abend jahrelang immer wieder, doch von der Unterhaltung blieb ihr nur ein Gesprächsfetzen in Erinnerung, als Frederick verkündete: »Meine Frau ist auf einem herrlichen Anwesen an der Südküste aufgewachsen.« Ihr Entsetzen, das Gefühl von Übelkeit und Aphrodites Blick aus Verachtung und Selbstgerechtigkeit blieben ihr allerdings ebenfalls unvergesslich. Alkohol floss reichlich – wie immer bei der Armee –, und vom Essen blieb nichts übrig, obwohl der Braten fad und trocken, der Teig für die Obstpastete nicht durchgebacken und die Karamellcreme zäh wie Leim gewesen waren. Es sei ein wunderbarer Abend, wiederholten alle immer wieder. Das wiederum bestärkte Celia nur in der Erkenntnis, die sie schon als Kind unter Dienstboten gewonnen hatte: dass der äußere Schein mit der Wirklichkeit nichts zu tun hatte.
    Sie hatte die Wahrheit erraten – etwa zwei Stunden, bevor ihr Mann sie bestätigte. Es hatte vor ihr schon eine Mrs Bayley gegeben. Ansonsten tappte sie im Dunkeln.
    »Verdammte Aphrodite!«, brach es wütend aus Frederick heraus. »Sie hatte kein Recht, dir von Katharine zu erzählen!«
    Sie standen draußen im Freien, und Celia dachte an die Brauns, die, zusammengepfercht in einem feuchten Kellerraum, die lauten Stimmen hörten und sich vermutlich ihre Gedanken über einen gut aussehenden, älteren Ehemann und seine verängstigte junge Frau machten.
    Etwas jedenfalls hatte sie erfahren – einen Namen. Ein Name, der sich in ihre junge, heile Welt einschlich wie eine giftige Schlange. Und sie begriff plötzlich, warum eine kirchliche Heirat nicht infrage gekommen war. Offenbar hatte es eine unschöne Scheidung gegeben.
    Die Gäste waren ungewöhnlich lange geblieben. Nachdem die überschwänglichen Abschiedsfloskeln in der Dunkelheit verhallt waren, war auch Celia dem Haus entflohen. Frederick war ihr gefolgt, und mittlerweile standen sie am hinteren Gartenende beim Gemüsequartier der Brauns neben der üppigen Tomatenernte. Das intensive Aroma der reifen Früchte trieb Celia die Tränen in die Augen. Sie hatte nicht erwartet, dass deutsche Tomaten genauso schmecken würden wie die, die Mr Peters in Far Point gezogen hatte.
    »Du frierst«, bemerkte Frederick und zog sein Smokingjackett aus.
    Sie schüttelte den Kopf, obwohl sie fröstelte. Sie hatte flüchtig ihr Spiegelbild in Frau Brauns Spiegel im üppigen goldenen Barockrahmen in der Diele neben der Eingangstür gesehen: die Augen nicht länger strahlend und verträumt, das Gesicht vielmehr erschreckend jung und bleich. War das der Grund, weshalb Martin Spencer, der Regimentspastor, der sich als amüsant und weltoffen erwiesen hatte, zum Abschied aufmunternd ihre Schulter getätschelt hatte?
    »Ich bestehe darauf.« Frederick legte ihr bereits sein Jackett um die Schultern. Seltsam förmlich fuhr er fort: »Ich weiß nicht, wie viel Aphrodite dir erzählt hat.«
    »Nichts. Sie wollte nichts sagen.« Celia erinnerte sich gut an die Mischung aus Durchtriebenheit und Besorgnis, mit der sich Aphrodite augenblicklich in Schweigen gehüllt hatte, nachdem ihre Bombe geplatzt war.
    »Ah!«
    Sie nahm an, dass er erleichtert war, ihr die Geschichte auf seine Art erzählen zu können. Würde er Aphrodite wegen dem Vorwürfe machen, was bestenfalls Gedankenlosigkeit und im schlimmsten Fall Boshaftigkeit gewesen war? Sie bezweifelte es. Schließlich wusste sie, wie hoch Konventionen und Höflichkeit bei ihm im Kurs standen und wie sehr er persönliche Konfrontationen jeder Art verabscheute. Wahrscheinlicher erschien es ihr, dass er in Zukunft die Frau seines alten Freundes meiden würde.
    Plötzlich kam ihr ein beängstigender Gedanke. »Wir sind doch verheiratet, oder?«, flüsterte sie und erinnerte sich an das Schicksal ihrer liebsten Romanheldin Jane Eyre. Ihr Ehering hatte einst Fredericks Großmutter väterlicherseits gehört. Die Gravur auf der Innenseite lautete: »Für G. auf ewig E.« Das G stand für Geoffrey und das E offenbar für Elizabeth. Bisher war es ihr nie in den Sinn gekommen, ihn zu bitten, die Gravur zu ändern. Sie hatte sich lediglich geehrt gefühlt. Jetzt fiel ihr ein, Katharine könnte derselbe Ring offeriert worden sein. Nur hatte sie ihn vermutlich abgelehnt. Dann malte sie sich ein noch deprimierenderes Szenario aus: Katharine hatte diesen Ring getragen und war nach der Trennung gezwungen worden, ihn der Familie zurückzugeben. Celia zog ihn zum ersten Mal seit der Hochzeit vom Finger. Das Mondlicht fing sich

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